09.02.2007

Unspektakuläre Büroarchitektur


Köln, Bürogebäude, Lufthansa

Vielleicht war man es bei der Lufthansa einfach leid. Viele Jahre lang musste die Fluggesellschaft Hohn und Spott über sich ergehen lassen für das wenig filigrane Hochhaus ihrer Hauptverwaltung an der Auffahrt zur Deutzer Brücke, das seit der Einweihung im April 1970 das rechte Rheinufer dominierte.

Sicher ist: Anlass zur ähnlicher Häme bietet der neue Sitz, den die Airline noch in diesem Jahr beziehen will, nicht mehr - so viel darf schon angesichts des Rohbaus gesagt werden, in dem am Donnerstag Richtfest gefeiert wurde. Derart unauffällig fügt sich der Neubau an der Deutz-Mülheimer Straße in die städtebaulich schwierige Situation gegenüber der Messehallen ein, dass manch ein Besucher künftig am Lufthansa-Sitz bereits vorbeigefahren sein wird, bevor er merkt, dass hier die deutsche Vorzeige-Airline und Kölns einziges Dax-Unternehmen residiert.

Nun gibt es keine Verpflichtung, dass Parade-Betriebe besser bauen müssen als andere. Die Lufthansa baut in Köln: einen lang gezogenen Baukörper entlang der Straße, fünf Geschosse plus ein nur leicht zurück gezogenes Staffelgeschoss, der Haupteingang durch eine Vollverglasung betont. Zwei Querriegel und ein zweiter Längsblock, leicht zum ersten verschoben und damit auf das recht kleine und zudem rautenförmige Grundstück reagierend. In der Mitte ein Atrium mit Glasdach, vorgesehen vom Architekten als „Dreh- und Angelpunkt des Gebäudes“, genutzt künftig als Cafeteria und für Ausstellungen. Solide, unspektakuläre Büroarchitektur also, entworfen vom Münchner Architekten Alexander Schwab, der sich einen guten Namen gemacht hat mit zahlreichen Bauten im Flughafen- und Logistikbereich.

Die Lufthansa allerdings sitzt nicht in einem Industriegebiet am Stadtrand, sondern in einem zentralen Innenstadtbereich, über dessen Gestaltung bereits vielfältige kluge Gedanken geäußert worden sind. Das Hamburger Büro von Gerkan, Marg und Partner hatte 1999 im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs ein tragbares Konzept für das Areal des ehemaligen Post-Paket-Bahnhofs entwickelt, das allerdings nur in Teilen umgesetzt wurde. Vom Ziel einer hochwertigen Bebauung („Kontorhäuser“) ist nicht all zu viel übrig geblieben, am ehesten noch die Hotelkomplexe („Dorint“ und „SAS Radisson“) - und natürlich die denkmalgeschützte ehemalige Bahnhofshalle, inzwischen Sitz der „Design Post“.

von Christian Hümmeler

Quelle: Kölner Stadtanzeiger vom 08.02.2007 >> mehr unter ksaz.de
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