01.04.2014 Florian Maier

Vom Dock zum Museum – zur Entstehung von BIGs Seefahrtsmuseum

Auf Geheiß der UNESCO musste das Dänische Seefahrtsmuseum nach rund hundert Jahren Schloss Kronborg verlassen. Um die Sicht auf das Baudenkmal zu wahren, durfte der Neubau nur einen Meter hoch werden. Daher zog die Sammlung um in ein 60 Jahre altes, ehemaliges Trockendock vor den Bastionen, direkt am Hafen und unter dem Meersespiegel gelegen.

Architekten: BIG – Bjarke Ingels Group, Kopenhagen
Standort: Kronborg 1, DK-3000 Helsingør

Foto: Rasmus Hjortshøj

Entgegen den Wettbewerbsvorgaben plante das Büro BIG die Baumassen nicht inmitten des 150 m langen, 25 m schmalen Bassins. Stattdessen organisieren sie die Räume großzügig rund um die leere Grube, erhalten und inszenieren sie so als windgeschützten Innenhof und zugleich größtes Ausstellungsstück, das den Maßstab des Schiffbaus eindrucksvoll vermittelt. Rampen und sogar ein Auditorium queren dieses urbane Atrium.

Der Bauprozess stellte alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Im Folgenden illustriert eine Reihe von Abbildungen die wichtigsten Schritte – den Baustellenbildern sind jeweils Fotos des fertigen Projekts aus der gleichen Perspektive gegenübergestellt.

Foto: Dragør Luftfoto

Nachdem die Wassermassen abgelassen und die Wände freigestellt sind, erhält die leere Betonwanne enormen Auftrieb. Abhilfe schafft ein Netz von Bohrpfählen, die über 30 m tief verankert sind. Ein äußerer Mauerring entlastet zusätzlich die erhaltenen Längswände des Docks. Um dem Horizontalschub darüber hinaus entgegenzuwirken, ist die Deckenebene der das Dock querenden Brücke zum Schloss aus Stahlbeton gefertigt

Foto: Ole Thomsen (oben), Rasmus Hjortshøj (unten)

Äußere Spundwände sichern zunächst die Baugrube und entlasten die Dockwände. Im Zwischenraum entsteht dann das unterirdische Museum, dessen Baumasse mittlerweile unter einem begrünten und begehbaren Dach verborgen liegt.

Foto: Ole Thomsen (oben), Thijs Wolzak (unten)

Nachdem die äußeren Mauern befestigt sind, stützen Betonrahmen die erhaltenen Dockwände. Ein Netz aus Bohrpfählen sichert die Bodenplatte. Die Inszenierung der Ausstellung in diesem neu aufgespannten Raum übernahm das Amsterdamer Büro Kossmann.dejong.

Foto: Ole Thomsen (oben), Luca Santiago Mora (unten)

Komplex gestaltet sich der Unterbau der Straße zum Schloss. Zwei gegenläufig gekippte, zum Schnittpunkt hin jeweils dreieckig eingeschnittene Bodenplatten erzeugen eine Abfolge dreidimensional verschränkter Räume: Ein großes Auditorium – mit direktem Blick auf eine der Querverbindungen, auf denen Wechselausstellungen präsentiert werden – geht über in eine darunter gelegene kleinere Tribüne für Schulklassen. Die rund hundert Tonnen schweren tragenden Plattenelemente – Hohlkästen aus Stahl, längs verstärkt mit Stahl-Profilen – wurden in einer chinesischen Werft vorgefertigt, nach Helsingør verschifft und mit Spezialkränen eingehoben.

Foto: Ole Thomsen (oben), Luca Santiago Mora (unten)

Vor wenigen Jahren fristete das aufgelassene Dock friedlich aber funktionslos sein Dasein. Nun quert eine Brücke, zugleich Decke des Auditoriums, den neuen „Schlossgraben“. Am öffentlich zugänglichen Dockboden sind die Köpfe der Bohrpfähle auch im fertigen Zustand noch zu erkennen.

Foto: Luca Santiago Mora

Mehr über das neue Dänische Seefahrtsmuseum von BIG. Weitere Beteiligte:

Tragwerksplanung/Ausführung: Rambøll Danmark, Kopenhagen
Ausstellungsgestaltung: Kossmann.dejong, Amsterdam Eine ausführliche Print-Dokumentation finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe
DETAIL 2014/4 zum Thema »Treppen, Rampen, Aufzüge«
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