05.03.2009 Tina Seyffert

Wenn der Umsteigeplatz zum Experimentierfeld wird

Die Stadt Düsseldorf realisiert bis 2014 sechs neue U-Bahnhöfe. In den architektonischen Schnitträumen sollen attraktive unterirdische Parallelwelten in Kooperation mit Künstlern entstehen, um die U-Bahnhöfe aus der Schublade der reinen Zweckbauten herauszuheben.Da werden Klangräume gebaut, retroreflexive Oberflächen eingesetzt und Farbphantasien wahr.

In einem internationalen Architektenwettbewerb in Kooperation mit verschiedenen Künstlern sind bereits im Jahr 2000 die Ideen dazu entstanden. Gewonnen hatten damals die Darmstädter „Netzwerkarchitekten“. Ihre Idee des unterirdischen Kontinuums hat sehr beeindruckt. Die Gesamtinvestitionen für die künstlerische Gestaltung der attraktiven Parallelwelten belaufen sich auf etwa drei Millionen Euro. Kunst, Architektur, Musik formen gemeinsam ein Erlebnis der ganz anderen Art.

So zum Beispiel versucht Thomas Stricker oben und unten zu vertauschen und lässt den Umsteigenden Fahrgast durch Himmelschleusen gehen. Installierte Medienwände suggerieren den Blick ins Weltall. Das steckt eine Menge technischer Aufwand dahinter, der aber das U-Bahn fahren und vor allem das aus-, ein- und umsteigen zu einem positiven Erlebnis macht.

Heike Klussmann arbeitet mit "Räumlichkeit" und "Nichträumlichkeit". Sie will in Abhängigkeit von Licht, Reflexion und Bewegung thematisieren. Die dreidimensionale Wirkung von Räumen und geometrischen Raumelementen wird konterkariert. Aus bestimmten Blickwinkeln soll der Raum eine dritte Dimension bekommen, die kurzzeitig als überstrahlte Fläche erscheint. Sie verwendet dazu eine retroreflexive Oberfläche als Wandverkleidung.

Den Fokus auf den Klang und die Überlagerung gelegt, arbeiten die Künstler Ralf Brög und Petra Rink an Klangräumen. Die Raumwahrnehmung soll durch Sound modelliert werden. In dem von ihnen gestalteten U-Bahnhof wird es drei Zugänge geben und damit drei Räume, die es zu gestalten gilt. Diese Räume sehen die Künstler als Labor, Theater und Auditorium, wobei das Labor für "experimentellen Inszenierung" genutzt werden soll und dazu dient akustische Phänomene sichtbar zu machen. Im Bereich „Theater“ soll es poetische visuelle Inszenierungen geben und im Auditorium wird mit Klangtricks und Vorhang Verwirrung gestiftet.

Ganz anders arbeitet Manuel Franke. Er sieht die Verbindung der U-Bahnhöfe als eine Vermischung von Farbräumen. Hinter einer gläsernen Wand liegt ein Farbraum, der von einem pulsierenden Linienstrom durchzogen ist. Er soll wie Adern, Strömungslinien oder Bewegungslinien einer Langzeitbelichtung wirken und die Dynamik der ein- und ausströmenden Fahrgäste aufnehmen. Aber auch die Form des Raumes wird berücksichtigt. Wird der Raum enger, soll sich auch der Linienstrom bündeln.

Die Stadt Düsseldorf setzt damit ein Zeichen in Sachen Erlebnisarchitektur und zeigt neue Chancen für die derzeit oft ungeliebten Zweckbauten in jeder Stadt auf.

Foto: Stadt Düsseldorf, www.duesseldorf.de

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