15.03.2022

Digitalisierung im sozialen Wohnungsbau

© ARGE e.V.

DETAIL: SmartHome ist in aller Munde. Kann sich das der Sozialwohnungsbau überhaupt leisten?
Dietmar Walberg: Alles was beim Bauen geschieht, soll langfristig und auf die nachhaltige Wirksamkeit bedacht werden. Man sollte nicht immer gleich auf jeden Hype setzen. SmartHome deckt verschiedenste Komponenten von Sicherheit, Wohnen im Alter, bis zu reinen Erlebnis- und Spaßfunktionen ab. Im sozialen Wohnungsbau und insbesondere da, wo es um spezielle Wohnformen oder spezielle Zielgruppen geht, z. B. Wohnen im Alter oder Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Behinderungen oder Ähnliches, sind digitale Hilfen schon lange Standard. Ambient Assisted Living Systeme tragen dazu bei, dass z.B. ältere Menschen ihre Wohnung länger nutzen können und nicht ins Heim müssen. Diese werden heute auch schon gefördert – auch im sozialen Wohnungsbau. Man sollte sich überlegen, ob man noch zusätzliche Leitungsvorhaltungen ermöglicht, um Technik nachzurüsten zu können, von der man heute noch gar nicht weiß, dass sie in zehn Jahren existiert. Vor 20 Jahren wussten wir nicht, dass WLAN ohne das Verlegen von Kabeln, Dinge vernetzen kann. Vielleicht wird vieles über diese Wege gehen, das ist schwierig vorauszusehen. Wir bemühen uns, am Ball zu bleiben. Wir beobachten technische Entwicklungen, überprüfen sie auf Anwendbarkeit, wägen das ab und beraten die Wohnungswirtschaft und Investoren diesbezüglich. Vieles findet seinen Weg in den Alltag, aber nicht alles muss gleich umgesetzt werden oder ist technisch sinnvoll.

Dies ist eine Bildunterschrift
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DETAIL: Unterstützt die digitalisierte Baustelle den sozialen Wohnungsbau?
Dietmar Walberg: Die Digitalisierung der Baustelle und des Planens beginnt langsam. Vorsichtig formuliert. Wir haben zusammen mit der Bauwirtschaft, mit der Wohnungswirtschaft mit der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH), und mit den Architekten und Planern und Ingenieuren das BIM-Cluster Schleswig-Holstein gegründet. Wir sind aber immer noch weit entfernt von einer 100 % Umsetzung bei aller am Bau Beteiligten. Die komplexe Vernetzung von digitaler Planung von Produkt, Herstellung über Planung, Einbau, usw. bis hin zum Bestandshalter der Wohnung funktioniert noch nicht wirklich. Das ist ein Prozess der Zukunft. Wir wollen dazu beitragen, dass die Fachöffentlichkeit über die Potenziale und Chancen informiert wird. Die NordBau ist eine wunderbare Plattform dafür. Vorfertigung und serielles Bauen wird dabei auch thematisiert. Die Vorstellung, dass Vorfertigung, ähnlich wie andere Ansätze wie z.B. das Aufstocken oder Ähnliches, unsere Probleme auf einen Schlag lösen, würde ich im Moment als einfache Lösung abweisen. Denn die Vorfertigung war noch nie besonders günstiger als das handwerkliche Erstellen von Gebäuden.
Wir haben in Schleswig-Holstein langjährige Erfahrung mit Vorfertigung. Als einziges westliches Bundesland konnte es in den 70 er bis in die 90er Jahre hinein ein hohes Maß an Vorfertigung und seriellem Bauen vorweisen. Typenplanung und Typengenehmigungen für eine Viertel Million Wohnungen und Gebäude sind hier gemacht worden. Das hat kein anderes Bundesland geschaffen.  Wir haben die Kosten und Effekte sehr intensiv ausgewertet und wir lagen niemals mehr als 10 bis 15 Prozent unterhalb der Margen eines herkömmlich errichteten Gebäudes – trotz der hohen Marktdurchdringung. Und diese hohe Marktdurchdringung werden wir niemals wieder erleben.  Damals wurden ganze Städte gebaut. Große Baugebiete wie Trappenkamp sind auf dem Reißbrett entstanden. Das haben wir heute nicht, wir bleiben am Grundstück hängen, was noch übrig ist, und das ist nicht groß und plan und rechteckig, sondern in der Regel verwinkelt und irgendwo in der Stadt, zwischen Bebauungen oder Baumbestand, und da kann ich mit Rastergebäuden häufig nicht viel ausrichten. Ich scheitere an den Standortbedingungen. Das muss man immer im Hinterkopf behalten. Ja, es gibt Potenziale für Vorfertigung, aber die sind endlich.

 

Lesen Sie hier das komplette Interview mit Dietmar Walberg zu:
Baukostenreduzierung im Wohnungsbau
Infrastrukturen im Wohnungsbau
Alternativen zum Neubau bei Baulandmangel


Interview mit Dietmar Walberg, Geschäftsführer Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V., Kiel


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