Gemeinschaft schützt vorm Altern nicht - macht aber glücklich

Wie wollen wir im Alter leben? Möglichst ähnlich wie schon vorher, ist die Antwort, die die multifacettierte Vortragsveranstaltung „Glücklich vergreisen“ auf der diesjährigen „Altenpflege“, der Leitmesse für die Pflegewirtschaft, gab. Dabei wurde klar, dass wir unterschiedliche Stufen des Älterwerdens im Blick haben müssen, für die je eigene Lebens- und Wohnmodelle gelten. „Wohnen in der Gemeinschaft“ war hier ein Schlüsselbegriff. Dabei reicht dessen Ausformulierung vom relativ eigenständigen Leben in der Community bis zum Pflegeheim mit Gemeinschaftsküche. Doch auch kulturelle und soziale Unterschiede bedingen unterschiedliche Lebensmodelle.
Während es zum Beispiel für die schwulen und lesbischen Bewohner einer neuen Siedlung in Palm Springs in Kalifornien im Alter grundsätzlich ähnlich weiter gehen soll wie heute, müssen für Patienten geriatrischer und demenzorientierter Einrichtungen Konzepte entwickelt werden, die den veränderten Wahrnehmungsstrukturen Dementer Rechnung tragen. Gleichzeitig wurden aus dem Bereich des Universal Design zahlreiche kluge Entwürfe vorgestellt, die vielen Bevölkerungsgruppen – vom Kleinkind bis zum Greis – helfen, alltägliche Handgriffe auszuführen. Denn ein Fazit sprach deutlich aus allen Vorträgen: Eigenständigkeit und ein selbstbestimmter Alltag mit vielen sinnlichen, naturnahen Anregungen, kommunikativem Austausch und der Möglichkeit des „selber Machens“ hält uns geistig fit und macht uns glücklich – bis ins hohe Alter.
Soziale und kulturelle Unterschiede
Wir altern nicht alle gleich, und Altern ist in anderen Ländern mit anderen Lebenskonzepten verknüpft als hierzulande. Lilly Bozzo-Costa von der FH Zwickau wies in ihrem Vortrag sowohl auf die sozialen als auch die kulturellen Unterschiede beim Altern hin. Während man Senioren in China meist in Begleitung kleiner Kinder darstellt, gilt in Deutschland das Klischee vom „Rentner mit Hund“. Zudem bedeute es einen großen Unterschied, ob jemand im Alter über die finanziellen Mittel verfüge, sich in einer Retirement City versorgen zu lassen oder ob er sich seine Rente mit Pfandflaschen sammeln oder Ähnlichem aufbessern muss. In Bozzo-Costas Seminaren zur Gestaltung von Produkten und Lebensräumen „Ü 60“ werden daher auch sehr realistische Konzepte für alternde Obdachlose entwickelt – zum Beispiel mittels umfunktionierter Papiercontainer.
Wir altern nicht alle gleich, und Altern ist in anderen Ländern mit anderen Lebenskonzepten verknüpft als hierzulande. Lilly Bozzo-Costa von der FH Zwickau wies in ihrem Vortrag sowohl auf die sozialen als auch die kulturellen Unterschiede beim Altern hin. Während man Senioren in China meist in Begleitung kleiner Kinder darstellt, gilt in Deutschland das Klischee vom „Rentner mit Hund“. Zudem bedeute es einen großen Unterschied, ob jemand im Alter über die finanziellen Mittel verfüge, sich in einer Retirement City versorgen zu lassen oder ob er sich seine Rente mit Pfandflaschen sammeln oder Ähnlichem aufbessern muss. In Bozzo-Costas Seminaren zur Gestaltung von Produkten und Lebensräumen „Ü 60“ werden daher auch sehr realistische Konzepte für alternde Obdachlose entwickelt – zum Beispiel mittels umfunktionierter Papiercontainer.
Eigenständigkeit
Eine möglichst lange Eigenständigkeit ist eine entscheidende Voraussetzung für zufriedenes Altern. Der Produktdesignstudent Rafael Biller entwickelte in Rücksprache mit älteren Nachbarn drei Produkte, die diesen helfen den Alltag leichter zu bewältigen. Dabei hatte er vor allem motorische Einschränkungen durch schwächere Handgelenke oder Tremor im Blick. Heraus kamen: Erstens ein breiter Topfgriff, der sich an viele unterschiedliche Töpfe anpasst und das Hantieren mit Töpfen bequemer und einfacher macht. Zweitens ein Schlüsselaufsatz, der die Hebelwirkung von Schlüsseln vergrößert und den Schlüsselkopf verbreitert, um so das Aufschließen – zum Beispiel auch für Kinder – zu erleichtern. Und drittens ein trichterförmiger Aufsatz für das Schloss, der es Tremor- oder Parkinson-Patienten erleichtert, den Schlüssel ins Schloss zu führen. Ebenfalls von der FH Zwickau stammt der Entwurf einer schwenkbaren Badewanne „Chilltub“ (Design: Julian Wiesermann) für querschnittsgelähmte Menschen. Das Produkt ist nicht nur hochergonomisch gestaltet, die elegante Form befreit es auch von der Stigmatisierung des „Behinderten-Designs“.
Eine möglichst lange Eigenständigkeit ist eine entscheidende Voraussetzung für zufriedenes Altern. Der Produktdesignstudent Rafael Biller entwickelte in Rücksprache mit älteren Nachbarn drei Produkte, die diesen helfen den Alltag leichter zu bewältigen. Dabei hatte er vor allem motorische Einschränkungen durch schwächere Handgelenke oder Tremor im Blick. Heraus kamen: Erstens ein breiter Topfgriff, der sich an viele unterschiedliche Töpfe anpasst und das Hantieren mit Töpfen bequemer und einfacher macht. Zweitens ein Schlüsselaufsatz, der die Hebelwirkung von Schlüsseln vergrößert und den Schlüsselkopf verbreitert, um so das Aufschließen – zum Beispiel auch für Kinder – zu erleichtern. Und drittens ein trichterförmiger Aufsatz für das Schloss, der es Tremor- oder Parkinson-Patienten erleichtert, den Schlüssel ins Schloss zu führen. Ebenfalls von der FH Zwickau stammt der Entwurf einer schwenkbaren Badewanne „Chilltub“ (Design: Julian Wiesermann) für querschnittsgelähmte Menschen. Das Produkt ist nicht nur hochergonomisch gestaltet, die elegante Form befreit es auch von der Stigmatisierung des „Behinderten-Designs“.
Gemeinschaft und Bewegung
Gemeinschaftsbereiche als Orte des Austauschs und des gemeinsamen Arbeitens waren in vielen Senioren-Wohnkonzepten zu finden: Der Journalist Uwe Bresan stellte das von den Architekten Hollwich & Kushner initiierte Community-Modell BOOM für Schwule in Palm Springs vor. Es besitzt einen zentralen öffentlichen Gemeinschaftsbereich umgeben von individuellen Wohneinheiten nach der Gestaltung von Architekten wie Jürgen Mayer H oder Diller Scofidio + Renfro. Ein Jogging-Parcours führt über die Dächer der Bungalows: „Empowerment statt Retirement“ stehe hier im Vordergrund, so Bresan. Der Architekt Tobias Buschbeck zeigte zwei Konzeptmodelle zum Thema Gemeinschaft: Zunächst ein Wohnmodell mit offenen Laubengängen rund um einen überdachten Wintergartenhof für ein generationenübergreifendes Wohnen von Senioren und Studenten. Für den Bereich der Demenzpflege schlug er eine zentrale Wohnküche als Verteilerraum vor, in der die Bewohner ihre vorhandenen Fähigkeiten zum Kochen, Zubereiten und Aufräumen einsetzen könnten. Gleichzeitig böte ein breiter, als „Rundlauf“ angelegter Flur den demenzkranken Bewohnern die Möglichkeit, ihren starken Bewegungsdrang auszuleben.
Gemeinschaftsbereiche als Orte des Austauschs und des gemeinsamen Arbeitens waren in vielen Senioren-Wohnkonzepten zu finden: Der Journalist Uwe Bresan stellte das von den Architekten Hollwich & Kushner initiierte Community-Modell BOOM für Schwule in Palm Springs vor. Es besitzt einen zentralen öffentlichen Gemeinschaftsbereich umgeben von individuellen Wohneinheiten nach der Gestaltung von Architekten wie Jürgen Mayer H oder Diller Scofidio + Renfro. Ein Jogging-Parcours führt über die Dächer der Bungalows: „Empowerment statt Retirement“ stehe hier im Vordergrund, so Bresan. Der Architekt Tobias Buschbeck zeigte zwei Konzeptmodelle zum Thema Gemeinschaft: Zunächst ein Wohnmodell mit offenen Laubengängen rund um einen überdachten Wintergartenhof für ein generationenübergreifendes Wohnen von Senioren und Studenten. Für den Bereich der Demenzpflege schlug er eine zentrale Wohnküche als Verteilerraum vor, in der die Bewohner ihre vorhandenen Fähigkeiten zum Kochen, Zubereiten und Aufräumen einsetzen könnten. Gleichzeitig böte ein breiter, als „Rundlauf“ angelegter Flur den demenzkranken Bewohnern die Möglichkeit, ihren starken Bewegungsdrang auszuleben.
Im Garten zu Hause
Bei sander.hofrichter architekten sind ähnliche Lösungen bereits Realität: Martin Rieger stellte zahlreiche Beispiele aus seiner Praxis als Architekt von Seniorenwohnheimen und geriatrischen Pflegeeinrichtungen vor. Hier ging es neben klaren Farb- und Orientierungskonzepten um geschickte Detaillösungen, die das Leben der Bewohner erleichtern und bereichern – zentral angeordnete Wohnküchen gehören dazu. Auch spielt der Außenbezug zur Natur von den Innräumen aus eine entscheidende Rolle. Niedrige Fensterbrüstungen, Terrassen und Balkone ermöglichen die uneingeschränkte Naturwahrnehmung.
Die Designstudentin (FH Zwickaus) Carolin Schulze geht den umgekehrten Weg: Sie macht den Garten mobil. Um ihren Großeltern die geliebte Gartenarbeit auch im fortgeschrittenen Alter zu ermöglichen, erfand sie einen mobilen Gartenhelfer, den sie in einem weiteren Schritt zur multifunktionalen Einheit für den Pflegebereich weiterentwickelte: Von der Küchenkräuterbank bis zum Blumenzimmer können Heimbewohner das Unit auf unterschiedliche Weise bestücken und einsetzen, und sich so ein Stück Natur ins Haus holen. Eine personalisierte, handgenähte Tasche für persönliche Gegenstände ergänzt das Konzept um die – gerade im Bereich der Demenzpflege – wichtige persönlich-biografische Komponente.
Bei sander.hofrichter architekten sind ähnliche Lösungen bereits Realität: Martin Rieger stellte zahlreiche Beispiele aus seiner Praxis als Architekt von Seniorenwohnheimen und geriatrischen Pflegeeinrichtungen vor. Hier ging es neben klaren Farb- und Orientierungskonzepten um geschickte Detaillösungen, die das Leben der Bewohner erleichtern und bereichern – zentral angeordnete Wohnküchen gehören dazu. Auch spielt der Außenbezug zur Natur von den Innräumen aus eine entscheidende Rolle. Niedrige Fensterbrüstungen, Terrassen und Balkone ermöglichen die uneingeschränkte Naturwahrnehmung.
Die Designstudentin (FH Zwickaus) Carolin Schulze geht den umgekehrten Weg: Sie macht den Garten mobil. Um ihren Großeltern die geliebte Gartenarbeit auch im fortgeschrittenen Alter zu ermöglichen, erfand sie einen mobilen Gartenhelfer, den sie in einem weiteren Schritt zur multifunktionalen Einheit für den Pflegebereich weiterentwickelte: Von der Küchenkräuterbank bis zum Blumenzimmer können Heimbewohner das Unit auf unterschiedliche Weise bestücken und einsetzen, und sich so ein Stück Natur ins Haus holen. Eine personalisierte, handgenähte Tasche für persönliche Gegenstände ergänzt das Konzept um die – gerade im Bereich der Demenzpflege – wichtige persönlich-biografische Komponente.
Erinnerungen wecken
Ob solch ein Konzept auch in Akutkrankenhäusern für demenzkranke Patienten eingesetzt werden kann? Kathrin Büter von der Technischen Universität Dresden forscht zum Thema „demenzsensible Gestaltung im Krankenhaus“ – und ist sich nicht sicher: Das schlecht arbeitende Kurzzeitgedächtnis von Demenzkranken führt immer wieder zu Desorientierung für den Patienten im Krankenhaus; er weiß dann nicht mehr, wo er ist. Aber die „Simulation von Heimat“, die Übertragung des häuslichen Umfelds auf das Krankenhaus berge ebenfalls die Gefahr der Verwirrung, meint Büter.
Die Erinnerung von Demenzkranken wecken und ihnen spielerische Anregungen bieten – das ist die Idee hinter den Mauser-Vorwandsystemen, die Georg Wittenbrink vorstellte. Sie beziehen möglichst viele Sinne ein – sehen, hören, tasten – und werden thematisch und regional unterschiedlich gestaltet. So ist ein Wandsystem mit dem Thema „Kühe“ mit einem großes Kuhfell bespannt und neben dem Foto einer Kuh auch mit einer Kuhglocke und eine Milchkanne bestückt.
Die Erinnerung von Demenzkranken wecken und ihnen spielerische Anregungen bieten – das ist die Idee hinter den Mauser-Vorwandsystemen, die Georg Wittenbrink vorstellte. Sie beziehen möglichst viele Sinne ein – sehen, hören, tasten – und werden thematisch und regional unterschiedlich gestaltet. So ist ein Wandsystem mit dem Thema „Kühe“ mit einem großes Kuhfell bespannt und neben dem Foto einer Kuh auch mit einer Kuhglocke und eine Milchkanne bestückt.
Städtebauliche Integration
Lutz Rudolph von BVier Architekten ging auf die städtebauliche Ebene in der Planung ein. Er führte vor, dass gut geplante und ausgestatte Altersheime durchaus das Potenzial besitzen, sich in urbane oder kommunale Zusammenhänge zu integrieren und hier sogar zentrale soziale Funktionen übernehmen können. Ein von BVier geplantes Altersheim in Österreich besitzt eine große zentrale Halle, die vielfältig bespielt werden kann. Zusätzlich gibt es viele weitere Angebote – vom Friseur bis zum Bäcker. Das Altenheim ist dadurch inzwischen so beliebt, dass in der zentralen Halle nicht nur Flohmärkte, Konzerte und Feste stattfinden, sondern dass die hier angesiedelte Bäckerei sowie das Café – auf Grund der hohen Qualität ihrer Produkte – eine ernst zu nehmende Konkurrenz für das Gewerbe in der Stadt geworden sind.
Lutz Rudolph von BVier Architekten ging auf die städtebauliche Ebene in der Planung ein. Er führte vor, dass gut geplante und ausgestatte Altersheime durchaus das Potenzial besitzen, sich in urbane oder kommunale Zusammenhänge zu integrieren und hier sogar zentrale soziale Funktionen übernehmen können. Ein von BVier geplantes Altersheim in Österreich besitzt eine große zentrale Halle, die vielfältig bespielt werden kann. Zusätzlich gibt es viele weitere Angebote – vom Friseur bis zum Bäcker. Das Altenheim ist dadurch inzwischen so beliebt, dass in der zentralen Halle nicht nur Flohmärkte, Konzerte und Feste stattfinden, sondern dass die hier angesiedelte Bäckerei sowie das Café – auf Grund der hohen Qualität ihrer Produkte – eine ernst zu nehmende Konkurrenz für das Gewerbe in der Stadt geworden sind.