28.03.2012 Maier@detail.de

Neues Stadtquartier am Güterbahnhof Tübingen

Der städtebauliche Wettbewerb erbrachte ein für Eigentümer und Stadtverwaltung überzeugendes Konzept. Der Hemmschuh »Kulturdenkmal« scheint damit ausgeräumt.
 
Die Flächen des ehemaligen Güterbahnhofs sind mit etwa neun Hektar eines der größten und wichtigsten zentralen Entwicklungsgebiete der Universitätsstadt Tübingen. Das Areal liegt südlich des Neckars in nur 500 Metern Entfernung vom Stadtzentrum. Hier soll künftig ein lebendiges, gemischt genutztes Stadtquartier entstehen. Dazu gehören hochwertige öffentliche Freiflächen sowie ein attraktives Fußwegenetz.
 
Für einen knapp sieben Hektar umfassenden Teil des Areals wurde im Oktober 2011 ein städtebaulich-freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb ausgeschrieben. Wichtige Aspekte für die Entwürfe waren:
  • Maßstäblichkeit
  • Flexibilität der Baustrukturen
  • Möglichkeit zur kleinteiligen Entwicklung und Parzellierung
  • Nachhaltigkeit der Entwicklung
  • Urbanität
  • zeitgemäße Wohn- und Arbeitsformen
  • identitätsstiftende Qualität der öffentlichen Räume
Am 17. März 2012 hat ein Preisgericht die Gewinner gekürt: Das überzeugendste Konzept kommt von der Arbeitsgemeinschaft ANP Architektur- und Planungsgesellschaft, Kassel,  und GTL Gnüchtel Triebswetter Landschaftsarchitekten, Kassel.

Pläne: ANP Architektur- und Planungsgesellschaft und GTL Gnüchtel Triebswetter Landschaftsarchitekten

Der Entwurf gefiel vor allem wegen der Erweiterung der Eisenbahnstraße zu einem Quartiers-Boulevard. Dadurch schließt das Wettbewerbsareal mit hoher Qualität an die Südstadt an. Es zeichnet sich außerdem durch eine gute Wirtschaftlichkeit und hohe Flexibilität aus. Größere Investoren wie auch Tübinger Bauherren wären gleichermaßen gut bedient, so die Jury.

Foto: a:dk architekten datz kullmann

In dieser Struktur kann der alte Güterbahnhof hervorragend bestehen und könnte Aufgaben wie Café und Kindergarten beherbergen. Der öffentliche Platz an dieser Stelle im Süden der Halle wirkt wie eine Aufweitung des Boulevards Eisenbahnstraße - funktional und als das Quartier prägender Stadtraum.
 
An die zweite Position setzte das Preisgericht das gemeinsame Konzept von Steidle Architekten und vom Büro t17 Landschaftsarchitekten, beide aus München. Der Entwurf fügt sich sehr gut in die umgebenden städtebaulichen Strukturen ein. Dies geschieht insbesondere durch die Aufnahme vorhandener Straßenachsen sowie die Ausbildung stadtbildtypischer Strukturen und Blockgrößen. Die angebotenen städtisch ausgebildeten Gebäudekörper und -tiefen sind robust und flexibel ausgebildet, so dass verschiedene Wohnungstypen und Nutzungsmöglichkeiten innerhalb des Mischgebiets ermöglicht werden.

Foto: a:dk architekten datz kullmann

Die Freiräume sind richtig gesetzt und gut proportioniert – der Platz am zukünftigen Bahnhof bildet das nördliche Entree zum Quartier. Insbesondere der Erhalt der Güterhalle ergänzt stimmig den angebotenen zentralen Quartiersplatz mit einer hohen Aufenthaltsqualität.

Pläne: Steidle Architekten und Büro t17 Landschaftsarchitekten

Statt der Vergabe eines dritten Preises beschloss das Preisgericht, an vier Arbeitsgemeinschaften eine Anerkennung auszusprechen:

  • Erich W. Baier Architektur + Städtebau mit Alexander Over, Landschaftsarchitekt, beide München
  • Wick + Partner Architekten Stadtplaner mit Lohrberg Stadtlandschaftsarchitektur, beide Stuttgart
  • Ackermann & Raff, Tübingen mit Jörg Stötzer, Landschaftsarchitekt, Stuttgart
  • Andreas Huhn Architekten, Tübingen mit Axel Klapka, Landschaftsarchitekt, Berlin
Das Preisgeld für den ersten Platz beträgt 33.000 Euro und für den zweiten 17.000 Euro. Die Anerkennungen sind mit jeweils 5.000 Euro Preisgeld verbunden.

 
 
Preisgericht und Wettbewerb
Unter dem Vorsitz von Prof. Heinz Nagler, Architekt und Stadtplaner, Stuttgart/Cottbus, waren als Preisrichter u. a. tätig: 
  • Susanne Burger, Landschaftsarchitektin, München
  • Prof. Susanne Dürr, Architektin, Karlsruhe
  • Alf Hoinkis, Architekt, DB S Imm, Karlsruhe
  • Boris Palmer, Oberbürgermeister, Universitätsstadt Tübingen
  • Dr. Elmar Schütz, Stadtplaner, aurelis, Frankfurt
  • Cord Soehlke, Baubürgermeister, Universitätsstadt Tübingen
  • Prof. Sophie Wolfrum, Stadtplanerin, München
Baubürgermeister Cord Soehlke: »Es hat sich auch hier gezeigt, dass eine frühzeitige Bürgerbeteiligung die beste Grundlage für ein städtebauliches Projekt schafft und ich danke allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit.«

Ernennung zum Kulturdenkmal durchkreuzte Pläne
Im Rahmen der vorbereitenden Untersuchungen zum Projekt hatte das Regierungspräsidium Tübingen die eigentlichen Güterbahnhofsgebäude in die Liste der Kulturdenkmale aufgenommen. Durch einen zwingenden Erhalt des Gebäudeensembles hätten sich die Flächen, die für eine Neubebauung zur Verfügung stehen würden, erheblich verringert. Die Eigentümer, aurelis Real Estate und DB Services Immobilien, hatten daraufhin bezweifelt, das Projekt ließe sich ausreichend profitablen durchführen.
 
Nach umfangreicher Diskussion in Politik und Öffentlichkeit konnten sich die Eigentümer und die Universitätsstadt Tübingen darauf einigen, dass das Gebäudeensemble oder Teile davon erhalten bleiben soll, wenn es sich städtebaulich und ökonomisch sinnvoll in ein Gesamtkonzept integrieren lässt. Die Klärung sollte über diesen städtebaulichen Wettbewerb erfolgen.
  Ausstellung der eingereichten und prämierten Wettbewerbsarbeiten
Technisches Rathaus, Brunnenstraße 3, Foyer (barrierefreier Zugang)
26. bis 30. März 2012
Montag bis Donnerstag 8 bis 12 Uhr und 13 bis 17 Uhr
Freitag 8 bis 13 Uhr

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