RKW Architektur + Städtebau wurde 60

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Es wäre die Recherche wert, einmal zu ergründen, wie und wann der Begriff „Drei-Buchstaben-Büro“ entstand – als Synonym für ein projekthungriges Großbüro, für Architekturfirmen in der Art von gmp (Gerkan, Marg und Partner), BRT (Bothe Richter Teherani) oder eben Rhode, Kellermann Wawrowsky, kurz RKW. Nicht unwahrscheinlich, das sich der Terminus zuerst auf RKW bezog, denn das Büro feierte am 14. Januar sein 60-jähriges Bestehen – und ist damit eines von ganz wenigen Büros in der Bundesrepublik, das auf eine sechs Jahrzehnte umspannende Bautätigkeit zurückblicken kann. Mehr als 300 Gebäude entstanden in dieser Zeit. Anfang 1950 gründete Helmut Rhode das Büro mit Hauptsitz in Düsseldorf, das derzeit 250 Mitarbeiter beschäftigt und zwei Niederlassungen in Deutschland (Frankfurt und Leipzig) und drei im Ausland (Warschau, Danzig und Moskau) unterhält.
Großbüros stehen leicht im Verdacht, in erster Linie groß zu sein, dafür aber in ihrer architektonischen Handschrift wenig profiliert. Auch wenn RKW Architektur + Städtebau nicht zu den Architekturbüros gehört, deren Handschrift auf den ersten Blick erkennbar ist – an Profil mangelt es deshalb keineswegs.
Die eine architektonischen Handschrift gebe es nicht, sagt Gesellschafter Johannes Ringel, weil RKW nie von einer Persönlichkeit alleine geprägt worden sei: „Wir waren immer unterschiedlichen Charaktere mit unterschiedlichen Positionen unter einem gemeinsamen Dach“. Verbindend sei aber die gemeinsame Haltung zur Architektur. So prägen eine intensive Auseinandersetzung mit den örtlichen Verhältnissen und eine ausgeprägte Kundenorientierung die Arbeit. Die Orientierung auf die Bedürfnisse der Bauherren hat bei RKW Tradition. Andererseits müsse man auch mal "Nein" sagen können, wenn Dinge qualitativ nicht mehr zu vertreten seien. „Und das passiert gar nicht so selten“, erklärt Friedel Kellermann, der seit 40 Jahren die Geschicke des Büros begleitet.

Geschäftsführender Gesellschafter Friedel Kellermann

Fast im Stillen und eher abseits der großen Projekte hat sich RKW seit Ende der achtziger Jahre fundierte Kompetenzen beim Bauen im Bestand angeeignet. Historische Warenhäuser in Köln und Düsseldorf und in Potsdam wurden sorgfältig wiederhergestellt, aber auch Bauten der Nachkriegsmoderne wie das Kino Zoo-Palast in Berlin. In keiner Stadt konnte RKW an so vielen Projekten die Kompetenz zur behutsamen Transformation historischer Bauten unter Beweis stellen wie in Leipzig: In den 17 Jahren seit die Leipziger Dependance besteht, sanierten die Architekten zahlreiche Denkmalbauten. Alte Messehöfe wie Specks Hof, Barthels Hof und Webers Hof wurden erneuert und baulich ergänzt, außerdem zahlreiche Geschäfthäuser des Historismus und der frühen Moderne.
Groß geworden ist RKW Architektur + Städtebau mit dem Bau von Büro- und Geschäftshäusern, vor allem aber mit Handelsimmobilien, also Kaufhäuser und Einkaufszentren. Ausgangspunkt dafür war die Tätigkeit für den Handelskonzern Horten. Sie begann 1960 mit dem Auftrag für die Düsseldorfer Hauptverwaltung des Unternehmens, das „Haus am Seestern“. Diese Jahrzehnte währende Partnerschaft war für das Büro eine entscheidende Weichenstellung, denn sie begründete eine Expertise in der Handelsarchitektur, die das Profil von RKW bis heute prägt.

Hotel Horten in Dortmund (1960, Foto: Manfred Hanisch)

Daneben zählt die Planung großer Bürohäuser bis heute zu den Schwerpunkten von RKW. 2009 stellte man das Verwaltungszentrum des Energieversorgers EnBW in Stuttgart-Möhringen fertig, Auf ca. 3,5 ha Fläche entstanden drei Büroriegel, ein sieben-geschossiges Forum und ein Hochhaus mit 16 Etagen. Die mehrschichtige Fassade des Hochhauses verwandelt ihre Erscheinung durch Gewebefläche aus Edelstahl abhängig von Wetter und Tageszeit. Der Energieverbrauch liegt 54 Prozent unter den Durchschnittswerten vergleichbarer Bürobauten und damit deutlich unter den Vorgaben der Energieeinsparverordnung.
Als Erfolggeschichte erwies sich das Engagement von RKW in Osteuropa, insbesondere mit Polen. Hier konnte sich das Büro mit inzwischen zwei Niederlassungen sehr erfolgreich am Markt etablieren. In Polen nimmt derzeit auch jenes Projekt Gestalt an, das bei Nicht-Architekten wohl am meisten Aufmerksamkeit erregen dürfte: die Baltic Arena am Danziger Ostseestrand, einer der Austragungsorte der Fußball-EM 2012.

Franz-Mehring-Schule, Foto: Gunter Binsack

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