14.04.2010 Frank Kaltenbach

VitraHaus

Foto: Frank Kaltenbach

Architekten: Herzog & de Meuron

Foto: ACE

Das Prinzip des Übereinanderstapelns hat Herzog & de Meuron schon öfter eingesetzt: Der Rohbau des VitraHauses aus grauem Beton erinnerte an die Betonskulptur der Basler im Park von Jinhua. Auch bei den ersten Entwürfen für die Erweiterung der Tate Modern schraubten sich quer übereinander liegende Kuben in die Höhe. Das neueste noch im Bau befindliche Stapel-Projekt von H & deM liegt nur knapp über dem Rhein, fast in Sichtweite des VitraHauses: Das Hauptquartier des Schweizer Pharmaunternehmnes Actelion in Allschwil.

Pressekonferenz bei der Eröffnung am 12. Februar 2010: Rolf Fehlbaum (Vitra), Pierre de Meuron, Jacques Herzog (von links).

»Wer Künstler beauftragt, muss sich im Klaren sein, dass sie zunächst für ihr eigenes Werk arbeiten und nicht für den Auftraggeber, man muss also versuchen, ihre Ideen für die eigene Sache zu nutzen«. Rolf Fehlbaum hat es vorzüglich verstanden die abstrakte Raumskulptur mit seinen Möbeln zu bespielen. Schließlich hat er Erfahrung mit extravaganten Architekten: Nicholas Grimshaw, Frank Gehry, Zaha Hadid, Tadao Ando, und Alvaro Siza haben bemerkenswerte viel diskutierte Bauten auf dem Vitra Campus hinterlassen. Ein Kuppelzelt von Richard Buckminster Fuller und ein demontierbares Tankstellenhäuschen von Jean Prouvé sind historische Beispiele die hierher transportiert wurden, doch Fehlbaums Bautätigkeit geht weiter: Eine Bushaltestelle von Jasper Morrison kam 2009 dazu, ein Logistikzentrum von SANAA ist bereits in Betrieb, nur die weißen Vorhangfassaden aus Acrylglas fehlen noch. Die Realisierung der bereits geplanten Künstlerateliers des Chilenen Alejandro Aravena wurden jedoch zunächst auf Eis gelegt – die Finanzkrise!

Foto:

Vitra Campus

1 VitraHaus, Herzog & de Meuron, 2010
2 Factory Building, SANAA, 2010
3 Bus Stop, Jasper Morrison, 2006
4 Factory Building, Alvaro Siza, 1994
5 Fire Station, Zaha Hadid, 1993
6 Conference Pavilion, Tadao Ando, 1993
7 Vitra Design Museum, Frank Gehry, 1989
8 Factory Building, Frank Gehry, 1989
9 Gate, Frank Gehry, 1989
10, 11 Factory Buildings, Nicholas Grimshaw, 1981/1987
12 Dome, Richard Buckminister Fuller, 1978/2000
13 Petrol Station, Jean Prouvé, 1953/2003

Lageplan

Foto: Premios de Construcción Sostenible

Bei so viel prominenten Architekten verwundert es beinahe, dass erst jetzt mit dem VitraHaus ein Bau von Pierre de Meuron (links) und Jacques Herzog aus dem benachbarten Basel dazugekommen ist.

Foto: MUSAC

Den schönsten Anblick bot die Baustelle ohne Verglasung und ohne Gerüste als abstrakte graue Betonskulptur. Die Architekten entschieden sich diesen Eindruck aus stranggepressten Einfamilienhäusern durch die Gleichbehandlung von Fassaden und Dach so weit wie möglich beizubehalten. Die Baustellenbilder vom Juni 2009 zeigen verschiedene FArbstudien der Putzfassade vor Ort.

ASCER

Im Innern der aufgetürmten Riegel ergibt sich ein spannungsreicher Außenraum, der zwischen den Volumen Blickachsen freigibt zum Design Museum. Während die eigentliche Möbelausstellung der »Home Collection« in den Obergeschossen inszeniert ist, wird der Besucher im Erdgeschoss von übergeordneten Funktionen empfangen. An die Empfangshalle schließt sich links der Shop und rechts das Café an. Die »Business Lounge« ist als separates »Haus« für bewirtete Veranstaltungen nutzbar und die »Vitra Vitrine« zeigt Möbelklassiker in der berühmten Regalanordnung übereinander.

Grundriss Untergeschoss

Grundriss Erdgeschoss

AHEC

Wenn man mit dem Auto um das Gebäude herumfährt, ergeben sich immer neue Kompositionen aus den geschlossenen und verglasten Häuserstangen – es scheint sich wie ein kinetisches Modell zu bewegen.

rbi

Die Fassaden der Vitra Vitrine sind aus geschwungenem Holz, als vergrößerte Skalierung der Lehnen der Stuhlklassiker, die darin ausgestellt werden.

Ein-und Durchblicke durch mehrere Häuser hindurch.

Schnitte

Foto: detail

Erdgeschoss: »Business Lounge« als funktional unabhängiger Veranstaltungsraum (links) und Empfangshalle mit Shop und Café (rechts).

Foto: COAC

Spiel mit dem Maßstab: Die Fassaden der Vitra Vitrine als vergrößerte Stuhllehnen, während im Shop kleinmaßstäbliche Modelle der Möbel angeboten werden.

AGI Architects

Spiel mit den Öffnungen: nur im Café im Erdgeschoss sind die Seiten des »Hauses« verglast, der Blick von der überdachten Terrasse geht zum Werkstor mit dem Design Museum.

Die extrudierten Häuser für die Ausstellung der »Home Collection« sind am Ende abgeschnitten und verglast. Je nach Ausrichtung wird hier der Blick in die Umgebung gerahmt: Nach Norden zu den Weinbergen des badischen Schwarzwalds, nach Westen ins Elsass, Nach Süden zu den Schornsteinen von Basel und nach Südosten zum Design Museum.

Foto:

Jedes Geschoss ist einer eigenen Wohnwelt gewidmet. Man fährt mit dem Lift zur 4. Etage, der »Loft Terrace«. Von hier schlendert der Besucher über schneckenförmig verschlungene Treppen zuerst zu den Vitra Classics im 3. OG und dann weiter auf Ebene 2 und 1 mit den Themen »Zuhause, Wohnen, Essen, Arbeiten«.

Foto: Niegel Young - Foster Partners

Die Verschneidung der einzelnen Häuser erzeugt aus dem simplen Grundtypus komplexe Räume, deren Lichtwirkung bereichsweise durch reflektierende Stucco Lustro- Oberflächen gesteigert wird (links).

Foto: ESCV 2010

Die überraschenden Ein-, Aus- und Durchblicke machen neugierig und spornen an den Raum zu erforschen. Das Gebäude kann aufgrund dieser räumlichen Komplexität nur als filmische Abfolge, als Sequenz erlebt, nicht aber als räumliche Gesamtheit intellektuell aufgeschlüsselt werden.

Grundriss 2. Obergeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Foto: unav

An einigen Stellen werden diese Durchblicke zum täuschenden Vexierspiel: Schaue ich nach außen (rechts) oder nach innen (links untere Bildhälfte)?

Foto: AZ - Estudis i Projectes de Medi AMbient i Paisatge S.L.P.

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