Anti-Objekte im Dialog – Die Architektur von Kengo Kuma

Die Verbindung von Innen- und Außenraum, inspiriert insbesondere von der japanischen Architekturtradition, bildet ein zentrales Thema im Werk des japanischen Architekten Kengo Kuma. Für ihn ist Architektur kein autonomes Objekt, das sich demonstrativ von seiner Umgebung abhebt. Vielmehr versteht er den gebauten Raum als Vermittler zwischen physischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen: als bescheidene „Anti-Objekte“, die in erster Linie ihrer Funktion, den Nutzer:innen und der Gesellschaft dienen. Architektur, so Kuma, sollte Isolation nicht verstärken, sondern abbauen – nicht als „starkes“ Objekt auftreten, sondern sich in ihr Umfeld einfügen. 

Im Fokus seiner Arbeit steht zudem die Verwendung traditioneller Materialien und Verbindungssysteme. Besonders sichtbar wird dies in der Auseinandersetzung mit lokalen Bauweisen und Handwerkstechniken, etwa in der Gestaltung von Holzverbindungen, wie beispielsweise bei den ausgestellten Projekten „SunnyHills“ (2013) oder „GC Prostho Museum Research Center“ (2010). Kengo Kuma selbst fasst seinen Anspruch zusammen: Architektur sei „eine Angelegenheit von Beziehungen – zwischen Organismen und Materie einerseits und Organismen und der Umwelt andererseits.“ 

Kumas Ansatz, Architektur nicht als trennendes, sondern als verbindendes Element zwischen Mensch und Natur zu begreifen, geht mit einer bescheidenen Zurücknahme einher. Er spricht sogar davon, die „Macht der Architektur zu zerstören“ – im Sinne einer Architektur, die nahezu verschwindet. Kontrastprogramm dazu: Die aktuelle Ausstellung Matter of Relationships im ArchitekturSalon Hamburg – die Kengo Kumas Architektur in den Mittelpunkt rückt: Bis zum 27. Juni 2025 sind dort beeindruckende Modelle, Pläne und Fotografien von 17 ausgewählten Projekten der letzten zwanzig Jahre zu sehen. 

Kengo Kuma zur Matinee der Ausstellung am 12.Mai 2025, © Giuliani von Giese 

Ergänzend zur Hauptausstellung ist ebenfalls bis zum 27. Juni 2025 die Installation The Cloud in der Blankeneser Kirche am Markt zu erleben. Der Pavillon wurde in Anlehnung an japanische und polnische Holzbau-Traditionen entwickelt und ist das Ergebnis eines gemeinsamen Forschungs- und Workshop-Programms von Kengo Kuma & Associates sowie der Andrzej Frycz Modrzewski Universität Krakau.