27.10.2009 Marion Dondelinger

Berliner Stadtschloss, die nächste


In Zusammen mit den zukünftigen Nutzern hat der Architekt Franco Stella seinen Entwurf für den Neubau des Berliner Stadtschlosses überarbeitet. Klarer, großzügiger und nutzungsorientierter zeigt sich die Planung, die am 26. Oktober 2009 im Alten Museum in Berlin vorgestellt wurde.

Noch immer ist kein Ende der jahrelangen Debatte um das Berliner Stadtschloss in Sicht. Die neue Bundesregierung bekannte sich zwar in ihrem Koalitionsvertrag zu dem Projekt, aber das endgültige Urteil in dem Rechtsstreit zur Gültigkeit des Vertrages des Bundesbauministeriums mit Franco Stella steht noch aus. Mit den überarbeiteten Plänen will die Stiftung Preußischer Kulturbesitz nun aus der Defensive kommen und Kritiken entschärfen, die das Konzept für das Humboldt-Forum als wenig konkret und unausgereift bezeichnet hatten.

Stellas Entwurf ist in seiner überarbeiteten Version klarer und an den entscheidenden Stellen großzügiger geworden. Ziemlich verändert zeigt sich der zentrale Empfangs- und Veranstaltungsbereich im Eosanderhof, die sogenannte Agora. Der Stelenwald, der hier vorgesehen war, ist verschwunden und wurde durch offene Galerien ersetzt. Zwei hier angeordnete Kuben wurden zur Seite gerückt, so dass eine lichte, gebäudehohe Halle entsteht, die für Empfänge, Vorträge und Konzerte genutzt werden kann. Bis zu 1.800 Sitzplätze finden hier Platz. Links des Hofes sind Auditorien angeordnet, auf der rechten Seite befinden sich Säle für Sonderausstellungen. Seitliche Treppen erschließen die Obergeschosse. Eine zentrale Erschließungsachse führt den Besucher über das neue Schlossforum in den einst prächtigsten Hof des Schlosses, den Schlüterhof.

Schlüterhof (Visualisierung: BBR / Stella)

Grundriss EG

Grundriss 1. OG

Quelle: BBR / Stella

Die Landesbibliothek belegt die Räume rund um den Schlüterhof in der ersten Etage, die zweite und dritte Etage werden die außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen beherbergen. Die im ursprünglichen Entwurf freistehende moderne Ostfassade, das „Belvedere", geht nach der neuen Planung in die dahinterliegenden Bibliotheks- und Ausstellungsräume über.
Die drei monumentalen Treppenhäuser rings um den Schlüterhof hat Stella so umgeplant, dass hier zu einem späteren Zeitpunkt – abhängig vom Fluss der Spendengelder –- die historischen Aufgänge rekonstruieren werden können. Gleiches gilt für die einstigen Prunkräume. Ein herber Schlag für die Befürworter der Rekonstruktion ist, dass der Wiederaufbau der historischen Kuppel aus Kostengründen zunächst nicht realisiert wird. Ein Gerippe mit den Umrissen der einstigen Kuppel soll jedoch weithin sichtbar um Spenden werben.
Jetzt schon wurde angekündigt, dass sich die Fertigstellung des Gebäudes wahrscheinlich auf das Jahr 2016 verschiebt. Grund hierfür sei unter anderem, dass man für die Steinmetzarbeiten an der barocken Fassade nur über beschränkte Kapazitäten verfüge. Das Kostenbudget von 480 Millionen Euro soll laut Bundesbauministerium eingehalten werden. Spannend wird es wieder am 2. Dezember 2009. Dann nämlich entscheidet sich der Rechtsstreit um die Vergabe des Projektes. Der Berliner Architekt Hans Kollhoff hatte die Auftragsvergabe an den Italiener und seine Partnerbüros als undurchsichtig kritisiert und vom Kartellamt Recht bekommen. Über den Einspruch des Bundesbauministeriums gegen diese Entscheidung muss nun das Oberlandesgericht Düsseldorf im Dezember entscheiden.

Agora West

Agora als Auditorium

Schlüterhof

https://detail-cdn.s3.eu-central-1.amazonaws.com/media/catalog/product/2/4/24763_521_200_135.jpg?width=437&height=582&store=de_de&image-type=image
Copyright © 2024 DETAIL. Alle Rechte vorbehalten.