08.09.2015 Bettina Sigmund

Betontextil: Verbundmaterial neu interpretiert

Betontextil, 2016, Masterabschlussarbeit Anne Kathrin Kühner, Weißensee Kunsthochschule Berlin, Fachgebiet Textil- und Flächen-Design (Foto: weißensee kunsthochschule berlin / Anne Kathrin Kühner)

Die Studie hat zum Ziel, stabile Strukturen aus den konträren Materialien Beton und Textil zu entwickeln, die bewegliche textile und stabile betonartige Eigenschaften vereint. Beton wird als massiver Baustoff verwendet, der während der Verarbeitung weich und flüssig ist. Seine hohe Druckfestigkeit und die freie Formbarkeit machen ihn zu einem vielseitig einsetzbaren Werkstoff. Textilien kennen wir als weiches, bewegliches und wandelbares Material. Sie entstehen durch unterschiedliche textile Konstruktionen, die aus Garnen Flächengebilde werden lassen. Für das »Betontextil« wurden die Eigenschaften beider Komponenten vereint. Soweit naheliegend. Das Ergebnis zeigt jedoch, dass die Kombination der Charakteristika beider Werkstoffe hinsichtlich ihrer Funktion und ihres Erscheinungsbildes noch sehr viel mehr Möglichkeiten zulassen, als bisher bekannt. Im Rahmen der Materialstudie wurde eine dieser Varianten ausgelotet, beide Materialien in ungewöhnlicher Art zu kombinieren. Zunächst wurde dazu basierend auf vergleichenden Untersuchungen eine Betonsorte ausgewählt, die feinkörnig, gut zu verarbeiten und hochfest ist. Anschließend wurden darauf abgestimmt textile Schlauchmaterialien entwickelt, die alkalirestistent und wasserdurchlässig sind. Beide Materialien gehen als Betontextil einen konstruktiven Materialverbund ein. Das überdimensionale »Garn« besteht aus einem textilen, mit Zement gefüllten Schlauch und ist zunächst im trockenen Zustand formbar und beweglich. Dieses Rohmaterial wurde mithilfe überdimensionaler Werkzeuge mit den textilen Konstruktionstechniken Weben, Stricken und Knüpfen weiterverarbeitet und in Form gebracht. Das Formen erfolgte in Negativformen oder als gehängte Konstruktion, wodurch die Schwerkraft formgebend wirkt. Jede der Konstruktionen hat spezifische Eigenschaften. Durch Weben und Stricken entstanden formstabile Flächen, die lasttragend sein können. Das Hängen während des Aushärtens ergibt Konstruktionen, die sich der Kettenlinie folgend verformen und nach dem Härten umgedreht verwendet die ideale Form der Lastabtragung ermöglichen. Komplett bewegliche Flächen ergeben sich hingegen durch die Aneinanderreihung von Knoten, innerhalb derer der Beton verdrängt wird und das Textil als Gelenk funktioniert. Nach dem Wässern härtet das Garn als Verbundmaterial aus. Die Potenziale des Materialverbunds wurden im Rahmen der Masterarbeit an der Weißensee Kunsthochschule Berlin in vier prototypischen Objekten umgesetzt: Es entstand ein freistehender gestrickter Raumteiler, ein gestricktes Wandpaneel, ein gewebter Hocker und ein beweglicher geknüpfter Betonteppich.
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