Emmanuel College in Cambridge von Stanton Williams

Selten wurde am Emmanuel College in Cambridge so intensiv gebaut wie in den letzten Jahren. Unter der Regie der Architekten Stanton Williams sind unter anderem ein Wohnheim für Studierende mit 48 Plätzen, ein neuer Social Hub für das studentische Gemeinschaftsleben und ein dritter Erweiterungsbau mit Räumen für die Lehre entstanden. Das knapp 6000 m² große Bauvorhaben war in den letzten 100 Jahren die bedeutendste Erweiterung des Colleges. Für den Auftraggeber war es ein deutlicher Schritt in Richtung auf das selbst gesetzte Ziel, alle Untergraduierten-Studierenden im College selbst unterzubringen.

Studentenwohnheim ersetzt Parkplatz

Schauplatz des Bauvorhabens war ein ehemaliger Parkplatz am Südrand des Collegegeländes, den der Bauherr für seine Erweiterung erworben hatte. Hier ist nun ein neuer Eingangshof entstanden, der von dem dreigeschossigen Neubau des Young’s Court dominiert wird.

Das Studierendenwohnheim hatte die schwierige Aufgabe, zwischen der Monumentalarchitektur der älteren College-Bauten und den südlich angrenzenden Wohnhäusern zu vermitteln. Tiefe Fensterlaibungen gliedern seine Fassade, das rötliche Ziegelmauerwerk wählten die Architekten in Anlehnung an die bereits existierenden Nachbargebäude.

Behutsam erweitert

Unmittelbar nebenan steht die Furness Lodge, eine viktorianische Villa, die von Stanton Willams saniert und um einen Anbau erweitert wurde. Der Altbau beherbergt nun barrierefreie Seminarräume und einen neuen Gemeinschaftsraum für Graduiertenstudierende. Im Anbau sind weitere Wohnungen, Musikprobenräume und eine zweigeschossige Bar entstanden. Auch hier setzt sich die Materialpalette aus rotem Ziegel nahtlos fort.

Ein Blick in die zweigeschossige Bar der Furness Lounge mit ihrem Holzdachstuhl. © Jack Hobhouse

Ein neuer sozialer Treffpunkt

Der dritte Neubau auf dem Collegegelände liegt etwas nördlich, zwischen zwei älteren Studierendenwohnheimen der Nachkriegszeit. Der 150 m² große Social Hub ersetzt eine ältere, nicht mehr erhaltenswerte Studentenbar und hat zugleich eine komplett neue Ausstrahlung. Statt niedriger Gipskartondecken spannt sich eine stützenfreie Holzbalkendecke über den Raum, der sich auf beiden Seiten nach draußen öffnet. 

Der 150 m² große Social Hub bildet den neuen sozialen Treffpunkt inmitten des College. Unter der weit gespannten Holzdecke öffnet sich der Raum auf beiden Seiten nach draußen. © Jack Hobhouse

50 % weniger CO2-Emissionen

Auch auf die Nachhaltigkeit ihres Bauvorhabens legten die Architekten großen Wert. Für die Betonarbeiten wurde bis zu 70 % Zementersatzstoff mit niedrigerem CO2-Gehalt verwendet. Wärme und Strom liefern eine Erdwärmepumpe, Photovoltaikmodule auf dem Dach und ein Blockheizkraftwerk. Insgesamt erreichen die Neubauten so eine CO2-Bilanz, die 50 % unter dem Grenzwert der nationalen Energievorschriften liegt. Etwa 40 % der Energie stammen aus erneuerbaren Quellen.