Fahr Rad: Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt
© Foto: Opterix, Johannes Kassenberg
Besser Radfahren, bessere Stadt
Straßen sind hochemotionale Räume: Es wird gehupt, wild gestikuliert und geflucht – ganz gleich ob Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger. Die Straßen sind voll, Radwege beanspruchen von Fahrbahn und Trottoire auch ihren Platz und Leihfahrräder diverser Anbieter breiten sich auf den verbleibenden Fleckchen Fußgängerweg aus. Der öffentliche Raum in den immer dichter bebauten Städten wird also zunehmend knapper und müsse dringend neu verhandelt werden, um die Städte sozialer, grüner und lebenswerter zu machen. Dabei sei Radmobilität ein entscheidender Schlüssel, der Städtebau, Landschaftsarchitektur und Verkehrsplanung verbindet, so die These des Kuratoren-Teams Annette Becker, Stefanie Lampe und Lessano Negussie der Ausstellung »Fahr Rad. Die Rückeroberung der Stadt«, die noch bis zum 2. September 2018 im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main zu sehen ist.
In der Ausstellung werden acht beispielhafte Städte vorgestellt, die ganz unterschiedliche Ansätze verfolgen, um eine fahrradgerechte Mobilität zu entwickeln. Da ist beispielsweise Oslo, das sich kürzlich 800 Pkw-Parkplätze zugunsten von Radwegen entledigte und die Anschaffung eines E-Bikes mit bis zu 1.000 Euro fördert. Oder Portland: Bereits in den späten 1980er Jahren entschied sich die Stadt, die Fahrradmobilität zu stärken und verdreifachte das stadtweite Radwegenetz. Heute gilt Portland als die fahrradfreundlichste Stadt der USA. Neben den acht Städten werden in der Ausstellung auch 26 Architekturprojekte gezeigt, die die Radmobilität integrieren.
Zum Beispiel das größte Fahrradparkhaus der Welt: Gebaut von Ector Hoogstad in Utrecht bietet es nicht nur Stellplätze für 13.000 Räder, es ist auch ein ganz besonderes Erlebnis eine Architektur mit dem Rad zu erfahren. Oder das Wohnhaus und Hotel »Ohboy« in Malmö von Hauschild + Siegel Architecture. Die Architekten konnten die Gemeinde überzeugen, ein Haus für Radfahrer zu bauen. Das Ergebnis ist ein achtgeschossiger Bau, in dem man sogar mit einem vollgepackten Lastenrad ganz einfach bis zur Wohnungstür fahren kann. »Ohboy« und die viele anderen interessanten Projekte in der Ausstellung präsentieren interessante Alternativen urbaner Räume jenseits einer autogerechten Stadt.