Farbbeschichtung kühlt Wiener Innenhof

Mitten im dicht bebauten Zentrum Wiens sorgt ein Hof für Abkühlung – nicht nur visuell, sondern messbar. Im Hanuschhof, einem bislang unauffälligen Durchgangsraum zwischen Museumsbau und Theaterkulisse, zeigt das Projekt CO₂ntext, wie selbst kleinmaßstäbliche Eingriffe zur klimatischen Entlastung beitragen können. Durch den Einsatz einer UV-reflektierenden Spezialbeschichtung wird aus einer versiegelten Fläche ein funktionales Mikroklimaelement – und zugleich ein Träger klimabezogener Information im Stadtraum.

© Kalojan Paier

Die Intervention verbindet gestalterische Qualität mit konkretem Nutzen für die urbane Umwelt und verweist auf ein wachsendes planerisches Handlungsfeld: die Aufwertung klimatisch belasteter Zonen durch materialtechnische und kommunikative Mittel – dort, wo klassische Begrünung an räumliche oder funktionale Grenzen stößt.

© Kalojan Paier

Kern der Maßnahme ist eine 700 m² große Beschichtung, ausgeführt mit einer UV-reflektierenden Spezialfarbe des Herstellers Creapave. Im Hanuschhof kam das Produkt CreaBond in Kombination mit solarreflektierenden Pigmenten zum Einsatz, um den Reflexionsgrad der Oberfläche gezielt zu maximieren. Die Beschichtung senkt die Oberflächentemperatur um mindestens 5 °C – eine Maßnahme gegen urbane Hitzeinseln, die gleichzeitig Materialschutz und gestalterische Qualität vereint.

Die 40 farbigen Flächen der Installation stehen jeweils für ein Jahr seit 1960. Jeder Punkt darauf symbolisiert eine Milliarde Tonnen CO₂ – so wird aus einem statistischen Anstieg ein begehbares, ästhetisch kraftvolles Archiv des Klimawandels. Da der Hanuschhof als halböffentlicher Raum im Besitz der Heidi Horten Collection keiner behördlichen Genehmigungspflicht unterliegt, konnte die Umsetzung direkt mit dem Hersteller abgestimmt und an den spezifischen Bodenaufbau angepasst werden. Die rutschfeste, UV-beständige und befahrbare Beschichtung erfüllt alle Anforderungen an eine robuste Nutzung im urbanen Alltag. NG