Ferienhaus in Japan von Takahiro Endo

Ein 30 m langer Gebäuderiegel, dessen Fußboden der sanft ansteigenden Topografie folgt – nach diesem Prinzip gestaltete Takahiro Endo das Ferienhaus für vier Familien im zentraljapanischen Karuizawa. Der Ferienort liegt rund 100 km nordwestlich von Tokio mitten auf der japanischen Hauptinsel Honshu. Die Eigentümerfamilie hatte hier bereits viele Jahre lang eine Villa besessen. Jetzt beschloss sie, diese durch einen Neubau für 14 Personen in vier Kleinfamilien zu ersetzen. Jedes Jahr in den Sommerferien kommen alle Familienmitglieder für eine Woche hierher.

Wohnen mitten im Wald

Das Grundstück liegt in einem riesigen Wald mit Kastanien, Tannen und Hartriegelbäumen, die Nachbarhäuser sind vom Haus aus nicht zu sehen. „Im Sommer kühlten sie Wassermelonen im Bach im Tal, und im Herbst gingen sie in den Wald, um Kastanien zu pflücken, und die Besitzer verbrachten ihre Zeit damit, von dem zu lernen, was sie sahen”, beschreibt der Architekt Takahiro Endo die Erinnerungen seiner Bauherrenfamilie an diesen Ort.

Gleiche Grundfläche – und doch ganz anders

Die Grundfläche des Neubaus legten Architekt und Bauherren auf 200 m² fest, genau wie bei der alten Villa. Der Baukörper ist jedoch ganz anders gestaltet: ein eingeschossiger, 30 m langer und schmaler Riegel mit Satteldach, der deutlich über den eingeebneten Bauplatz des Vorgängerhauses hinausreicht. Rund 1 m beträgt die Höhendifferenz zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Punkt des Geländes.

Abgestufter Grundriss

Konsequenterweise bezog Endo die Geländetopografie in seinen Entwurf ein. Zwei überdachte Veranden flankieren die Längsseiten des Hauses; in den Glasfassaden dahinter wechseln sich Festverglasungen und Schiebeflügel ab. Die Auskragung der Veranda aus Sichtbeton macht die Höhenabstufung der Räume im Inneren auch außen ablesbar. 

Von der Eingangshalle aus gelangt man zunächst in den offenen Wohn- und Essbereich. Die Schlafzimmer der Familien liegen an den beiden Gebäudeenden. © Yasuhiro Nakayama

Enfilade mit Aussicht

Ins Haus gelangt man durch eine offene Eingangshalle nahe des südlichen Gebäudeendes. Von hier aus führt ein Flur entlang der Ostfassade zunächst in die Gemeinschaftsräume – Vorrat, Küche, Ess- und Wohnbereich – und dann weiter bergab zu den Individualzimmern von drei der vier Familien. Lediglich ein Familienbereich liegt abgetrennt vom Rest auf der Südseite der Eingangshalle.

Die Zimmer sind nach dem Haus-im-Haus-Prinzip als eigene weiße Baukörper von Dach und Fassaden abgesetzt. © Yasuhiro Nakayama

Schlankes Holztragwerk

Dieser Grundrissfigur entspricht in der dritten Dimension ein Querschnitt nach dem Haus-im-Haus-Prinzip: Die Familienräume sind als weiß verkleidete Körper mit eigenen Satteldächern in den hallenartigen Holzbau eingestellt, dessen Dachunterseiten mit Sperrholzplatten verkleidet sind. Das schlanke Holztragwerk ist auf diese Weise konsequent freigespielt und so minimiert, dass an einigen Stellen Stahlstangen die Stützen und Dachträger vor dem seitlichen Ausknicken schützen.