06.07.2010

Förderstopp bedeutet hohe Steuerverluste

Klassische Milchmädchenrechnung: Laut einer aktuellen Studie des ifo-Institutes entgehen dem Staat durch die kürzlich beschlossene Sperrung von 115 Millionen EUR Fördermitteln für Ökoheizungen selbst bei konservativen Annahmen im Jahr 2010 rund 150 Millionen EUR an Steuereinnahmen.
Daneben fallen Sozialversicherungsbeiträge und Arbeitsmarktentlastungen in Millionenhöhe aus. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien hervor. Berechnet wurde, wie viele Einnahmen Bund, Länder und Kommunen durch die Sperrung des Marktanreizprogrammes entgehen.

Ein Drittel der diesjährigen Fördersumme von insgesamt 400 Millionen Euro ist seit April 2010 vom Bundesfinanzministerium mit einer Haushaltssperre belegt. Die Folge: Investitionszuschüsse für Solarthermie, Holzheizungen und Wärmepumpen können nicht mehr ausgezahlt werden.

„Bleiben die Mittel blockiert, bringt sich der Fiskus um Steuereinnahmen und betätigt sich als Investitionsbremse. Denn viele Heizungsmodernisierungen werden auf die lange Bank geschoben“, kommentiert Jörg Mayer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien die Ergebnisse des ifo-Gutachtens. „Die Freigabe der gesperrten Mittel käme einem kleinen Konjunkturprogramm mit großer Klimawirkung gleich,“ so Mayer weiter.

Laut Gutachten kann die gesperrte Fördersumme von 115 Millionen Euro private Investitionen in Höhe von 844 Millionen Euro auslösen. Auf allen Stufen der Wertschöpfungskette – bei Fertigung, Vertrieb und Installation der Heizungstechnik – entstehen Steuereinnahmen. Diese übersteigen auch bei konservativen Annahmen die Förderausgaben: Selbst wenn nur jede zweite Heizungsmodernisierung aufgrund des Förderstopps wegfiele, rechnet das ifo noch mit einem deutlichen Steuerplus: „Das Marktanreizprogramm ist offensichtlich ein Beispiel dafür, dass staatliche Förderung sich durchaus auch aus Sicht der Haushälter positiv auswirken kann, indem Mittel zurückfließen“, fasst Manfred Schöpe vom Institut für Wirtschaftsforschung zusammen.

„Der plötzliche Stopp des MAP belastet unterm Strich den Steuerzahler und sorgt bei Investitionswilligen für Verunsicherung und Vertrauensverlust“, so Dr. Holger Krawinkel, Energieexperte des Verbraucherzentrale Bundesverband. „Ohne eine verlässliche und klar kalkulierbare Förderung scheuen viele Verbraucher vor der Modernisierung ihrer Heizung zurück“, so Krawinkel weiter.

Drei Viertel der Anlagen in deutschen Heizungskellern sind nach Angaben des Bundesverbands der Haus- und Energietechnik (BDH) veraltet und ineffizient. „Hier besteht enormer Handlungsbedarf“, sagt Mayer. „Nach dem Willen der Bundesregierung soll sich der Anteil Erneuerbarer Energien am Wärmeverbrauch bis 2020 auf 14 Prozent verdoppeln. Ohne staatliche Anreize wird es schwer, dieses Ziel zu erreichen“.

Graphik: Agentur für erneuerbare Energien

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