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Für den Ernstfall gerüstet
Kontextsensitives RFID-Gebäude-Leitsystem
von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Uwe Rüppel, TU Darmstadt
Zur Optimierung des Brandeinsatzes forscht das Institut für Numerische Methoden und Informatik im Bauwesen der TU Darmstadt an einem neuen Leitsystem auf Basis der sogenannten RFID(radio-frequency identification)-Technik.
Brandmeldeanlagen in großen Gebäudekomplexen führen zu zahlreichen Alarmen. Zum Auffinden der ausgelösten Brandmelder werden Feuerwehr-Laufkarten aus Papier verwendet. Diese können aufgrund zahlreicher Umbaumaßnahmen jedoch meist nicht zeitnah auf einem aktuellen Stand gehalten werden, sodass sich Einsatzkräfte z.T. vor Ort selbst einen neuen Weg im Gebäude suchen müssen. Dies kostet aber wertvolle Zeit, die im Ernstfall helfen kann, Menschenleben zu retten.
Die hochsensible Technik von Brandmeldeanlangen führt zu zahlreichen sogenannten Falschalarmen. Diese nehmen mit steigender Größe von Gebäuden zu. Beispielsweise treten ca. 3.500 Alarme pro Jahr auf dem Frankfurter Flughafen auf. Feuerwehr-Laufkarten aus Papier stellen ein Hilfsmittel dar, das im Hinblick auf Aktualität und Orientierung im Gebäude nicht ausreicht. Ein Überblick über die Positionen von Einsatzkräften in Gebäuden (indoor) ist für Einsatzleiter nahezu unmöglich, da die Positionen der einzelnen Einsatzkräfte per Sprechfunk angefragt werden müssen.
Gegenstand des Forschungsprojekts "Kontextsensitives RFID-Gebäude-Leitsystem" war es, Methoden zur Indoor-Ortung und -Navigation für Einsatzkräfte zur schnellen Wegfindung im Einsatzfall in Gebäuden entwickeln. Die bestehenden Feuerwehr-Laufkarten in Papierform können durch navigationstaugliche, digitale Gebäudepläne, generiert mit BIM-Techniken (Building Information Modelling) aus einem digitalen Gebäudemodell, zur Verwendung auf mobilen Endgeräten (z.B. Tablet-PCs) ergänzt werden. Dabei lag der Fokus der Forschungsarbeiten zum einen auf der Entwicklung geeigneter Ortungsmethoden für den Anwendungsfall der Indoor-Ortung für Einsatzkräfte der Feuerwehr und zum anderen auf der Weiterentwicklung von RFID-Technik zur Unterstützung bei der Orientierung und Bereitstellung von Informationen im räumlichen Kontext der Einsatzkraft. Hierbei sollen Einsatzkräfte mit wichtigen Informationen, wie z. B. Daten über brennbare Materialien und Starkstromanlagen, versorgt werden.
Indoor-Ortung
Das Anwendungsszenario in diesem Forschungsprojekt beinhaltet die Ortung innerhalb von Gebäuden. Hier ist eine Nutzung von GPS wie im Outdoorbereich nicht oder nur schlecht möglich [1]. Für die Indoor-Ortung wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Techniken entwickelt, die sich aufgrund ihrer spezifischen Ausrichtung nur für bestimmte Raumgrößen und Umgebungen eignen. Bisher ist keine Technik entwickelt worden, die als Universalsystem vergleichbar mit GPS im Indoor-Bereich eingesetzt werden kann. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden die verschiedenen Ortungstechniken analysiert und drei für jeweils unterschiedliche Umgebungsbedingungen geeignete Techniken ausgewählt [2], [3] und [4]. Ziel des Forschungsprojektes war es, mit einem Multimethodenansatz auf Basis von RFID-, Ultra-Wide-Band- (UWB) und WLAN-Ortung eine Indoor-Navigations-Integrationsplattform (INI) zu schaffen, die erstens je nach Umgebung eine Ortung auf Basis von RFID mit UWB- und WLAN-Ortung kombiniert und die zweitens im Alarmfall diese Informationen auf mobilen Endgeräten vor Ort zur Verfügung stellt. Hierfür werden einsatzrelevante Informationen für Rettungskräfte in ihrem räumlichen Kontext (kontextsensitiv) dargestellt.
Um Feuerwehrpläne dynamisch generieren zu können, wurde ein Konzept zum automatischen Import von Gebäudedaten aus BIM-Systemen (hier CAD- und Facility-Management-Systeme) entwickelt und umgesetzt. Hierbei können sowohl Räume als auch Objekte, wie beispielsweise Rauchmelder und Brandmeldezentralen, exportiert und auf mobilen Endgeräten dargestellt werden.