Gemeindezentrum wird Büro

Das 1970 nach einem Entwurf von Hans-Busso von Busse errichtete evangelische Gemeindezentrum in Bad Kissingen stand zum Verkauf. Den Zuschlag erhielten Tragraum Ingenieure, die in Unterfranken auf der Suche nach einem neuen Bürostandort für 15 Mitarbeitende waren. Zusammen mit Schlicht Lamprecht Kern Architekten bauten die Ingenieure das ehemalige Zentrum der evangelischen Kirchengemeinde mit viel Respekt für den Bestand um. Auch das Sichtmauerwerk aus kleinformatigen Kalksandsteinen, das den zweigeschossigen Stahlbetonskelettbau außen und innen prägt, konnte erhalten werden. 

Das Gemeindezentrum steht auf dem Grundstück einer Kirche aus dem 19. Jahrhundert, die auch aufgrund von Bauschäden abgerissen werden musste. Die Bausubstanz des Nachfolgebauwerks hingegen zeigte sich erstaunlich gut erhalten und wurde nur punktuell den Bedürfnissen der Büronutzung angepasst. So erhielt etwa der große Saal, der nun als offener Büroraum fungiert, zwei senkrecht zueinander angeordnete Oberlichtbänder am Dachrand, die sich in die vorhandene Konstruktion fast nahtlos einfügen. Vorhandene Schiebeelemente wurden restauriert und eine neue leichte Glasschiebewand eingefügt.

Eine Besonderheit ist der rückwärtige Patio, der mit typischen Elementen der Außenraumgestaltung aus den 1970er-Jahren aufwartet und auch nach dem Umbau noch beinahe sakral anmutet. Der gute Zustand von Konstruktion, Möbeln und Oberflächen nach fast 60 Jahren Nutzung sorgte dafür, dass der Bau im Jahr 2021 unter Denkmalschutz gestellt wurde.

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Eine besondere Herausforderung bei der Sanierung war die Reinigung und Überarbeitung der charakteristischen Kalksandsteinwände. Die Patina musste entfernt werden, ohne dabei die Oberfläche der Steine zu beschädigen. Letztlich erwies sich eine Kombination aus heißem, klarem Wasserdampf im Hochdruckwasserstrahlverfahren und ein anschließendes Abschleifen mit einem Schwingschleifer als die beste Methode. Für hartnäckige Verschmutzung im Sockelbereich kam eine Schleifvliesscheibe und Winkelschleifer aus dem Karosserie- beziehungsweise Metallbau zum Einsatz. Abschließend erhielt die komplette Fassade einen Oberflächenschutz in Form von einer Hydrophobierung.  Die Reinigung der Innenwände war dagegen vergleichsweise einfach: Mithilfe des Trockeneisstrahlverfahrens war der gesamte Innenraum innerhalb einer Woche gereinigt. CHI

Ein pdf mit dem Beitrag zum Neubau des evangelischen Gemeindezentrums findet sich in der Projektdatenbank DETAIL Inspiration (Abo).