Genius Loci vom Fließband?

Verdrängt oder beflügelt Modulbau die Entwurfsfreiheit? Diese und andere Fragen wurden beim DETAIL Modulbaukongress in Stuttgart diskutiert. Mit einem Projekt wie dem Übernachtungsschutz in München zeigte Katharina Benz von Hild& K, wie sich durch gezielte Fassaden-Rhythmisierung die Serie brechen lässt. Runde Fenster, vertikale Latten und Lisenen verleihen der Holzfassade eine aufstrebende Wirkung. Oslotre Architekten aus Oslo setzen mit HasleTre ein Ausrufezeichen: Modulbau, Rückbaubarkeit und Gestaltung greifen überzeugend ineinander. Die reine Holzkonstruktion aus Brettsperrholz, die Moritz Groba vorstellt, ist durch ihre Holzschindelfassade und traditionellen Holzverbindungen ein architektonisches Statement.  

Das ist eine Bildunterschrift. © Bildcredit

Vortrag Modularer Schulbau von Andreas Krawczyk (NKBAK Architekten), © Detail

Wenn es nach Andreas Krawczyk von Nkbak Architekten geht, bietet der Modulbau viel architektonischen Spielraum. Am Beispiel modularer Schulbauten stellt er das Können seines Büros für hochwertige Bildungsräume unter Beweis. Die Schulbau-Grundrisse werden primär aus dem Innenraum gedacht, etwa mit einem Z-förmigen erweiterten Flur, der hohe Aufenthaltsqualität schafft. „Wer die Systematik verinnerlicht, kann im Raster spielen, und es entstehen spannende Räume“, motiviert der Frankfurter Architekt. Mit systemoffener Struktur und klarer Handschrift begleitet Nkbak die Projekte bis zur Leistungsphase 8, die Werkplanung überlässt das Büro dem Generalunternehmen. Ihre Projekte werden dann mit einem „Stapelfest statt Richtfest“ zelebriert.

Ist Envola der Gamechanger für Architekten? Während die meisten Architekten konventionelle Haustechnik noch in modulare Strukturen zwängen, verfolgt Envola ein radikal neues Prinzip: raus aus der Decke, rein in die Fassade. Die serienfähige Gebäudetechnik ist dabei kompakt und architektonisch verborgen. Kleusberg bietet mit Stahlmodulbau, Holz-Hybridmodulbau sowie Holzmodul- und Tafelbau ein umfassendes Spektrum im modularen Bauen und erreicht dabei einen besonders hohen Vorfertigungsgrad von 70 %. „Ob man gute und schlechte Architektur macht, liegt nicht am Bausystem, sondern liegt an der Kreativität in den Köpfen, wie man mit Bausystemen umgeht,“ erinnert Geschäftsführer Thorsten Prauser von Alho. Dirk Kruse von Dehne Kruse Brandschutzingenieuren macht auf die brandschutztechnischen Herausforderungen im Modulbau aufmerksam, die durch Fugen entstehen. Mineralwolle, die die Fugen ausdämmen ist eine Maßnahme. Kruse weist darauf hin, dass sogar das deutsche Baurecht Spielraum bietet: „Man darf abweichen, wenn man es richtig macht. Du solltest mich beachten, aber musst nicht, wenn du einen besseren Weg findest.“  

Vortrag Übernachtungsschutz in München von Katharina Benz (Hild& K Architekten), © Detail

Das ist eine Bildunterschrift. © Bildcredit

Die abschließende Podiumsrunde plädiert für mehr Dialog und weniger Misstrauen zwischen Bauherren, Architektinnen und Herstellern mit dem Appell, sich nicht hinter Paragrafen zu verstecken. In diesem Zusammenhang erinnert Jeanette Kunsmann, Chefredakteurin von Detail: „Wir bauen immer noch für Menschen – vergessen Sie nicht die Details.“ Mit Geschwindigkeit und Qualität kann der Modulbau bereits heute punkten. Für die kommenden Jahre wäre es an der Zeit, dass die serielle Fertigung auch endlich zu niedrigeren Baukosten führt als das konventionelle Bauen. Rund 120 Gäste vor Ort und 500 digital Zugeschaltete haben am diesjährigen Detail Modulbaukongress teilgenommen. Wir danken allen Teilnehmenden, Vortragenden sowie unseren Sponsoren Alho, Kleusberg und Envola. Der nächste Detail Modulbaukongress findet am 15. Oktober 2026 in München statt.