Gewächshaus in Shanghai von Delugan Meissl

Einst war das rechte Ufer des Huangpu in Shanghai ein Sitz der Schwerindustrie. Mithilfe von Braunkohle wurde hier Stahl hergestellt. Vor 15 Jahren wurde das Areal schließlich begrünt und war Schauplatz der Weltausstellung Expo 2010. Und auch künftig soll der – mittlerweile in Expo Cultural Park umgetaufte – Uferstreifen der Bevölkerung der 23-Millionen-Metropole als grüne Oase zur Verfügung stehen. 

Erschließungsstege auf zwei Ebenen verbinden die vier Ausstellungspavillons. © CreatAR Images

Bereichert wird er künftig durch ein knapp 50 000 m² großes Gewächshaus und Ausstellungsgebäude von Delugan Meissl und ihren chinesischen Partnerarchitekten SIADR. Aus der Luft gesehen, erinnert der Gebäudekomplex an eine jener dekonstruktivistischen Dachkonstruktionen aus den frühen 1990er-Jahren: Ein rechtwinkliges Trägerraster überlappt sich mit frei geformten Dächern und Stegen, die teils von den Trägern abgehängt sind, teils „auf eigenen Füßen“ stehen. Der Überfluss an Konstruktion und Material lässt sich mit Händen greifen. Doch was im Dekonstruktivismus noch bloßer Formwille war, ist hier historisch gewachsen – zumindest teilweise. Denn Delugan Meissl fügten ihr Gewächshaus in die rund 30 m hohe, regelmäßige Tragstruktur einer alten Stahlwerkshalle ein und verbanden die vier Baukörper mit Rundgängen auf zwei Ebenen. 

Die Erschließungsstege der oberen Ebene sind von der historischen Dachkonstruktion abgehängt. © CreatAR Images

Von den drei kleineren Pavillons dient einer als Eingangsbereich, die beiden anderen inszenieren die Trockenheit der Wüste und die üppige Vegetation tropischer Regenwälder. Der vierte und größte Raum soll vor allem Wechselausstellungen inmitten vertikaler Blumengärten beherbergen. Um auf möglichst energieeffizientem Wege für jeden Pavillon das passende Mikroklima zu schaffen, arbeiteten DMAA eng mit den Stuttgarter Klimaplanern Transsolar zusammen. 

In einem der Ausstellungspavillons herrscht tropisches Regenwaldklima, ein anderer überrascht mit Wüstenklima. © CreatAR Images

Ursprünglich war geplant, die Gewächshäuser als Nullenergiebauten zu errichten. Die Simulationen ergaben, dass im subtropischen Klima Shanghais hierfür eine Einscheibenverglasung ideal wäre. Eine Zweischeibenverglasung hätte einen zu hohen Energiebedarf für die künstliche Pflanzenbeleuchtung bedeutet. Je nach Jahreszeit und Außenklima werden die Pavillons natürlich oder mechanisch belüftet, entsprechende Zuluft- und Abluftöffnungen sind am Fuß der Fassaden und in den kreisrunden Dachoberlichtern integriert. Für die Stromversorgung waren ursprünglich drei Photovoltaikanlagen vorgesehen – zwei davon auf den Gebäudedächern und eine dritte knapp unter der Wasseroberfläche des benachbarten Sees. Als das Gebäude fotografiert wurde, war noch keine der drei realisiert. Die Anlagen lassen sich laut Delugan Meissl jedoch jederzeit nachrüsten.