Grün ist die Welt: Expo-Pavillon von Singapur in Dubai von WOHA

Wie kaum ein anderes Architekturbüro weltweit haben sich WOHA aus Singapur die enge Verknüpfung von Architektur und Vegetation auf die Fahnen geschrieben. Als die Urban Development Authority, Singapurs zentrale Planungs- und Denkmalschutzbehörde, das Büro von Wong Mun Summ und Richard Hassell beauftragte, den Pavillon des Stadtstaats für die Expo 2020 in Dubai zu entwerfen, war das Resultat eigentlich von vornherein klar: eine mehrgeschossige grüne Oase, die die Besucher für einen Moment das trockenheiße Klima des Wüstenstaats vergessen lässt.
Auf drei Ebenen entfaltet sich das Ausstellungsprogramm des Pavillons. Vom Eingang aus wandert man auf mäandrierenden Stahlstegen zwischen drei 9 m hohen, begrünten Kegeln nach oben. Diese enthalten Themenräume sehr unterschiedlicher Art: Im ersten veranschaulicht eine Multimedia-Installation Singapurs Beitrag zur Lösung globaler Probleme, im zweiten kann man den Orchideenreichtum des Stadtstaats in einer farbenprächtigen Präsentation erleben und der dritte spricht mit feinem Nebel, künstlichen Regenbogen und einer sich drehenden Baumskulptur die Sinne an. Auf der oberen Ebene angekommen, öffnet sich der sogenannte „Sky Market“ mit Restaurant sowie weiteren Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen an. Den Abschluss des Rundgangs bildet eine weitere Galerie mit Ladenflächen im Erdgeschoss.
Die Pavillonkonstruktion basiert auf einem Stahlskelett, bei dessen Entwurf die Ingenieure trotz der unregelmäßigen Gebäudeform darauf achteten, möglichst viele gleichartige Teile zu verwenden. Die bepflanzte Außenhülle besteht aus einem modularen System von über 45.000 einzelnen Pflanzkübeln, von denen jeder mit einer automatisch gesteuerten Tröpfchenbewässerung versehen ist. Sie stammen von einem lokalen Anbieter und wurden bereits vor der Expo bepflanzt, um dem Pavillon gleich zu Ausstellungsbeginn sein üppig grünes Aussehen zu geben.
Über den Pavillon breitet sich ein fast vollflächig mit Photovoltaikmodulen belegtes Solardach. Die 517 Module sollen während der sechsmonatigen Expo-Laufzeit rund 160 MWh Strom erzeugen, was dem Verbrauch von 70 Durchschnittshaushalten in Singapur entspricht. Das ist genug, um den kompletten Strombedarf des Pavillons zu decken – einschließlich einer Entsalzungsanlage im Untergeschoss des Pavillons, die mittels Umkehrosmose täglich 40 m3 salziges Grundwasser in Trinkwasser umwandelt. Letzteres dient nicht nur dazu, die Pflanzen zu bewässern, sondern auch für den Betrieb der im Pavillon verteilten „Dry-Mist“-Systeme. Diese Kombination aus Ventilator und Nebelwerfer kühlt die Umgebungsluft und soll die Temperaturen im Pavillon erträglicher machen.
Hinzu kommt die Verdunstungskühlung durch die Pflanzen selbst. Nach Berechnungen des Planungsteams soll es im Inneren des Pavillons rund 5-10 Grad kühler sein als draußen und das natürliche Kühlungssystem des Gebäudes rund 70% weniger Energie verbrauchen als für einen geschlossenen, mechanisch klimatisierten Raum der gleichen Größe erforderlich gewesen wären.

Weitere Informationen:
Landschaftsarchitektur: Salad Dressing Landscape Design
TGA-Planung: CKR Consulting Engineers
Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept: Transsolar Energietechnik
Lichtplanung: Light Collab