Hängepartie im Betonskelett: Verwaltungsgebäude in Monte Carasso

2011 gewannen die Tessiner Architekten Meyer e Piattini einen Ideenwettbewerb für den neuen Verwaltungssitz des regionalen Energieversorgers Azienda Elettrica Ticinese (AET) in Monte Carasso unweit von Locarno. Von den beiden ursprünglich vorgesehenen Baukörpern, einem Flachbau und einem Hochhaus, wurde lediglich das deutlich kleinere realisiert und unlängst eingeweiht.

Erhalten geblieben ist aus dem Wettbewerb jedoch das prägende Betonraster, das den dreigeschossigen Neubau am Ufer des Ticino umgibt. Er sollte nach dem Wunsch des Bauherren höchste Standards in Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit erfüllen. Nicht nur erfüllt das Gebäude den – mit dem Passivhaus vergleichbaren – Standard Minergie-Eco, sondern entspricht auch den Anforderungen des Schweizer Plusenergielabels Minergie-A.

Eigentlich verbieten sich außen liegende Betontragwerke bei sehr effizienten Gebäuden aufgrund ihrer unvermeidlichen Wärmebrücken. Daher ersannen die Architekten gemeinsam mit den Tragwerksplanern eine ungewöhnliche Lösung. Das Betonskelett setzt sich über dem Flachdach in Form von Querträgern fort, die die beiden Längsfassaden miteinander verbinden und innerhalb des Gebäudes nur auf einer einzigen, etwas außermittigen Stützenreihe aufliegen. Die Dachträger tragen nicht nur eine Photovoltaikanlage, sondern vor allem auch – über stählerne Zugstäbe – das Dach selbst sowie die beiden Decken der Obergeschosse.

Damit gewann der Bauherr nicht zuletzt maximale Flexibilität bei der Aufteilung der Innenräume. Lediglich einen Treppenhauskern und die Stützenreihe im zentralen Erschließungsbereich gilt es dabei zu berücksichtigen. Die zweite Treppe ist als offene Fluchttreppe außerhalb der beheizten Gebäudehülle, aber noch innerhalb des Betonskeletts, an der Stirnseite des Gebäudes untergebracht.

Die thermische Gebäudehülle aus geschosshohen, dreifach verglasten Fenstern mit Aluminiumrahmen liegt hinter dem Exoskelett aus Beton. Im Erdgeschoss befinden sich die Räume für den Publikumsverkehr des Stromversorgers, in den beiden Obergeschossen die internen Verwaltungsbüros. An der nördlichen Längsseite des Verwaltungsbaus dockt ein zweigeschossiger, flach gedeckter Altbau an, der die Steuerungszentrale für das Netz der AET beherbergt.

Gute Dämmwerte waren die Grundvoraussetzung für das Erreichen des Plusenergiestandards. Das Dach hat einen U-Wert von 0,1 W/m2K, die Fensterfronten erreichen hervorragende 0,73 W/m²K. Heizwärme und Warmwasser liefert eine Grundwasser-Wärmepumpe im Zusammenspiel mit einer Flächenheizung. Die Photovoltaikanlage auf den Dachträgern hat eine Leistung von 56,9 kWp und soll im Jahresverlauf mehr als 20.000 kWh mehr Energie liefern, als im Gebäude verbraucht werden.

Weitere Informationen: Bauphysik:
IFEC SA, Rivera (Wettbewerb)
Erisel SA. Bellinzona (Ausführung)
TGA-Planung:
IFEC SA, More Engineering sa, Rivera (Wettbewerb)
Erisel SA., Bellinzona/Rigozzi Engineering SA., Giubiasco (Ausführung)
Brandschutzplanung:
Cispi Sagl, Lugano (Wettbewerb + Ausführung)