Honourable Mention DETAIL Award 2024
Haus Havanna – Tabakfabrik in Linz
© Steinbauer Architektur & Design
Umbau des Tabaklagers in Linz
Das denkmalgeschützte Haus Havanna in Linz wurde in den 1930er-Jahren nach Plänen von Peter Behrens und Alexander Popp geplant. Kaltenbacher Architektur und Steinbauer architektur+design entwickelten für die Wiederbelebung des historischen Areals eine neue Fassadengestaltung des ehemals weitgehend unbelichteten Baus sowie die Neukonzeption der Innenräume. So entstand ein neuer gläserner Fassadenvorhang aus 70.000 Glasbausteinen, der die sechs Geschosse des Baukörpers auf 1800 m² umhüllt. Um der vorherrschenden Gliederung von Peter Behrens zu entsprechen, verschwinden alle tragenden Stahlkonstruktionen im Inneren der Glasbausteinfugen und werden ausschließlich horizontal in Form einer tragenden Fensterbänderung sichtbar. Die Materialwahl ermöglichst die Belichtung im Inneren des ehemalig dunklen Tabakspeichers, der heute für Büro- und Bildungsflächen genutzt wird.
© Steinbauer Architektur & Design
Jury Statement
Die Tabakfabrik ist eine Fabrik, die ein bürgerliches Denkmal darstellt, ein Zeugnis für die Experimentierfreudigkeit von Architekten und Ingenieuren selbst während der schweren wirtschaftlichen Schwierigkeiten der dreißiger Jahre. Der erste Stahlskelettbau Österreichs, der in den letzten Berufsjahren von Peter Behrens in Zusammenarbeit mit Alexander Popp konzipiert wurde, präsentiert sich als Ikone der Moderne mit Fensterbändern, die sich mit weiß verputzten Bändern auf vier Stockwerken abwechseln.
Die Arbeit von Kaltenbacher Architekten zur Erneuerung des denkmalgeschützten Gebäudes beeindruckt durch die elegante Übersetzung der modernistischen Fassade, indem sie eine Fassade aus Glasbausteinen vorschlagen, die entlang der horizontalen Fugen mit Stahlstäben verstärkt sind, in die ein neues Fensterband aus Isolierglas, das in Linz-Blau lackiert ist, als Zitat der historischen Fenster integriert ist. Das endgültige Gebäude präsentiert sich als ein transluzentes Gebäude, das die Identität des historischen Vorbilds zu übersetzen vermag. Im Inneren sind die Entscheidungen ebenso prägnant: ein neuer Erschließungskern und eine neue technische Infrastruktur als architektonisches Element, ein langer niedriger Sockel als Horizont für die Glasbausteinfassade.
Die Jury würdigt die elegante und präzise Erneuerung eines Meisterwerks des 20. Jahrhunderts als beispielhaftes Werk, das die Bedeutung des kulturellen Gedächtnisses und den Wert der Wiederverwendung dieser Gebäude in Erinnerung ruft und eine Reflexion über die Möglichkeit der Nuancierung der Grenzen zwischen Restaurierung, Renovierung und Wiederverwendung bietet.
Architektur: Kaltenbacher Architektur / Steinbauer architektur+design
Projektleiter: Oliver Steinbauer, Peter Salem, Andrea Crnjak
Bauherr: Immobilien Linz GmbH & Co KG
Standort: Peter-Behrens-Platz 4, 4020 Linz (AT)
Fertigstellung: 2022
Bruttorauminhalt: 33 125 m³
Bruttogeschossfläche: 10 000 m²
Nutzungsfläche: 8000 m²