18.03.2010

Hoch gestapelt aus Holz

Auf den ersten Blick erinnert der Entwurf des niederländischen Büros Frantzen et al. Architects für einen Neubau im Amsterdamer Nordwesten an ähnliche, bereits bestehende Beispiele des „Dutch Supermodernism“. Doch er steht für einen Paradigmenwechsel: Sieben Geschosse hoch und komplett aus Holz konstruiert, soll der Neubau CO2-neutral betrieben werden können.

Die Stadt Amsterdam will ab 2015 nur noch solche Neubauten auf ihrem Gebiet zulassen, die das Siegel „klimaneutral“ tragen. Mit der Bebauung des Geländes Buiksloterham im Nordwesten der Stadt haben die Verantwortlichen einen ersten Schritt in diese Richtung getan: Bei der Umwidmung eines Hafen- in ein Wohngebiet erhielten erstmals nicht diejenigen Projektentwickler den Zuschlag, die das meiste Geld boten, sondern die mit den nachhaltigsten Entwürfen.

Grafik: Frantzen et al. Architects

Einer der Sieger im Selektionsverfahren ist die „Development Collective Lemniskade“, bestehend aus dem Architekturbüro Frantzen et al. architects, dem Büro für Baumanagement BAMO und den Klima- und Bauberatern H2O. Die Entwurfsaufgabe war ein neues, mehrgeschossiges Wohngebäude im Nordwesten Amsterdams auf ehemaligem Dockgelände am Ufer der Ij.

Grafik: Frantzen et al. Architects

Nach Angaben seiner Entwerfer wird „Patch 22“, so der Name des Neubaus, im Betrieb CO2-neutral sein und komplett aus vorfabrizierten Leimolzelementen errichtet werden. „Daher könnte das Gebäude in Zukunft sogar wieder rückgebaut werden, doch wir hoffen, dass dies nie notwendig sein wird“, schreiben die Architekten.

Das Gebäude umfasst auf 5.000 Quadratmetern sogenannte „Work & Live Lofts“. Charakteristisch ist seine Form mit den gegeneinander leicht verdrehten, an den Längsseiten großflächig verglasten Geschossebenen. Sämtliche gebäudetechnischen Installationen sind in den Hohlräumen der Geschossdecken integriert und durch ein einfaches „Hochklappen“ der Fußbodenelemente zugänglich. Auf diese Weise sollen Umbauten einzelner Wohnungen jederzeit möglich sein, ohne dass die Nachbarwohnungen beeinträchtigt werden.

Grafik: Frantzen et al. Architects

Foto: Villa Nurbs, Enric Ruiz-Geli

Das Gebäude erhält seine Heizenergie aus thermischen Solarkollektoren sowie einem Biomasse-Blockheizkraftwerk. Ferner werden Photovoltaik-Module auf dem Dach installiert , die Strom ins Netz einspeisen. Und auch einige weitere Besonderheiten sind geplant, etwa ein Aufzug, der beim „Abwärtsfahren“ Energie zurückgewinnt und gleichfalls als Strom ins Netz einspeist.

Grafik: Frantzen et al. Architects

Foto: Ministerio de la Vivienda

Zu ihrem Entwurf schreiben die Architekten: „Nur wenn Nutzer das Gebäude auch in hundert Jahren noch liebevoll an ihre Bedürfnisse anpassen, wird es uns gelungen sein, ein nachhaltiges Wohnumfeld zu schaffen. Aber der Gewinn dieser Ausschreibung ist schon einmal ein guter Beginn.“

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