30.09.2025 Jakob Schoof

Hotelumbau in Bremen von DMAA

Aus der Ferne ist die Transformation des Silos erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Selbst der prägnante Kellogg’s-Schriftzug blieb erhalten. © Piet Niemann

Rund vier Jahrzehnte lang lagerte der amerikanische Kelloggs-Konzern in einem Silogebäude in der Bremer Überseestadt die Zutaten seiner Ceralien. 5000 t Reis, Mais, Weizen und Hafer fanden in den 40 m hohen Türmen aus den 1970er-Jahren ihren Platz. 2017 war damit Schluss – der Betrieb wurde eingestellt. Damals waren die Umbauarbeiten der einstigen Hafenanlagen zu Bremens jüngstem Stadtquartier bereits in vollem Gange. Doch was tun mit dem schwer umzunutzenden Industriedenkmal? 

Fassade von unten, vertikal strukturierte Betonfront mit vier halbrunden Tonnen, horizontale Fensterschlitze, brutalistischer Industriecharakter.Fassade von unten, vertikal strukturierte Betonfront mit vier halbrunden Tonnen, horizontale Fensterschlitze, brutalistischer Industriecharakter.
Mit horizontalen Fensterschlitzen bewahrten Delugan Meissl die prägnante Kubatur der Silos. © Piet Niemann

Zimmer mit Aussicht im 40 m hohen Silo 

Der Umbau zum Silo-Hotel sei die Idee von Martin Josst, Partner im Büro Delugan Meissl gewesen, ist auf der Website des Hotelbetreibers zu lesen. Damit konnte er den Investor und Eigentümer des Areals, Klaus Meier, überzeugen – obwohl viele derartige Umnutzungsprojekte in der Vergangenheit aufgrund der schwierigen Gebäudegeometrie und der gewaltigen Betonmassen scheiterten. 2024 wurde das Haus mit seinen 116 Zimmern eröffnet und wird seither von der dänischen Guldsmeden-Kette betrieben. Im angrenzenden sechsgeschossigen Verwaltungstrakt sind Büroflächen sowie das Restaurant „Vitaminlager“ entstanden, das den Hotelgästen auch ein Frühstück serviert. Das ehemalige Kelloggs-Reislager unmittelbar östlich des Silos haben Delugan Meissl durch einen viergeschossigen Neubau ersetzt. In dessen Erdgeschoss hat eine Markthalle ihren Platz gefunden, darüber befinden sich drei weitere Büroebenen. 

Hotelzimmer mit runder Betonwand, Einschnitt und horizontalen Fensterschlitzen.Hotelzimmer mit runder Betonwand, Einschnitt und horizontalen Fensterschlitzen.
In den Zimmern ist der große Aufwand, der für den Umbau betrieben wurde, deutlich zu sehen. © Piet Niemann 

Umbau mit Hindernissen 

Natürlich brachte der Umbau allerhand Herausforderungen mit sich. Allein für das Hotel mussten rund 3500 m³ Beton aus den Silos herausgeschnitten und per Schubkarre abtransportiert werden. Im Gegenzug benötigten die Silos neue Zwischenböden, wo vorher große Lufträume über 40 m gähnten. In die 16 cm dicken Außenwände ließen Delugan Meissl horizontale Fensterschlitze fräsen. Vor den meisten betonen verputzte, breite Absturzsicherungen zusätzlich die Horizontale. In der Lobby im Erdgeschoss sind die Trichteröffnungen der Silos nach wie vor sichtbar – und auch der weithin sichtbare Kellogg’s Schriftzug auf dem Dach durfte bleiben.  

Bar mit farbiger Theke im Dachraum, sichtbare Stahlträger, verglaste Stadtansicht, Betonflächen, offene Schächte und Rohrführungen.Bar mit farbiger Theke im Dachraum, sichtbare Stahlträger, verglaste Stadtansicht, Betonflächen, offene Schächte und Rohrführungen.
Die Hotelbar mit Aussicht befindet sich im Dachgeschoss des Silos. © Piet Niemann

Nachhaltigkeit wird großgeschrieben 

Das Hotel „John & Will“ – so benannt nach den Begründern der Kellogg’s-Dynastie – schreibt Nachhaltigkeit groß. In den Zimmern gibt es weder Fernseher noch Minibar, auf den Tisch kommt überwiegend Bio-Kost. Alle Gebäude auf dem Areal sind in das Energienetz der Überseestadt eingebunden, das sie CO2-effizient mit Wärme und Kälte versorgt. Diese gewinnen vier Großwärmepumpen direkt aus dem Flusswasser der Weser. Einen kleinen Teil der Wärme erzeugt ein Power-to-Heat-Modul aus überschüssigem Wind- und Solarstrom. Die Wärme kann maximal 72 Stunden lang in einem 600 m³ großen Pufferspeicher gelagert werden. Im Sommer steht überdies ein 150 m² großer Eisbrei-Speicher als Kältereservoir zur Verfügung. Im Winterhalbjahr geht vor dem Hotel Bremens ökologischste Eisbahn in Betrieb. Die Abwärme, die bei der Kälteproduktion durch Wärmepumpen entsteht, fließt direkt ins Wärmenetz und wird zur Beheizung der Wohn- und Bürogebäude genutzt. 


Architektur: Delugan Meissl Associated Architects
Standort: Auf der Muggenburg 30, 28217 Bremen (DE)


Ausführungsplanung Reislager: dt+p
Ausführungsplanung Silo: Gruppe GME
Tragwerksplanung, Bauphysik: Wittler Ingenieure
Lichtplanung: Die Lichtplaner
TGA-Planung: Schweigatz Heizungs- und Sanitärbau
Schiebefenster: Solarlux

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