Neuinterpretation des Hofhauses
Jinji Lake Pavilion in Suzhou von BIG
Im Luftbild ist die vierteilige Struktur des Gebäudes gut zu erkennen. Das Dach greift die Typologie chinesischer Hofhäuser in verfremdeter Form auf. © Justin Szeremeta & Ye Jianyuan
Der Jinji-See ist ein rund 7 km² großes, flaches Süßwasserreservoir in der ostchinesischen Stadt Suzhou. Er zählt zu den beliebtesten Naherholungsgebieten der 12-Millionen-Einwohner-Metropole. Vor allem an seinem Nord- und Westufer ist in den letzten Jahren zunehmend touristische Infrastruktur entstanden. Dazu zählen auch elf Pavillons, mit denen die Stadt das Seeufer verschönern will. Einen davon hat das dänische Büro BIG gemeinsam mit seinen örtlichen Partnerarchitekten Arts Group unlängst fertiggestellt.


Der quadratische Innenhof dient als gemeinschaftlicher Treffpunkt und bildet eine Oase der Ruhe. © Justin Szeremeta & Ye Jianyuan
Vier Gebäude um einen Innenhof gruppiert
Der Entwurf verknüpft die Typologie traditioneller chinesischer Hofhäuser mit den Anforderungen an ein öffentliches Bauwerk. Unter dem markanten, vierflügeligen Dach sind vier Nutzungen – ein Café, eine Boutique, ein Restaurant und ein Besucherzentrum – um einen Innenhof gruppiert. Doppelt geschosshohe Durchgänge auf jeder Seite verbinden den Hof mit dem Außenraum. Laut Catherine Huang, Partnerin bei BIG, ist die Dachkonstruktion von der umgebenden Vegetation inspiriert: „Der Pavillon liegt unter den großen Kampferbäumen am Seeufer und soll einen ruhigen Ort für die Gemeinschaft bilden. Er ist als eine Erweiterung des umgebenden Laubdaches gedacht.“


Vier hohe Durchgänge zwischen den Gebäudeteilen verbinden den Innenhof mit dem Seeufer und dem Uferpark. © Justin Szeremeta & Ye Jianyuan


© Justin Szeremeta & Ye Jianyuan
Transluzente Dachkonstruktion
Die zweischalige Konstruktion besteht aus zwei Lagen perforiertem Metallblech, von denen die äußere in ein Verbundglas integriert ist, und einem dazwischen liegenden Tragwerk. Catherine Huang beschreibt den Effekt so: „Die perforierten Bleche werfen Schatten und imitieren das Muster von Blättern. Gleichzeitig reduzieren sie den Wärmeeintrag ins Gebäude.“ Für BIG bildet der 1200 m² große Pavillon lediglich den Auftakt für ein deutlich größeres Projekt: Noch in diesem Jahr will das Büro ganz in der Nähe am Seeufer das Suzhou Museum of Contemporary Art fertigstellen. Der Museumsbau verteilt sich auf 12 Pavillons mit charakteristisch gestaffelten Pagodendächern und einer transluzenten Hülle aus gebogenem Glas. Mit einer Grundfläche von rund 60 000 m² wird er den kleinen Pavillon etwa um das Fünfzigfache übertreffen.
Architektur: BIG, Arts Group
Bauherr: Suzhou Harmony Development Group
Standort: Suzhou (CN)















