Kaffee und Kieztreff auf dem Leopoldplatz

Der Leopoldplatz, seit dem 19. Jahrhundert Frei- und Grünfläche im dichten Arbeiterviertel Berlin-Wedding, ist heute sozialer Treff- und Brennpunkt des vielfältig geprägten Kiezes. Das Café Leo gibt es hier schon seit 2011, zunächst provisorisch, 2016 erstmals als festes Gebäude. Fünf Jahre später bestimmt der Bezirk eine Betreiberänderung, trotz massiver Kritik muss der Platz geräumt werden. 2022 erfolgt dann die endgültige Genehmigung für einen Neubau. 

Mehr als ein Café im hippen Holzgewand

Der Holzpavillon unter den Bäumen des Quartiersplatzes erinnert auf den ersten Blick an die hippen Cafés in den wesentlich stärker gentrifizierten Teilen Berlins. Helle Lärchenholzoberflächen und großzügige Glasflächen lassen den kleinen Bau transparent und leicht wirken. Schwellenlos zu beiden Längsseiten geöffnet positioniert sich der kleine Bau als einladender Ort. Denn das Café Leo ist mehr als eine Gastronomie mit Konsumzwang. Die Berliner Wohltätigkeitsorganisation Wendepunkt schafft mit dem kleinen Café einen Ort des Austauschs für Alle, bietet Raum für Unterstützung, zum Beispiel in Bürokratieangelegenheiten. Es gibt Veranstaltungen wie Strick- und Nähkurse, einen Filterkaffee schon für 1,50 Euro. Wem das zu günstig ist, der kann zusätzlich für einen aufgeschobenen Kaffee zahlen und einem bedürftigen Gast ein Heißgetränk finanzieren.

Schlichte Details

Der kleine Bau gliedert sich mühelos in seine Umgebung ein. Die Transparenz der Glasfassade ermöglicht sowohl den Blick von und nach außen, aber auch den Durchblick vom und auf den Leopoldplatz. Um die Materialien vor Vandalismus zu schützen, wurden Fensterläden in die Außenseite der Fassade integriert. Die zweiteiligen Läden lassen sich jeweils um ein weiteres Mal in der Hälfte falten und werden so schmal genug, um Sicht und Außenraum nicht zu stören. 

33 m² aus Holz konstruiert 

Im Innenraum wird der Boden der Umgebung aufgegriffen, kleine Granitpflastersteine prägen das Bild. Auch hier kreiert das helle Holz eine warme Atmosphäre. Etwa ein Drittel des Raumes wird durch den offenen Küchen- und Barbereich eingenommen, im übrigen Raum bleibt Platz für Sitzplätze. Teile der Außenwände bieten Stauraum in unterhalb der Brüstungen integrierten Schränken. Gleichzeitig dienen diese Elemente in Kombination mit den raumhohen Trennwänden eines kleinen Lagerraumes an der nördlichen Außenwand zur Aussteifung der Konstruktion.

Küchenbereich und Tresen des Cafés, © Bryn Donkersloot

Beidseitig auskragende Einfeldträger aus Holz ruhen auf filigranen Holzstützen, die Lasten werden über Stahlbauteile in die Bodenplatte übertragen. Die Deckenplatte aus Brettsperrholz wird zusätzlich durch sekundär wirksame Holzbalken in Querrichtung getragen. Damit wird ein quadratisch gerasterter Trägerrost generiert. Glühbirnen in der Mitte jedes Rasterfeldes runden den Entwurf ab und erleuchten den Raum.