06.06.2018 Bettina Sigmund

Liquid Printed Pneumatics

Liquid Printed Pneum: Eine Materialerfindung von BMW und dem Self-Assembly Laboratory des MIT (Foto: BMW Group)

Architektur und Automobilbranche beflügeln sich immer wieder gegenseitig. Während Mobilität und Immobilie lange Zeit als Gegensatzpaare galten, wachsen beide Disziplinen immer weiter zusammen. Die Automobilindustrie prägt und gestaltet urbane Konzepte, die Architektur wird durch gesellschaftliche Anforderungen und Baukastensysteme zur mobilen Immobilie. Neue Technologien und Materialtrends prägen beide Branchen gleichermaßen. Die neue Materialtechnologien Liquid Printed Pneumatics kommt diesmal aus der Automobilbranche – Folienkissen und pneumatische Konstruktionen sind aber auch in der Architektur verankert. Ein Grund, genauer hinzusehen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der Designabteilung von BMW und dem Self-Assembly Laboratory des MIT begann vor zwei Jahren. Ziel war es, zukunftsweisende Konzepte für hochmoderne Auto-Interieurs zu entwickeln, die sich nahtlos anpassen können. »Denn die Art und Weise, wie Mobilität sich in Zukunft gestaltet, steuert mehr und mehr auf ein Automobil zu, für das konventionelle Ansätze wie etwa Vorder- und Rücksitze kaum mehr eine Rolle spielen. Es ist nicht mehr nötig, das Auto der Zukunft in eine bestimmte Form zu pressen. Innenräume könnten auch formbare, baukastenähnliche Strukturen annehmen«, erläutert Martina Starke, Leiterin der Bereiche BMW Brand Vision und BMW Brand Design bei der BMW Group. Ergebnis der Kooperation ist das erste Exemplar eines komplett in 3D-Druck produzierten, aufblasbaren Materials, das in jeder Form und Größe maßgefertigt werden kann. Das Druckprodukt aus Silikon kann, je nach Menge des Luftdrucks, seine Form verändern. Die pneumatische Steuerung im System sorgt dafür, dass das gedruckte Gebilde eine Vielzahl von Formen, Funktionen und Festigkeitsstufen annimmt. Zu Beginn wurden zunächst diverse Ansätze geprüft, auf welche Art ein visionäres Interieur Gestalt annehmen könnte. Schließlich erzielten die Experten des Self-Assembly Lab einen Durchbruch, als es ihnen gelang, im Liquid-Printing-Verfahren luft- und wasserdichte Objekte zu drucken – maßgefertigte druckbare Ballons. Diese Technologie ermöglicht es nun, komplexe Schläuche, Stränge und Kammern zu produzieren, die ihre Form selbst verändern können. Skylar Tibbits, Gründer des Self-Assembly Lab, erklärt: »Wir haben einige der neuesten Technologien kombiniert, wie etwa Rapid Liquid Printing und Techniken aus dem Gebiet der Soft-Robotik, um diese anpassbare Materialstruktur zu generieren. Früher benötigte man oft komplizierte, fehleranfällige elektro-mechanische Geräte oder aufwändige Form- und Werkzeugarbeit, um aufblasbare Materialien zu produzieren. Heute sind wir in der Lage, komplizierte aufblasbare Strukturen mit unterschiedlichem Festigkeitsgrad und in beliebiger Ausführung zu drucken.« Das bewegliche Objekt ist aktuell in der Ausstellung The Future Starts Here im V&A in London zu sehen. Die Ausstellung bringt bahnbrechende Technologien und Designs aus völlig unterschiedlichen Branchen zusammen, die derzeit weltweit in Studios und Laboren entwickelt werden. Auf Basis internationaler Forschung und in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen Universitäten und Beratern zeigt die Ausstellung über 100 Projekte, die die Welt von morgen prägen. Das im Liquid Printed Pneumatics-Verfahren hergestellte Ausstellungsobjekt kann sowohl seine Form als auch seine Funktion verändern. Ausgestattet mit einem pneumatischen System, das sieben autonome Kammern beinhaltet und verschiedenste Bewegungsmuster erzeugen kann, zeigt das etwa einen Meter große Gebilde roboterähnliche Wandlungsfähigkeit. Die Ausstellung ist noch bis zum 4. November 2018 im V&A in London zu sehen.  »Diese anpassungsfähige Materialtechnologie verweist auf eine Zukunft, in der veränderbare Oberflächen für Komfort, Polsterung und auch Aufprallsicherheit sorgen, angepasst an die jeweiligen Bedürfnisse der Insassen«, erläutert Martina Starke. Dynamik, Bewegung, Transformation und Flexibilität – alles Schlagworte, die durchaus auch in der Architektur und Fassadengestaltung eine immer größere Rolle spielen.
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