09.12.2019 Thomas Jakob

Mit barrierefreien Hotelbädern Gäste gewinnen

Die Nachfrage nach barrierefreien Hotels steigt. Das liegt unter anderem daran, dass die Generation 50plus gern und viel reist. Neben Kulturangeboten oder Bewegung in der Natur, sind Gesundheit, Genuss und Komfort gefragt. Letzteres gilt umso mehr für Reisende mit gesundheitlichen Einschränkungen. Sie legen viel Wert auf ein barrierefreies Bad.

Integrativer Bestandteil der Architektur
Allerdings: Wirklich barrierefreie Hotelbäder sind nach wie vor kein durchgängiger Standard. Der in Deutschland vorhandene Level basiert mehr auf gesetzlichen Mindeststandards denn auf einer freiwilligen Entscheidung für eine höhere Qualität. Ferdinand Huber, Sachverständiger für den Bau und die Ausstattung barrierefreier, rollstuhlgerechter Gebäude, hat die »Kompatibilität von Hotelbad und Barrierefreiheit« untersucht und Lösungsansätze für höhere Qualitätsstandards in seinem gleichnamigen Buch veröffentlicht. Seit Fazit: Um in Deutschland den gleichen Standard zu erreichen wie in den USA oder in den Vereinigten Arabischen Emiraten, müssen Architekten und Hoteliers bereits in der Planungsphase umdenken.

Barrierefreiheit durch Weglassen
Schon der Grundriss sollte die entsprechenden architektonischen Anforderungen erfüllen. Huber spricht von »Barrierefreiheit durch Weglassen«. Zusätzlichen Komfort im barrierefreien Hotelbad böten größere Nutzungsflächen. Davon profitieren nachweislich nicht nur motorisch eingeschränkte Hotelgäste, sondern alle Gäste. Entsprechend schnell amortisiert sich das modifizierte Planungskonzept, denn die Mehrleistungen im Vorfeld verbessern rasch das Preis-/Leistungsverhältnis. Im Ergebnis erreicht der Hotelbetreiber eine höhere Wirtschaftlichkeit. In seinem Buch stellt Huber Musterpläne und Checklisten für barrierefreie Hotelbäder unterschiedlicher Größe und Kategorie vor.

Sinnvolle Kompromisse finden
Ähnlich argumentiert die Architektin Helga Baasch, die im DIN-Ausschuss an den Normen für barrierefreies Bauen mitgewirkt hat. »Beim Neubau sollten die Empfehlungen der DIN 18040 berücksichtig werden. Bei Umgestaltungen sind die Anforderungen aus technischen oder Kostengründen aber nicht immer zu realisieren.« Baasch plädiert deshalb für sinnvolle Kompromisslösungen.

Zum Weiterlesen
Kaldewei informiert unter kaldewei.de über die Planung barrierefreier Bäder. Einen weiteren Überblick über Fragen zum Neu- oder Umbau von barrierefreien Bädern bietet der Zentralverband Sanitär Klima Heizung unter shk-barrierefrei.de. Experten zum Thema gibt es bei den Architektenkammern der Bundesländer. Die Ausstattung von und mit Sanitärräumen für Hotelzimmer behandelt die Richtlinie VDI 6000 Blatt 4 (Planung, Ausstattung von Bad, Gäste-WC, in Hotels, Pensionen und Beherbergungsbetrieben). Mehr Informationen dazu gibt es u.a. unter nullbarriere.de/hotelbad-barrierefrei-rollstuhlgerecht.htm
Die Forschungsarbeit »Kompatibilität von Hotelbad und Barrierefreiheit?« von Ferdinand Hubert ist im Eigenverlag KBT Huber erschienen. Auch der Bundesverband DEHOGA hat das Thema Barrierefreiheit (über das Thema Bad hinausgehend) seit Jahren auf der Agenda und umfassende Informationen und Zahlen dazu im Handbuch »Barrierefreiheit in Hotellerie und Gastronomie« zusammengefasst.

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