Multifunktionales Wohnhaus in Brüssel von Hé!

Wohnen der Zukunft – wie kann es aussehen? Das Büro Hé! zeigt mit der Umnutzung eines alten Industriebaus in Brüssel, wie Nachhaltigkeit, Flexibilität und höchster Wohnkomfort zusammenkommen.

Das ehemalige Industriegebäude befindet sich in Molenbeek, einer Gemeinde nordwestlich des Stadtzentrums von Brüssel. In der Gegend befinden sich viele Werkstätten und Industriegelände. Um auf die Notwendigkeit der Nachverdichtung zu reagieren, setzte das Büro auf Wachstum in die Höhe: Die Erweiterung setzt sich als neues Haus auf das bestehende auf.

Wohnhaus mit Atelier und Coworking Space

Der Planungsauftrag umfasste die Renovierung des Gebäudes und dessen Umnutzung in ein Wohnhaus mit Atelier und Coworking Space. Neben dem Konzept des gemeinschaftlichen Wohnens setzten die Planenden Wert auf die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft.

Flexibler Grundriss

Während das Studio und der Coworking-Space im Erdgeschoss unterkommen, befinden sich die Wohnbereiche in den oberen Geschossen. Der Grundriss bleibt maximal flexibel: Die Räume können ihre Funktion in der Zukunft ändern. Die kleinen Ateliers gestalten sich beispielsweise so, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt als Erweiterung der Wohnungen dienen können.

Die Fließen auf der Ebene der Badewanne ziehen sich auf die Terrasse weiter und verbinden Innenraum und Außenraum. © Tim Van de Velde

Vorausschauende Konstruktion

Die Konstruktion steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Die Stützen und Träger sind mit ihren losen Schraubverbindungen leicht demontierbar und eignen sich für eine Wiederverwendung. Der Dachausbau zeigt sich in Holzrahmenbauweise mit freiliegenden Balken.

Ressourcenschonende Baustoffe

Der Anspruch an die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft zeigt sich auch in der Wahl der Materialien. Biobasierte Materialien wie Holz, Hanf und Stroh finden sich als Konstruktionsmaterial und als Dämmung. Geobasierte Materialien wie Erde und Lehm kommen als Verputz zum Einsatz.

Dabei waren auch kurze Transportwege wichtig. Die als Dämmmaterial verwendeten Strohballen stammen von einem nahegelegenen Bauernhof. Die Erde und den Lehm bezogen die Architekten von der Brüsseler Erdbauindustrie. Vorhandene Elemente wie Fußböden, Treppen oder Fliesen werteten sie auf und ergänzten sie durch wiederverwendete Materialien.

Die neue Fassade zitiert das historische Mauerwerk in weißem Backstein. © Tim Van de Velde

Die Planenden zeigen, dass Materialien wie Stroh, Lehm und Holz nicht nur in einem ländlichen, sondern auch in einem urbanen Umfeld geeignete Baustoffe darstellen. Das Projekt kann als Beispiel dafür dienen, wie Architektur eine ressourcenschonende Zukunft gestaltet.