27.04.2015 gfx3@detail.de

Pädagogisch wirkungsvolles Raumprogramm unterstützt innovatives Lernkonzept

Mit dem »Lernhaus im Campus« hat die Stadt Osterholz-Scharmbeck, nördlich von Bremen, ihr bislang größtes einzelnes Bauvorhaben realisiert. Der Schulbau ist Bestandteil des Bildungsstandorts »Campus für lebenslanges Lernen«. Bei der Umsetzung entschied sich die Stadt für eine öffentlich-private Partnerschaft und vergab das Projekt in einem mehrstufigen EU-weiten Verfahren. Den überzeugendsten Entwurf lieferte die Arbeitsgemeinschaft Züblin und Gottfried Stehnke mit dem Planungsteam kister scheithauer gross architekten (ksg) und stadtplaner zusammen mit dem Architekturbüro Feldschnieders + Kister, Horeis + Blatt Partnerschaft Landschaftsarchitekten, Wolff + Partner Beratende Ingenieure sowie GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH für die Grafik / Signaletik.

Der stimmige Entwurf von ksg lässt den Neubau der Oberschule (5. bis 10. Klasse) mit seinen 9200 m2 Bruttogeschossfläche zum Herzstück der städtebaulichen Neukonzeption werden. Dabei konzipierten die Architekten das Lernhaus im Campus als Bindeglied zwischen den einzelnen Schulformen und dem neuen Medienzentrum, in dem auch die Mensa untergebracht wurde. Dieses Medienhaus und das viergeschossige Lernhaus bilden die gewünschte städtebauliche Torsituation. Das durchdachte Konzept des Lernhauses, einer zukunftsweisenden Oberschule, sieht vor, dass ein Teil des Lehrinhalts in jahrgangsbezogenen »Lernlandschaften« vermittelt, die sich in bis zu 500 m² großen Räumen erstrecken. Dort haben alle Schülerinnen und Schüler für fächerübergreifende Projekte und selbstorganisiertes Lernen ihren eigenen Arbeitsplatz. Das Konzept dieser Ganztagsschule mit binnendifferenziertem Unterricht ist darauf angelegt, die Jugendlichen in der ihnen eigenen Zeit bei der Entfaltung und Entwicklung ihrer Anlagen und Fähigkeiten zu unterstützen. Ziel des ganzheitlichen Lernens ist, neben der durchgängigen Berufsorientierung, die Entwicklung selbständiger und eigenverantwortlicher Persönlichkeiten. Unterstützt und angeregt werden die Schülerinnen und Schüler durch ein Team von Mentoren, Lernbegleitern und pädagogischen Mitarbeitern.

Foto: Steffen Fuchs/Heidelberg Cement

Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung dieser fortschrittlichen Schulform war der Neubau des Lernhauses anstelle der ehemaligen Haupt- und Realschule. Im Vorfeld des Bauvorhabens entwickelten Schule und Schulträger spezifische Parameter, die gemeinsam mit den Architekten in ein sinnvolles pädagogisch wirkungsvolles Raumprogramm umgesetzt wurden. Im Interesse der Übersichtlichkeit und klaren Orientierung vernetzten die Architekten die einzelnen Funktionen so miteinander, dass eine direkte Sichtverbindung besteht. Dies ermöglicht etwa dem Lernpartner oder dem Lernbegleiter eine Überprüfung freier Arbeitsplätze in anderen Funktionseinheiten, ohne großen Zeitverlust oder Störung des Arbeitsumfelds. Die Vernetzung der Bereiche erfolgt stets über das belebte und kommunikative Zentrum der im Innern angeordneten Halle.

Das viergeschossige Gebäude ist an den Hang gebaut, es passt sich der Topografie mit ihrem Höhenunterschied von 10 m so an, dass ein Gebäudevolumen mit einer durchgängig gleichen Attikahöhe entstanden ist. Den Übergang zwischen dem Gebäuderiegel, der die Klassenzimmer für den Fachunterricht sowie die Lehrer- und Rektoratszimmer im Staffelgeschoss beherbergt, und den Lernhäusern bildet eine über 20 m weit gespannte Brücke, unter der sich ein geschützter Eingangsbereich erstreckt. Dahinter schließen sich Innen- und Gartenhöfe an – mit Sitzinseln unter Bäumen und freiem Himmel. Der passende Transportbeton für den Rohbau wurde aus drei Werken von Heidelberger Beton, Bereich Niedersachsen-Bremen, geliefert. Die sehr nahe gelegenen Betonwerke ermöglichten kurzfristige Lieferungen. Neben Routinearbeiten wie das Gießen der als Platte ausgeführten Flachgründung, das Setzen einer Stützmauer im Hang, das Aufbetonieren der Filigrandecken oder die vorgehängte Fassade im EG gab es auch nicht alltägliche Aufgaben wie die Brücke mit dem eingebundenen Musiktrakt. Die Unterzüge und Spannbetonbinder in dieser Dimension waren eine Herausforderung, ebenso die hohen Anforderungen an Schallschutz und Akustik. Weitere Informationen: Heidelberger Cement AG
 

Foto: Steffen Fuchs/Heidelberg Cement

Foto: Steffen Fuchs/Heidelberg Cement

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