Polygonale Geometrie: Grundschule in Berlin

Beim Entwurf des Hortneubaus der Maria Montessori-Grundschule waren sowohl das Verhältnis zum denkmalgeschützten Schulaltbau als auch unterschiedliche den Bauplatz einengende Parameter zu berücksichtigen, die zur Positionierung und Ausbildung der polygonalen Grundrissform geführt haben. Ein geschosshoher Einschnitt im Bereich des Haupteingangs ermöglicht das Durchführen der bestehenden 100m-Tartanbahn unter dem Gebäude. Die Bahn verbindet den alten Schulhof mit dem neu entstehenden „Gartentheater“ auf der anderen Seite des Neubaus.  Architekten: Kersten + Kopp Architekten, Berlin
Standort: Friedrich- Wilhelm-Str. 72-74, D-12103 Berlin

Foto: Werner Huthmacher

Lageplan, Grafik: Kersten + Kopp Architekten

Im Norden wird die Lage durch nicht überbaubare Abwasserleitungen bestimmt, im Westen definiert der diagonale Verlauf des Grundstücks die Gebäudegestalt.

Bauherr: Land Berlin Tragwerksplanung: ifb frohloff staffa kühl ecker, Berlin
Gebäudetechnik: WINTER Beratende Ingenieure, Berlin

Fertigstellung: 2010
NF: 740 m²
BRI: 6000 m³
Gesamtkosten: ca. 2,3 Mio € Raumprogramm:
10 Betreuungsräume 400 m²
Aufenthalt Erzieher 30 m²
Mensa/Speiseraum 160 m²
Küche/Ausgabe Essen 40 m²
Kletterraum 12 m²
Lounge 17 m² Weitere Informationen:
www.kersten-kopp.de

Foto: Werner Huthmacher

Grundriss EG, Grafik: Kersten + Kopp Architekten

Grundriss 3.OG, Grafik: Kersten + Kopp Architekten

Dreieckige Sonderräume: Kuschelraum, Kletterraum oder Freiklassen, Foto: Werner Huthmacher

Schnitte C-C, D-D, Grafik: Kersten + Kopp Architekten

Das Gebäude ist in Massivbauweise überwiegend in Stahlbeton konstruiert. Die frei perforierten Außenwände sind als tragende Wände ausgebildet und ermöglichen zusammen mit den aussteifenden Treppenhauswänden einen flexiblen und reversiblen Innenausbau. Im Bereich der großen Fensterbänder und der Freiklassen werden die Stahlbetonaußenwände zusätzlich als große teilweise geknickte Träger aktiviert. Die Abtriebskräfte aus der Auskragung über der Laufbahn werden über die Deckenscheiben in den jeweiligen Geschossen in die aussteifenden Wandscheiben verteilt.

Foto: Werner Huthmacher

Der große Ausschnitt für die Laufbahn formuliert die Eingangssituation des Hortneubaus
Foto: Werner Huthmacher

Die grobe Putzstruktur des Hortneubaus kontrastiert mit den feinen scharf geschnittenen Fenster- und Attikaprofilen aus bronzefarbenem eloxiertem Aluminium. Diese sandfarbene, mineralische Edelkratzputzfassade verleiht der Skulptur des Gebäudes eine homogene Oberfläche mit samtener Tiefenwirkung.
Das Gebäude erhebt sich aufgrund des engen vielfach beschränkten Bauplatzes als kompaktes turmartiges Volumen auf einem diamantförmig polygonalen Grundriss. Der große Ausschnitt für die Laufbahn formuliert die Eingangssituation, während in den Obergeschossen dreieckige Einstülpungen als Freiklassen der Gruppenräume dienen. Durch die skulpturale Behandlung des Baukörpers wirkt dieser aus den unterschiedlichen Blickwinkeln jeweils andersartig und für den Betrachter immer wieder überraschend. Dieser Effekt wird verstärkt, durch die spielerische Perforation der Gebäudehülle durch Fensterformate unterschiedlicher Proportion und Größe. Kompakte Formate wechseln sich mit schmalen Fensterstreifen ab und stehen in Kontrast zu großen geschoßhohen Fensterbändern, die sich aus den Freiklassen in die Außenfassade entwickeln.
Der 4-geschossige Neubau gliedert sich in eine Mensa im Erdgeschoß und 10 Gruppenräume in den drei Obergeschossen. Ausgehend von den kommunikativen Spielfluren im Zentrum wechseln sich in alle Himmelsrichtungen orientierte Gruppenräume mit dreieckigen Sonderräumen (Kuschelraum, Kletterraum, Freiklassen) ab. Alle Gruppenräume erhalten einen zusätzlichen Bezug durch interne Öffnungen zu den jeweils benachbarten Bereichen und bilden mit dem geschossübergreifend angeordneten Kletterraum ein komplexes Raumgewebe. Sitzbänke, Rückzugsnischen, in die Einbauschränke der Gruppenräume eingelassene Sitz- und Ausstellungsnischen wurden mit abgestuften warmen Farben inszeniert, die das Thema der Rot- und Beigetöne der denkmalgeschützten Klinkerfassade des Schulaltbaus aufgreifen.
Vorhänge in Sand- und Beigetönen verstärken den wohnlichen Charakter der Innenräume und sind teilweise als Raumteiler nutzbar.

Im Inneren des Gebäudes werden die Rot- und Beigetöne der denkmalgeschützten Klinkerfassade des Schulaltbaus aufgegriffen, Foto: Werner Huthmacher

Foto: Werner Huthmacher

Ein Beitrag von Emilia Margaretha und Peter Popp. Weitere Projekte zum Thema »Bauen für Kinder« lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe DETAIL Konzept 2013/3.
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