Ranking nach Anzahl der Fachveröffentlichungen sinnvoll?

Mit Rankings ist es wie mit Schokolade: Wir wissen, dass sie dick macht, trotzdem können wir nicht von ihr lassen. Während andere mit flinken Fingern Stück um Stück aus der Tafel brechen, bis sich nur noch das blanke Cellophanbett darbietet, klicken sich Architekten mit vergleichbarem Suchtfaktor ins „Baunetz-Ranking“ der meistpublizierten Architekturbüros. „Hey Leute, wir sind international auf Rang 63!“, schallt es dann durchs Großraumbüro. „Nur 58 Plätze hinter David Chipperfield ?!“ So eine Hitparade der Architekturbüros ist eine kurzweilige Sache, doch wo Ex und Hopp so nahe beieinander liegen, meldet sich leicht Skepsis ... und mündet in Ranking-Kritik, so alt und so beliebt wie die Rankings selbst. Ausschlaggebend für den Ranking-Platz sind Häufigkeit und Umfang der Erwähnung in namhaften Architekturzeitschriften. Je höher der Rang, desto höher ist nach Baunetz-Ansicht die architektonische Qualität. Eine gewagte These. Der ungleich größere Knackpunkt scheint aber der gewählte Medienmix. Wollen wir wirklich, dass alleine die Meinung der Fachjournale über die Relevanz von Architektur entscheidet? Ist nicht die Baukulturstiftung mit dem erklärten Ziel angetreten, eine breite Öffentlichkeit für qualitätvolles Bauen zu sensibilisieren? Architektur ist die öffentliche Kunst schlechthin und wie keine andere gebunden an ihren Ort. Gerade deshalb muß sie in den großen Publikumsmedien und der regionalen Presse zur Sprache kommen. Hätte ich einen Wunsch frei, würde ich den Ranking-Komissaren in der Berliner Schlüterstraße ans Herz legen, die Feuilletons ausgewählter Tageszeitungen wie FAZ, Süddeutscher Zeitung, und etwa der Neue Zürcher Zeitung ins Ranking einzubeziehen. Die Architekturredakteure in Köln, München oder Berlin leisten täglich Basisarbeit in Sachen Architekturvermittlung, und das gibt ihrem Votum Gewicht. Einen erfolgreichen Sommer wünscht Frank Peter Jäger.