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Sanierung, Umnutzung und Reaktivierung – Praxisbeispiele und Modellprojekte
Eine alte Dorfschule wird zum multiplen Haus, Mieterbeteiligung optimiert einen Sanierungsprozess, dazu ein Modellprojekt mit 35 Ein- und Mehrfamilienhäusern: Die unterschiedlichsten Projekte beleuchtete die DETAIL Fachveranstaltung »Sanierung – Wohnen im Bestand« für 45 Teilnehmer im Tapetenwerk Leipzig. Unterstützt wurde die Veranstaltung von den Partnern FDT – Flachdachtechnologie und BASF. Ideeller Partner waren das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung und die Forschungsinitiative Zukunft BAU.
Asmus Schiewers vom Büro für urbane Entwicklung gab als Forschungsbegleiter bei der Forschungsinitiative Zukunft BAU einen kurzen Einblick in Forschungsschwerpunkte und Aufgaben, wie beispielsweise die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Bauwesens im europäischen Binnenmarkt oder die Beseitigung bestehender Defizite im Bereich technischer Innovationen. Anschließend stellte Schriewers einige Praxisbeispiele und Modellvorhaben aus dem Netzwerk Effizienzhaus Plus vor.
Seit 2012 werden hier bundesweit ca. 35 Ein- bzw. Mehrfamilienhäuser als Modellvorhaben gefördert. Neben Neubauten werden auch Altbausanierungen begleitet, die eine besondere Herausforderung bei der Erreichung des Energiestandards darstellen. Schriewers nannte hier das Aktivhaus B10, Stuttgart von Werner Sobek als ein besonders wegweisendes Modellvorhaben zum Thema »Energie für den Altbau«.
Die Leitidee des Projekts war es, die gebaute Umwelt, Mobilität und nachhaltige Energieerzeugung miteinander zu verknüpfen. Das Gebäude erwirtschaftet dank eines dynamischen und selbstlernenden Gebäudeautomationssystems doppelt so viel Strom aus nachhaltigen Energiequellen wie es selbst benötigt. Mit dem erzielten Energieüberschuss werden zwei Elektroautos und das unter Denkmalschutz stehende Weißenhofmuseum (ehemaliges Wohnhaus des Architekten Le Corbusier) versorgt. Dank des speziellen Wandaufbaus aus voll trennbaren Komponenten ist das Haus zu 100 % recyclebar.
Referentin Jana Reichenbach-Behnisch berichtete von der Planung und Umsetzung ihres Sanierungsprojekts Tapetenwerk (ca. 4400 m² Fläche). Die konzeptionelle Idee war es, die historische Fabrikanlage aus der Gründerzeit schrittweise auszubauen und preiswerte, aber professionelle Ateliers, Büros, Coworking-Spaces und Wohnungen für Künstler, Architekten oder Designer zu schaffen.
Günstige Mieten, große Räume, gute Verkehrsanbindung und flexible Nutzungsmöglichkeiten waren der essentielle Mehrwert für die zukünftigen Nutzer. Der Ausbauzustand rückte dabei erst mal in den Hintergrund, während der Fokus auf der Sanierung beschädigter Bereiche, dem energetischen Ausbau sowie der Einhaltung der Brandschutzrichtlinien lag. Der industrielle Charakter der Anlage konnte dabei erhalten bleiben. 2012 wurde das Tapetenwerk in die Good-Practice Datenbank der Netzwerkreihe »wie weiter arbeiten – ARBEITSORTE DER ZUKUNFT« der Bundesstiftung Baukultur aufgenommen.
Des Weiteren gab Jana Reichenbach-Behnisch einen kurzen Einblick in ihre Forschungsprojekte zur Umnutzung und Reaktivierung von Bestandsbauten. Sie zeigte Lösungsansätze zur Aktivierung von Kleinstadtzentren durch eine Kombination von erfolgreichen Modellen aus Großstädten und ländlichen Regionen auf.
Bei Ihrer Begleitforschung »Alte Dorfschule m.H. - Vom Leerstand zum Multiplen Haus« beschäftigte sich Jana Reichenbach-Behnisch mit der Entwicklung eines Multiplen Hauses, das u.a. innovative Ideen wie »Sharing« und »Coworking« adaptiert und so flexibelste Nutzungen ermöglicht.
Umfassende Sanierungen verursachen aufgrund fehlender Information und Kommunikation und durch Termin- und Kostendruck oft Konflikte zwischen Mietern und Baubeteiligten. Die steigende Anzahl an Sanierungsprojekten erfordert hier ein abgestimmtes Projektmanagement und gezielte Mieterbetreuung, besonders da in den meisten Fällen die Mieter während der Maßnahmen im Gebäude wohnen bleiben.
Umfassende Sanierungen verursachen aufgrund fehlender Information und Kommunikation und durch Termin- und Kostendruck oft Konflikte zwischen Mietern und Baubeteiligten. Die steigende Anzahl an Sanierungsprojekten erfordert hier ein abgestimmtes Projektmanagement und gezielte Mieterbetreuung, besonders da in den meisten Fällen die Mieter während der Maßnahmen im Gebäude wohnen bleiben.
Prof. Racky (Universität Kassel) gab aktuelle Einblicke in seine Forschung rund um proaktive prozessorientierte Mieterbetreuung. Anhand von verschiedenen Best-Practice-Modellen zur kooperationsorientierten Abwicklung umfassender Sanierungen wurden erfolgskritische Teilprozesse der Projektabwicklung festgelegt und daraus Handlungsempfehlungen entwickelt.
Dieser Maßnahmenkatalog ermöglicht es, das Projektmanagement individuell an gegebene Sanierungsbedingungen anzupassen.
Martin Meyer, Leiter der Anwendungstechnik von Veranstaltungspartner FDT – Flachdachtechnologie, präsentierte in seinem Vortrag Beispiele für Flachdachsanierungen und Neubauten. Anschaulich stellte er die häufigsten Gründe für Sanierungsmaßnahmen dar und erläuterte die einzelnen Schritte einer erfolgreichen Flachdachsanierung.
Für eine gründliche Untersuchung des kompletten Altdachaufbaus (Bestandsaufnahme) müssen laut Meyer Unterkonstruktion, Dampfsperre, Wärmedämmung, Abdichtung und eventuelle Auflasten überprüft und berücksichtigt werden.
Über spezielle Berechnungsprogramme (z. B. Wufi) kann eine Austrocknung des Schichtenaufbaus unter verschiedensten Bedingungen (Auflasten, Verschattung, Regenhäufigkeiten, etc.) simuliert werden. Als einige der wichtigsten Grundregeln für ein langlebiges Flachdach nannte Meyer die Verwendung von hochwertigen Materialen, umfassende Planung, fachgerechte Verlegung und regelmäßige Wartungen. Meyer lieferte den anwesenden Architekten sehr nützliche Hinweise zur Praxis bei der Flachdachsanierung.
Referentin Faraneh Farnoudi von Hild und K Architekten unterstrich in Ihrem Vortrag ebenfalls die immer stärkere Bedeutung von Sanierungs- und Umbauprojekten auch im Hinblick auf CO2-Bilanz, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit. Am Beispiel des Reaktivierungsprojekts Bikini Berlin zeigte sie exemplarisch die Herausforderungen und Möglichkeiten auf, die die Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudeensembles begleiten können.
Referentin Faraneh Farnoudi von Hild und K Architekten unterstrich in Ihrem Vortrag ebenfalls die immer stärkere Bedeutung von Sanierungs- und Umbauprojekten auch im Hinblick auf CO2-Bilanz, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit. Am Beispiel des Reaktivierungsprojekts Bikini Berlin zeigte sie exemplarisch die Herausforderungen und Möglichkeiten auf, die die Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudeensembles begleiten können.
Das Bikini Berlin, das von den Architekten Paul Schwebens und Hans Schoszberger 1955 erbaut wurde und aus dem »Bikinihaus«, »großem Hochhaus«, »kleinem Hochhaus« und »Zoopalast« bestand, war bis in die 70er Jahre ein Zeichen für den wirtschaftlichen Aufschwung und ein Meilenstein für den kreativen Aufbruch der Bundesrepublik Deutschland. Ein wichtiger Aspekt war es laut Farnoudi, bei der Sanierung die von den Architekten gewollte Leichtigkeit und Transparenz der Gebäude zu erhalten bzw. wieder zum Vorschein zu bringen. Um ein Stück der alten Substanz in den neuen Bauzustand zu retten und damit Kontinuität herzustellen, wurden z. B. die Original-Glasflächen des Gebäudes geschreddert und als Zuschlagstoff im Putz der neuen wärmegedämmten Gebäudeteile verwendet.
Neben der Herausforderung, das Bikini an die aktuellen Brandschutzrichtlinien anzupassen und gravierende statische Probleme zu beheben, konnte dank neuer Lösungsansätze auch der Niedrigenergiestandard erreicht werden. Das Bikini-Areal vereint heute Einkaufsmöglichkeiten, Büros, Gastronomie, Ruhezonen, Kinos und ein Hotel unter seinen Dächern.
Die Veranstaltung machte einmal mehr sehr deutlich, dass die Sanierung von Bestandsbauten in vielerlei Hinsicht an Bedeutung gewinnt. Umdenken und neue, flexible Lösungsansätze sind notwendig, um allen Anforderungen bei Sanierungen beispielweise bei Energieeffizienz und Einhaltung von Denkmalschutzvorgaben gerecht werden zu können. DETAIL begleitet das Thema Sanierung auch im Jahr 2015 weiter und wird die Veranstaltungsreihe deutschlandweit mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten fortführen.
Die Veranstaltung machte einmal mehr sehr deutlich, dass die Sanierung von Bestandsbauten in vielerlei Hinsicht an Bedeutung gewinnt. Umdenken und neue, flexible Lösungsansätze sind notwendig, um allen Anforderungen bei Sanierungen beispielweise bei Energieeffizienz und Einhaltung von Denkmalschutzvorgaben gerecht werden zu können. DETAIL begleitet das Thema Sanierung auch im Jahr 2015 weiter und wird die Veranstaltungsreihe deutschlandweit mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten fortführen.
Racky betonte, dass mit Hilfe dieses optimierten Standard-Prozessmodells ökonomische Einsparungen erreicht, Störungen während des Bauvorhabens reduziert und zugleich die bestehenden Mietverhältnisse leichter aufrecht erhalten werden können.