Sendeturm in Çanakkale von IND und Powerhouse Company

Früher waren Sendemasten für Fernsehen und Radio meist unzugängliche, technisch geprägte Infrastrukturbauten – zumal, wenn sie außerhalb besiedelter Gebiete standen wie auf dem 312 m hohen Antennenhügel oberhalb der westtürkischen Hafenstadt Çanakkale. Dort haben die beiden Planungsbüros IND und Powerhuse Company aus den Niederlanden mehrere bestehende Sendemasten zu einem skulpturalen, größtenteils auch für die Öffentlichkeit zugänglichen Neubau zusammengefasst.

Infrastruktur und Tourismus Hand in Hand

Elegant, umweltfreundlich und wirtschaftlich sollte der Entwurf sein – so stand es schon in der Auslobung des internationalen Wettbewerbs, den IND und Powerhouse Company 2016 gewannen. Außerdem sollte das Gelände für die öffentliche Nutzung geöffnet und Aussichtsplattformen, ein Besucherzentrum und Gastronomieangebote in die Planung einbezogen werden. Leistbar war das nur, indem die Architekten eng mit Telekommunikationsexperten, Bauingenieuren und Landschaftsarchitekten zusammenarbeiteten. Wichtig war unter anderem ein sicherer Abstand zwischen dem Turm und dem öffentlichen Bereich, um Strahlungsrisiken zu mindern. 

Der Sendemast als Eingangsportal

Der knapp 100 m hohe Sendemast bildet mit seinen beiden Megastützen aus Cortenstahl eine Art Tor auf der Ostseite der Anlage. Im Westen komplettiert ein Flachbau das Ensemble zu einem weitgehend geschlossenen Ring. In seinem Inneren ist das Besucherzentrum mit Restaurant untergebracht, von der mit Holz belegten Dachpromenade aus bieten sich weite Blicke über die Meerenge der Dardanellen.

Kaum gezähmte Natur

Im Zentrum der Anlage schufen die Landschaftsarchitekten einen naturbelassenen Park, der bewusst so gestaltet ist, dass er eine natürliche und ungezähmte Atmosphäre ausstrahlt. Auf diese Weise sollen die Grenzen zwischen der Vegetation des Grundstücks und der umgebenden Waldlandschaft verwischen. 

Großskulptur aus Cortenstahl

Der Sendeturm ist so konstruiert, dass er Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h standhält. Er wurde vor Ort aus mehreren vorgefertigten Elementen zusammengesetzt, die wiederum aus bis zu 40 mm starken Stahlplatten mit zusätzlicher, innerer Versteifung bestehen. Der teils als Brücke auf Betonpfeilern gelagerte, ringförmige Flachbau wird im Inneren durch ein Stahlskelett stabilisiert und ist wie der Turm mit Cortenstahlplatten – hier in einer Dicke von rund 20 mm – verkleidet.