Servus Otto: Zukunftslabor der Büroarbeit

Einer Statistik zufolge sind fast 70% der Büroimmobilien an den Top-7-Standorten Deutschlands von Veralterung bedroht und könnten zu Stranded Assets werden. Der Trend zum Home Office hat diese Entwicklung nochmals beschleunigt. Doch ist die bisherige Lösung aus Abriss und Neubau wirklich die letzte Chance? 
Eher nein, meinen der Kölner Immobilienentwickler Art Invest und sieben Unternehmen aus der Inneneinrichtungs-Branche unter Federführung von Vitra. Gemeinsam haben sie eine Etage im Bürogebäude Otto im Münchner Nordosten komplett neu eingerichtet – und bespielen sie nun ein Jahr lang mit Veranstaltungen von Workshops über Live-Podcasts bis zu Coworking Fridays.

Eine Sitzecke mit Lounge-Mobiliar steht für Videokonferenzen zur Verfügung. © Lennart Preiss

Äußerlich ist das Anfang der 90er-Jahre entstandene Gebäude am Frankfurter Ring wahrlich kein Schmuckstück: Blechpaneele in Beige und Hellblau verkleiden die Fassaden, die Fensterrahmen sind im zeittypischen Ultramarinblau gehalten. Auch der Blick in die Zellenbüros der unteren Ebenen lässt ahnen, dass es einiges an kreativer Energie brauchen wird, um der Immobilie neues Leben einzuhauchen. Fährt man jedoch hinauf in die sechste Etage, öffnen sich weitläufige Räume mit einem Panoramablick über München.  

Auch konzentriertes Arbeiten ist im Servus Otto möglich. Wandmodule von Typ Archsonic Cotton Terra des Schweizer Herstellers Impact Acoustic dämpfen den Schall. © Lennart Preiss 

Die sieben Projektpartner – darunter der Basler Büroeinrichter Vitra, der Textilspezialist ege und der Leuchtenhersteller Brumberg – haben die eine Hälfte der Etage zum vollwertigen, flexiblen Büro umgestaltet, das wirkt, als könnten morgen schon die ersten Nutzer einziehen. Die andere Hälfte wurde in leuchtenden Farben neu gestrichen und steht für Veranstaltungen und Workshops zur Verfügung. Denn "Servus Otto”  versteht sich weder als klassischer Showroom noch als traditioneller Arbeitsort, sondern als Wissens- und Erlebniswelt, die sich ein Jahr lang weiterentwickelt. „Die Vision von Servus Otto ist es, den Wert von Bestandsflächen neu zu interpretieren und mit smarter Revitalisierung schneller, günstiger und nachhaltiger Raum für Neues zu schaffen“, schreiben die Initiatoren des Projekts in einem Pressetext. 

Aus den Fenstern der Büroetage fällt der Panoramablick über die Münchener Innenstadt. © Lennart Preiss 

Bisher haben mehr als 1000 Gäste Servus Otto besucht, am 31. Dezember dieses Jahres soll dann Schluss sein. Es wäre zu wünschen, dass die Zwischennutzung bis dahin noch möglichst viele Entscheidungsträger davon überzeugen wird, dass die Umnutzung von Bestandsgebäuden technisch möglich, wirtschaftlich und gestalterisch reizvoll ist.  
 
Mehr Informationen zum Projekt und Anmeldung zum Newsletter: 
www.servusotto.de