Überragender Würfel als NS-Dokumentationszentrum

Der Wettbewerb zum Neubau des NS-Dokumentationszentrums in München wurde am Samstag entschieden. Das Berliner Büro Georg Scheel Wetzel Architekten konnte die Jury mit einem würfelförmigen Baukörper überzeugen, der sich laut Juryurteil nicht in die Reihe der Führerbauten stellt, diese aber in der Höhe überragt.
Der Siegerentwurf von Georg Scheel Wetzel Architekten markiert, laut Jury-Urteil, den Ort der Täter ohne auf das "Braune Haus" Bezug zu nehmen. Die Jury bewertet außerdem die Gliederung der quadratischen Grundfläche des Würfels durch die Erschließungskerne in unterschiedliche Zonen als positiv. Die einzelnen Ebenen sind untereinander durch Deckenausschnitte miteinander verbunden, es ergeben sich gute Sichtbeziehungen im Gebäude und partiell zweigeschossige Bereiche.
Die Gebäudehülle wird geprägt durch großflächige geschlossene Bereiche und überwiegend zweigeschossige hohe Lamelleneinschnitte. Diese Betonlamellenfenster bieten zum einen von innen her einen Außenbezug mit starker Gliederung, von außen her geben sie der Gebäudehülle eine große Einheitlichkeit mit gelungenen Bezügen zueinander.
Fazit der Jury: „Der vorgeschlagene Entwurf für das NS-Dokumentationszentrum ist in städtebaulicher und gestalterischer Hinsicht ein hervorragender Beitrag zur gestellten Aufgabe mit einer eigenen unverwechselbaren Identität.“
Der Entwurf von Kusus + Kusus Architekten zusammen mit Frank Kiessling Landschaftsarchitekten sieht einen Baukörper vor, der konsequent die Konturen der ehemaligen NSDAP-Parteizentrale nachzeichnet und konnte damit den dritten Preis des Wettbewerbs gewinnen. Allerdings ist bei dieser Arbeit die Traufhöhe höher gesetzt, um einerseits eine Verträglichkeit mit der Struktur der Villen entlang des Straßenraumes zu erreichen und sich zugleich gegenüber den benachbarten NS-Bauten behaupten zu können. Trotz mehrerer Vorbehalte bezeichnet die Jury den Entwurf der Berliner Architekten als anspruchsvoll und interessant.
30 Millionen Euro soll der Neubau kosten. München ist Bauherrin, aber Bund und das Land beteiligen sich mit jeweils 9,4 Millionen Euro an den Kosten. Der Baubeginn ist für Frühjahr 2011 geplant.