31.03.2006

Universitätsbibliothek in Berlin

Der Neubau der Philologischen Bibliothek schließt die Sanierung und Umstrukturierung der »Rostlaube« ab, des 1973 fertig gestellten Hauptgebäudes der Freien Universität Berlin mit seiner von Jean Prouvé entwickelten Corten-Stahl-Fassade. Die Anlage von Josic, Candilis, Woods (mit Greig und Schiedhelm), die dem Ideal einer offenen, flexiblen Struktur ohne Monumentalität folgt, war im Laufe der Jahre zunehmend verfallen. Auch die schlechte Auffindbarkeit der Institute entsprach immer weniger den Anforderungen der Hochschule. Eine Asbestsanierung in den 90er-Jahren war schließlich Anlass für ein Gutachterverfahren zur Neuordnung. Die Architekten restaurierten den Altbau mit großem Respekt und ersetzten die Fassaden durch bauphysikalisch zeitgemäße Bronze-Elemente, die sich formal eng an der ursprünglichen Ausführung orientieren. Für die Bibliothek, die elf frühere Teilbibliotheken zusammenfasst, wählten sie auf Wunsch des Bauherrn eine in den Bestand integrierte Lösung. Sie fügten auf der Fläche zweier früherer Höfe einen blasenförmigen Baukörper ein, der sich als eigenständiges Element innerhalb der vorhandenen Struktur behauptet und ihr einen Schwer--punkt gibt. Dabei verwirklichten sie erstmals, was das Konzept des Altbaus vorsah: Teile der bestehenden Struktur wurden demontiert und nach Einfügung der Bibliothek an anderer Stelle wieder aufgebaut. Über zwei schleusenartige, farblich abgesetzte Übergänge dockt die Bibliothek an den Altbau an. Ein elementiertes Raumtragwerk aus Stahlrohren trägt ihre doppelschalige Gebäudehülle. Die Außenseite ist abwechselnd mit silbrigen Aluminiumpaneelen und Isolierverglasungen bekleidet, die Innenseite ist – bis auf einige Fenster – mit weiß beschichtetem Gewebe bespannt. Dieses dämpft das einfallende Tageslicht und verteilt es gleichmäßig diffus, wodurch im Innenraum eine ruhige, konzentrierte Atmosphäre herrscht, die sich je nach Wetterlage verändert. Frei in die Hülle eingestellt, bieten die auskragenden Decken der Obergeschosse Platz für Bücherregale und für über 600 Leseplätze entlang ihrer geschwungenen Brüstungen. Durch die von Geschoss zu Geschoss gegenläufige Schwingung entstehen lichterfüllte, doppelgeschossige Arbeitsbereiche und spannungsvolle Blickbeziehungen. Ein umlaufender Lichtgraben versorgt das unterste Geschoss mit Tageslicht. Das Tragwerk der Gebäudehülle ist zusätzlich auf den Betonkernen zu beiden Seiten der zentralen, offenen Hauptreppe abgestützt.

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