Unsentimentale Collage: Villa Landluft in Aarhus

Die Villa Landluft, ein stattliches Herrenhaus aus dem Jahr 1897 mit Elementen aus der italienischen Renaissance, liegt an der Schwelle zwischen vorstädtischer Wohnbebauung und städtischen Blocks. Ihr Name stammt aus einer Zeit, als das Haus noch weit außerhalb des Zentrums von Aarhus lag. Mittlerweile ist die Stadt der Villa nahe gerückt. Das Haus schien aus der Zeit gefallen – ein baufälliger architektonischer Fremdkörper in zeitgenössischem Kontext.
Durch die Ergänzung eines Zwillings und eine tiefgreifende Umgestaltung, wurde die alte Villa wiederbelebt – Zeit und Typologie verschmelzen zu einer unsentimentalen Collage. Es entsteht ein architektonisches Wechselspiel zwischen den beiden Häusern und eine neue Beziehung zur umgebenden Stadt. Zwischen Alt- und Neubau liegt ein Garten, der sich am italienischen Renaissancegarten orientiert. Ein Spalier fasst das Grundstück ein und verwischt die Grenze zwischen Privatbesitz und Stadt.
Das bestehende Herrenhaus trug Spuren zahlreicher Anbauten, die seinen ursprünglichen Charakter beeinträchtigten. Sie wurden alle entfernt, sodass die klassischen Kompositionen wieder zum Vorschein kamen – eine weiß verputzte Fassade mit eleganten Friesen, deutlichen Reliefs und einem scharfen Gesims. Ohne die vorhandenen Elemente zu wiederholen, verweist das Innere auf die herrschaftlichen Qualitäten und demonstriert gleichzeitig zeitgenössische Bautechniken. So blieb das Fischgrätparkett erhalten, während die Wände grob verputzt und mit Gipskartonplatten versehen wurden.
Im Treppenhaus interpretieren Steine aus Porenbeton das klassische Mauerwerk neu, während die Treppe selbst aus lasergeschnittenen Stahlplatten besteht, die die zeitgenössischen Möglichkeiten des Handwerks widerspiegeln. Nassräume und Trennwände nutzen die volle Deckenhöhe nicht aus und lassen die ursprünglichen Dimensionen der Räume erkennen. Pragmatisch sind neben altem Stuck verzinkte Lüftungsrohren platziert.
Der Neubau ist eine zeitgenössische Interpretation des alten Herrenhauses. Proportionen, Symmetrie der Dachgauben, Rhythmus der Fenster, das markante Gesims und der subtile Fries nehmen darauf Bezug. Im Inneren bleibt das Tragwerk aus Ortbeton sichtbar, in dem der Abdruck der Schalung als sinnliches Element sichtbar bleibt. Die rohen Betonoberflächen zeigen die Tektonik und die Konstruktion des Gebäudes.
Auf jeder Etage sind zwei Dreizimmerwohnungen untergebracht. In jedem Raum wird der Stuck der Villa Landluft auf subtile Weise zu einem funktionalen Kassettensystem umgedeutet, in das eine schmale Vorhangschiene und Wanddekoration integriert sind. Die Fenster sind außen bündig gesetzt, und wirken von innen wie aus dem Beton geschnitten.
Die Reaktivierung der historischen Villa gelang durch die Integration und die Ergänzung zeitgenössischer Bauelemente und -techniken. Alt und Neu führen auf diese Weise einen unsentimentalen Dialog über unser gebautes Erbe.