Waldorfschule in Stuttgart von Behnisch Architekten

Behnisch Architekten ergänzten den Campus der Freien Waldorfschule Uhlandshöhe um zwei Neubauten. Sie interpretieren das Prinzip der anthroposophischen Architektur ortsbezogen und entsprechen damit gegenwärtigen Ansprüchen. 

Historischer Campus

Der Schulcampus nordöstlich des Stuttgarter Stadtzentrums beherbergt die erste, von Rudolf Steiner gegründete Waldorfschule. Eine aktuelle Raumbedarfsermittlung ergab die Notwendigkeit eines Schulhauses für die höheren Klassen. Da für den Bau das alte Verwaltungsgebäude weichen musste, umfasste der Bauauftrag auch den Neubau eines solchen.

Der Oberstufenneubau zeigt sich zur Straße hin als Monolith und fügt sich formal in die anliegende Villengegend ein. Zum Schulhof hin schaffen gestaffelte Ebenen einen Übergang zwischen Außenraum und Baukörper. Nach innen vermittelt eine großzügige Verglasung.

Raumkonzept

Der Zugang zum Gebäude führt zunächst in das lichtdurchflutete Atrium. Dieser sogenannte „vertikale Pausenhof“ gilt als das Herzstück des Hauses und bündelt alle Wege. Großzügige Flure reichen bis an die Unterrichtsräume und laden ein zum Verweilen und zum Austausch. Im Erdgeschoss befindet sich der Speisesaal. Das erste Obergeschoss beherbergt die Räume für Naturwissenschaften und das zweite Obergeschoss die für Eurythmie und Kunsterziehung.

Oberlichter sorgen für zusätzliche Belichtung in den Räumen für künstlerische Erziehung. © David Matthiessen 

Geringer Primärenergiebedarf

Die Klassenzimmer verteilen sich über alle Stockwerke. Durch die Hanglage gelangt natürliches Licht in die Räume im Untergeschoss im talzugewandten Teil der Schule. Das freigestaltete Dach ist großflächig mit Photovoltaik eingedeckt. Ein an die Gebäudeform angepasstes Energie- und Lüftungskonzept sorgt für einen geringen Primärenergiebedarf.

Im zweiten Obergeschoss befindet sich der Eurythmiesaal. © David Matthiessen

Verwaltungsneubau

Der Verwaltungsneubau fasst die südliche Seite des Pausenhofs ein und baut an das bestehende Hortgebäude an. Das Gebäude gliedert sich vertikal von belebt nach privat: Im Erdgeschoss befinden sich die Räume von öffentlichem Charakter, das oberste Geschoss hingegen beherbergt Rückzugsräume. Eine maßgefertigte Holztreppe ist der Blickfang im Inneren des Stahlbetonskelettbaus.

Die maßgefertigte Holztreppe im Verwaltungsneubau wirkt skulptural. © David Matthiessen 

Stefan Behnisch, der selbst Schüler der Freien Waldorfschule Uhlandshöhe war, fasst die Bedeutung der Schule als Ort kindlicher architektonischer Prägung zusammen: „Eine Schule ist der Ort, der architektonisch prägend für Kinder ist. Er schafft als erster Ort außerhalb des vertrauten Elternhauses das zunächst unbewusste, später bewusste Wahrnehmen der gebauten Umgebung und wird so die Betrachtung von Architektur als Kulturgut mitprägen.“ In Stuttgart verfolgten Behnisch Architekten diesen hohen Anspruch und schufen einen überzeugenden Lernort, der den architektonischen Rahmen für jugendliche Entwicklung bildet.