24.10.2023

Warum Gebäude Sonnenschutz brauchen

Wieviel Glas darf's denn sein – und mit welchem Sonnenschutz? Diese Frage stellt sich nicht nur bei Bürohäusern wie hier dem O2 Tower in München von Ingenhoven Architects. © Jakob Schoof

Gebäude in Deutschland werden noch nicht ausreichend auf den voranschreitenden Klimawandel vorbereitet – weder bei Sanierungen noch beim Neubau. Das zeigt die neue „Studie zur Integralen Bewertung des sommerlichen Wärmeschutzes“, verfasst vom Ingenieurbüro Hauser (IBH) im Auftrag der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle.

Deutschland im Klimawandel

Schon heute macht sich der Klimawandel in Deutschland deutlich bemerkbar: Laut Daten des Deutschen Wetterdienstes DWD ist das Thermometer in mittleren Klimaregionen wie etwa in Potsdam zwischen 1961 und 1990 an durchschnittlich 28 Tagen pro Jahr über die 25-Grad-Marke gestiegen. Bis 2007 waren es schon 40 Tage, in den kommenden Jahrzehnten werden 58 bis 69 Tage erwartet. Auch die heißen Tage mit Temperaturen über 30 Grad werden deutlich zunehmen. 

Deutschland im Klimawandel: Sommertage (+25 Grad) und heiße Tage (+30 Grad) haben deutlich zugenommen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) prognostiziert, dass diese Entwicklung sich fortsetzen wird.
© Repräsentanz Transparente Gebäudehülle, basierend auf DWD-Klimadatensätzen

„Auf diese Entwicklung ist unser Gebäudebestand nicht vorbereitet. Viele Gebäude werden im Sommer zunehmend überhitzen“, warnt der Bauphysiker Stephan Schlitzberger vom Ingenieurbüro Hauser (IBH). Er hat in der Studie simuliert, wie übliche Wohnräume auf die zukünftige Klimaerwärmung reagieren - und wie man eine Überhitzung wirkungsvoll auch ohne Klimatisierung verhindern kann.

„Da die Norm-Vorgaben für den Sonnenschutz noch auf Klimadaten von 1988 bis 2007 basieren, sind selbst heutige Neubauten oft nicht einmal fit für die gegenwärtigen Sommer, erst recht nicht für die Sommer der Zukunft“, so Schlitzberger. „In Deutschland wird in punkto Hitzeschutz für das Klima der Vergangenheit gebaut. Für Sanierungen gibt es gar keine gesetzlichen Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz. Das müssen wir ändern.“

Zahlreiche Regionen, die in der Vergangenheit ein gemäßigtes Klima hatten, fallen zukünftig in die Kategorie „sommerheiß“. „Sommerkühle“ Regionen wird es kaum noch geben.
© Deutscher Wetterdienst

Studienergebnisse: Beispiel Wohnzimmer 

Untersucht wurde in der Studie ein nach Süden ausgerichteter, 45 m² großer Raum mit 70% Fensterflächenanteil in einem energieeffizienten Neubau (KfW-Effizienzhaus 55) – entsprechend einem klassischen Wohn- und Esszimmer im Einfamilienhaus. Mit bestmöglichem innen liegenden Sonnenschutz erfüllte dieser Raum in der Vergangenheit gerade noch die Anforderungen der DIN 4108-2. Künftig wird der gleiche Raum, bedingt durch den Klimawandel, im Sommer regelmäßig die 30 °C-Marke überschreiten. 

Mit einem wirksamen außenliegenden Sonnenschutz - etwa Rollladen oder Außenjalousie – lässt sich diese Überhitzung laut der Studie fast komplett vermeiden. Besonders wirksam ist Sonnenschutz, wenn er automatisch aktiviert wird und so auch bei Abwesenheit nicht in Vergessenheit gerät. Zusätzlich verbessert auch eine konsequente Nachtlüftung die Innentemperatur.

Monatsübersicht für August 2045: Ohne Sonnenschutz würde ein Wohnzimmer mit großen Südfenstern dauerhaft überhitzen, in der Spitze auf bis zu 38 Grad. Mit sehr gutem Sonnenschutz bleibt es komfortabel zwischen 23 und 28 Grad.
© Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser

Ein Problem liegt darin, dass Gebäudenutzer mitunter auf Sonnenschutz verzichten und stattdessen Klimaanlagen nachrüsten. Laut Stephan Schlitzberger sind hohe Energieverbräuche dann unvermeidbar. „Soll das oben beschriebene Wohnzimmer ohne Sonnenschutz oder andere Maßnahmen auf 22 °C gekühlt werden, wird dafür pro Jahr bis zu fünfmal so viel Nutzenergie wie für das Heizen im Winter gebraucht“, führt Schlitzberger aus. Sonnenschutz kann auch in diesen Fällen den Energiebedarf laut der Studie mehr als halbieren. In den meisten Fällen kann er Klimaanlagen ohne Komforteinbußen überflüssig machen.

Mit bestmöglichem Sonnenschutz halbiert sich der Energiebedarf für eine Kühlung auf 22°C gegenüber dem Szenario ohne Sonnenschutz. Bei einer Zieltemperatur von 26°C ist mit Sonnenschutz fast keine Kühlenergie mehr nötig.
© Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser

Bauvorgaben: Sonnenschutz vor Klimaanlage 

Die Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG), die in Berlin die Branchen Glas, Fenster, Fassade, Sonnenschutz und Automation vertritt und die Studie in Auftrag gegeben hat, zieht aus der Studie Schlüsse für die Baupolitik. Ihr Leiter Thomas Drinkuth fordert klare regulatorische Vorgaben für einen wirksamen Sonnenschutz: „Erstens sollte sich die Bundesregierung für eine zügige Überarbeitung der DIN-Norm stark machen. Dass wir noch heute, mitten im Klimawandel, Gebäude so planen, als sei ein Sonnenschutz wie in den 90er Jahren ausreichend, ist ein Unding. Die Norm muss schnellstmöglich auf Klimadaten für die Zukunft umgestellt werden. Zweitens brauchen wir im Gebäudeenergiegesetz Klarheit, dass prioritär die Potenziale des Sonnenschutzes genutzt werden müssen, bevor eine Klimaanlage zum Einsatz kommt. Dafür brauchen wir drittens perspektivisch eine überarbeitete und an den Klimawandel angepasste Anforderungssystematik für den sommerlichen Hitzeschutz. Bisher wird bei der Planung die Überhitzung berechnet und begrenzt. In Zukunft muss es auch um vermiedene Kühlungsenergie gehen.“ JS


Hersteller: Repräsentanz Transparente Gebäudehülle


Produktkategorie: Fassade

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