Qualitätvolles Debüt
Weinbaubetrieb Locknbauer in der Steiermark
Ein Blick in den ortstypischen Buschenschank des Weinhofs Locknbauer, © David Schreyer
Übung macht den Meister – jedoch nicht in diesem Fall. Als Quereinsteiger im Weinbau verbündet sich der Bauherr Lukas Jahn mit der damaligen Architekturstudentin Mascha Ritter, um seinen Traum vom eigenen Weingut zu realisieren. Die beiden Newcomer zeigen, wie hochwertige, nachhaltige Architektur auch ohne Praxiserfahrung umsetzbar ist.
Der Weinbaubetrieb mit rekonstruiertem Vordach, © David Schreyer
Bauen im Bestand
Der Weinhof befindet sich auf der Anhöhe des ehemaligen Bauernguts „Locknbauer“ in Tieschen, im Süden Österreichs. Das junge Team übernimmt nicht nur den Namen, sondern setzt sich auch eingehend mit dem vorliegenden Bestand auseinander. Obwohl der Großteil des Haupthofgebäudes nicht mehr funktionstüchtig war und abgetragen wurde, deuten die Stallfenster, das rekonstruierte Vordach und die massive Ziegelwand im Inneren auf die historische Ausgangslage hin. Auch die Zubauten richten sich nach dem alten Aufbau des Geländes aus und grenzen den zentralen Werkhof zu den umgebenden Weinfeldern ab.
Unter einem Dach
Der autarke Einmannbetrieb vereint die Produktion, Verkostung und Schaustellung des Weines im Haupthaus der Anlage. Die Räume sind funktional angeordnet und können separat erschlossen werden. Im vorderen Eingangsbereich öffnet sich der ortstypische Buschenschank, der die Besucher im Haupt-, Galerie- und Außenbereich zur Verkostung einlädt. Obwohl die Herstellungsbereiche räumlich davon abgetrennt sind, ermöglicht ein Schaufenster auf der Galerieebene Einblicke in die Produktion.
Die alte Ziegelwand als Herzstück der Vinothek, © David Schreyer
Regionale Baukonstruktion
Das Weingut greift die regionale Gebäudetypologie auf und fügt sich in den landschaftlichen Kontext ein. Die Mischkonstruktion des Hauptgebäudes besteht aus einem massiven Sockelgeschoss, auf dem ein leichtes Holztragwerk aus zehn gekreuzten Rahmenträgern ruht. Diese Unterteilung wird auch in der Fassadengestaltung sichtbar.
Lamellenfassade im Außenbereich aus heimischer Lärche, © David Schreyer
Ein abwechslungsreiches Lichtspiel im Innenraum, © David Schreyer
Nachhaltige Materialität
Das Planungsteam arbeitet mit einfachen, lokalen Materialien, die mittels spielerischer, handwerklicher Details ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild schaffen. Ein besonderes Element ist der monolithische Tresen im Gastraum, der aus Ortbeton gefertigt wurde. Durch die Lamellenfassade aus heimischer Lärche wird zudem ein interessantes Lichtspiel im Inneren generiert.
Traditionelle Kulturtechniken und moderne Technologie, © David Schreyer
Tradition und Gegenwart
Das Weingut vereint traditionelle Kulturtechniken mit moderner Technologie und einer jungen, frischen Denkweise. Das spiegelt nicht nur die Architektur, sondern auch das Bewirtungskonzept aus lokalen Wein- und Tapaskreationen wider. Für die enge, disziplinübergreifende Zusammenarbeit wurden Lukas Jahn und Mascha Ritter mit dem BauherInnenpreis 2022 ausgezeichnet.
Architektur: Mascha Ritter mit Stephan Piber (beratend)
Bauherr: Lukas Jahn
Standort: Pichla 58, 8355 Tieschen, Südoststeiermark (AT)
Tragwerk: Kulmer Bau