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Wie kommt die Wolke in den Innenraum?
Die Installation "Cloudscapes" des japanischen Architekten Tetsuo Kondo und der Klimaingenieure Transsolar gehört zu den atmosphärischen Höhepunkten der Architekturbiennale in Venedig. Wie aber funktioniert das Wetterphänomen im Innenraum?
Mit Wetterphänomen im Gebäudeinneren haben Transsolar bereits Erfahrung: Bereits 2002 realisierten die Ingenieure im Rahmen der Ausstellung "Constructing Atmospheres" in Frankfurt eine "Experimental Cloud". Die Inspiration für ihre Installation und die Herausforderung, die sie bedeutete, beschreiben die Ingenieure wie folgt: „Wolken sind ein essenzieller Bestandteil der Atmosphäre unseres Planeten. Sie sind sichtbarer Bestandteil des irdischen Wasserkreislaufs und tragen Wasser – den Quell des Lebens – von den Ozeanen aufs Land. Sie erhalten sich auf natürlicher Weise, nehmen täglich Sonnenenergie auf und geben sie wieder ab. Diese Wunder der Natur nutzbar zu machen in Gebäude zu bringen, ist jedoch eine ganz andere Herausforderung.“
Bei "Cloudscapes" waren die Rollen in der Planung klar verteilt: Während Transsolar für die immateriellen Bestandteile der Architektur verantwortlich waren, steuerte Tetsuo Kondo die "Hardware" bei. Auf einer 75 Meter langen, geschwungenen Rampe können Ausstellungsbesucher die 1-2 Meter dicke Wolke, die die gesamte Fläche des Raums einnimmt, von unten nach oben durchschreiten. Die Stabilität der Wolke basiert auf einer dreifachen Luftschichtung mit möglichst wenig Turbulenzen. Ganz unten herrschten 18-24 Grad Celsius bei 60% Luftfeuchtigkeit, innerhalb der Wolke 26-32 Grad Celsius bei 100% Luftfeuchte und im "wolkenlosen" Raum darüber tropische 32-38 Grad Celsius bei 50% Luftfeuchte. Zur Aufrechterhaltung des Innenraumklimas dient eine Luft/Luft-Wärmepumpe, die dem Raum unter der Wolke ständig Wärme entzieht und sie in den Bereich oberhalb der Wolke pumpt. Im Inneren der Wolke sorgte ein Befeuchtungssystem durch Verdunstung von Wasser für die erforderliche Luftfeuchtigkeit.
Zu den größten Herausforderungen gehörte die Klimatisierung des Raums in der Corderie dell´Arsenale, wo "Cloudscapes" installiert ist. Das Gebäude, einst die Seilerei der venezianischen Kriegsmarine, besitzt einen 400 Meter langen offenen Grundriss. Nach oben hin schließt es mit einem ungedämmten Holzdachstuhl ab. Die Ingenieure von Transsolar nutzten die Bahngleise, die unter dem heutigen Fußboden der Corderie verlaufen, als Hohlraum für die Versorgung ihrer Installation mit kalter Zuluft. Zum Dachraum hin wurde der Ausstellungsbereich mit einer Spanndecke aus Kunststoffmembran luftdicht verschlossen. Auch die fililgrane Rampe ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst: Sie nutzt ausschließlich die soliden Ziegelpfeiler der Corderie als Stützen und ist trotz ihrer 10 Tonnen Eigengewicht nur wenige Zentimeter hoch.