Wohnhaus mit Architekturbüro von Innauer Matt

Es kommt öfter vor, dass in Vorarlberg alte Holzhäuser im Inneren umgebaut werden. Dass jedoch bestehende Innenräume in ein neues Haus integriert werden, geschieht weitaus seltener. Mit dieser Vorgehensweise haben Innauer Matt Architekten im Bregenzerwald ein vor Jahren gegebenes Versprechen gehalten. 

Erstlingswerk eines großen Architekten 

Aber der Reihe nach: 1923 gründete Johann Kaspar Hiller an der Bezauer Dorfstraße ein Fotoatelier. Damit legte er den Grundstein für eine ganze Fotografen-Dynastie, die in den folgenden 70 Jahren das Leben im Bregenzerwald dokumentieren sollte.  

1963 ließ sich Hillers Tochter Hedwig Berchtel von Leopold Kaufmann – auch er in gewisser Weise Begründer einer Dynastie, Vater des Architekten Oskar Leo und Onkel von Hermann Kaufmann – in dem alten Holzhaus ein modernes Foto-Studio bauen. Es war Kaufmanns Erstlingswerk.  

Fotostudio wird Architekturbüro

1995 wurde der Fotoladen geschlossen. Doch erst 2012 entschloss sich Hedwig zur Vermietung des Studios an die Architekten Innauer Matt – unter der Maßgabe, an der Innenarchitektur nichts zu verändern. Das Haus selbst war durch den Leerstand jedoch so weit in Mitleidenschaft gezogen, dass 2021 eine Sanierung unumgänglich wurde. Gemeinsam mit Hedwigs Sohn Rudolf gründeten die Architekten eine Baugruppe, um das Vorhaben zu stemmen. 

Dreiteilung erhalten 

Das typische Bregenzerwälder Vorderhaus ließ sich wegen des schlechten Bauzustands nicht mehr sanieren. So planten Innauer Matt Architekten um das historische Fotostudio einen Neubau, der die historische Dreiteilung des Gebäudes in Vorderhaus, Tenne und Hinterhaus erneut aufgreift.  

Im östlichen Teil des Gebäudes sind drei neue Wohnungen entstanden. © Adolf Bereuter 

Drei neue Wohnungen und ein Architekturstudio 

Das Raumprogramm umfasst in den beiden Obergeschossen eine Wohnung für Rudolf Berchtel, im Erdgeschoss zwei kleinere, die der Hausherr vermietet, und im Hinterhaus das über drei Etagen reichende Büro der Architekten. Wer sich Bezau auf der Dorfstraße von Osten her nähert, wird das Haus vermutlich gar nicht als neu erkennen. Und auch für die Dorfbewohner bietet sich das gewohnte Bild des Fotostudios, das sich mit großen Schaufenstern nach draußen öffnet.