Wohnhauserweiterung in Aachen von Aretz Dürr

Die Wohnsiedlungen der Nachkriegszeit in Deutschland bieten noch viel Potenzial für die Nachverdichtung. Das gilt nicht nur für den mehrgeschossigen Siedlungsbau, sondern auch für einfache Ein- und Zweifamilienhäuser. Ein Musterbeispiel dafür hat das Team von Aretz Dürr Architektur auf einem Hanggrundstück in Aachen geschaffen. Die Doppelhaushälfte vom Ende der 1960er-Jahre liegt um eine Etage tiefer als die angrenzende Straße, eine Treppe führt hinunter zum Eingangsniveau. Als Ausgleich für die komplizierte Erschließungssituation genießen die beiden Bewohner – ein Ehepaar im und kurz vor dem Ruhestand – einen großartigen Überblick über die Stadt. 

Querschnitt, Grafik © Aretz Dürr Architektur 

Anfang der 2000er-Jahre hatten die Besitzer ihr Haus bereits dämmen lassen, auch die Gastherme ist noch völlig intakt. So konnten sich die Architekten bei ihrer Hauserweiterung komplett auf deren räumliche Qualitäten konzentrieren. Glücklicherweise stand für den rund 7 x 8 m großen Holzskelettbau ausreichend Platz auf dem Grundstück zur Verfügung. Die Architekten führten die Konturen des bestehenden Hauses weiter fort, wechselten jedoch die Materialästhetik und das Erschließungssystem. Ein schmaler Steg führt direkt von der Straße aus ins Obergeschoss. Fast die komplette Nordfassade und das Dach sind mit einer Wellblechhülle geschlossen. Einzig ein schmales Oberlichtband in der Fassade sowie eine Reihe Dachfenster spenden den Innenräumen von hier aus Licht.  

Die Nordfassade ist nahezu komplett mit Wellblech verschlossen. © Luca Claussen Fotografie 

Ganz anders dagegen die komplett Südfront, wo geschosshohe Verglasungen den Blick in den Garten freigeben. Das Erdgeschoss lässt sich mit einem außen liegenden Vorhang vor der Sonne und vor Wärmeverlusten schützen. Denn es ist ungedämmt und unbeheizt – und steht so als Lagerraum, Werkstatt oder überdachter, 4 m hoher „Gartensaal“ zur Verfügung. Das Obergeschoss hingegen ist an die Gastherme des Bestandes angebunden. Mit zwei Wanddurchbrüchen (die in den Grundrissen in diesem Beitrag nicht eingezeichnet sind) ist jedes Geschoss des Neubaus mit dem Bestand verbunden. Auf diese Weise lässt sich das Gebäude künftig flexibel teilen: Alt und Neu können separat oder als Ganzes genutzt werden, jedes Geschoss kann eine eigene Wohnung erhalten oder die Bewohner können nur das Obergeschoss des Bestandsbaus als Einliegerwohnung vermieten.