05.01.2019 Bettina Sigmund

Aufgeblasener Stahl: Ultraleichte Stahlkonstruktion

Grafik: MVRDV

Mit ihrer hochglanzpolierten Oberfläche, einer parameterischen Form, die ein Stück weit dem Zufall überlassen wurde, und einem bewegten, fluiden Erscheinungsbild, hat die Skulptur dazu beigetragen, einen fast vergessenen Ort mitten in der Stadt zu neuem Leben zu verhelfen, ohne den Charakter der Umgebung zu verändern. Denn die glänzende Stahlstruktur reflektiert größtenteils ihre Umwelt, die Natur und historische Bauten. Der Pavillon, der ursprünglich als Teil der Kulturhauptstadt Europas errichtet wurde, dient heute als beliebte futuristische Film- und Fotokulisse, für kleine Veranstaltungen und als Treffpunkt. Er hat die Insel in das Bewusstsein der Bewohner zurückgeholt. Bei der Herstellung des Nawa-Pavillons wurden ebene, miteinander verschweißte Metallbleche mit 2 mm Stärke mittels Druckluft zu einem dreidimensionalen Objekt aufgeblasen. Dadurch werden die Metallformen dauerhaft stabil und behalten gleichzeitig ihre Leichtigkeit. Seit 2009 entwickelt und erforscht Oskar Zieta mit seiner Firma Zieta Prozessdesign die sogenannte Fidu-Technologie, die Freie Innendruck-Umformung. Sein bekanntestes Objekt ist der aufgeblasene Stahlhocker Plopp, der dieser Technologie im kleinen Maßstab den Weg in den Markt ebnete. Nawa ist eine ultraleichte, robuste Konstruktion aus 35 Stahlbögen, die ein offenes Portal bilden, das von allen Seiten leicht zugänglich ist. Der Pavillon war mit seinen Abmessungen von 7,5 m x 10 m x 11 m und einem Gesamtgewicht der Stahlkonstruktion von 11,2 t Zietas erste Fidu-Konstruktion in der Größenordnung eines Gebäudes, mittlerweile folgten bereits weitere innovative Großprojekte. Die organischen Bögen sind das Ergebnis eines computergestützten, parametrischen Entwurfsprozesses. Ihr letztendliche Form zeigt sich erst nach dem Aufblasen. Oskar Zieta beschreibt die Formgebung als einen »kontrollierten Kontrollverlust«, der darauf abzielt, nicht nur möglichst wenig Material für seine Objekte zu verwenden, sondern auch die Datenmenge zur Berechnung zu reduzieren. Die benötigten Produktionsdateien sind nur wenige Kilobyte groß. Um die Form im Vorfeld exakt zu definieren – was möglich wäre – wären mehrere Gigabytes an Daten erforderlich. Trotzdem fand im Vorfeld ein Entwurfsprozess mit 60 Varianten und diversen Mock-ups statt, die unterschiedliche Parameter des Ortes aufgriffen. Die Bogenform hat sich dabei als ideal erwiesen, sowohl für die Konstruktion als auch die künstlerische Ausdrucksform. Der Bogen wird von Zieta als perfekte traditionelle Struktur verstanden, deren Erfindung einen Durchbruch in der Geschichte der Bautechnik darstellte. Der Rückgriff auf die klassische Bogenform beziehungsweise deren Interpretation durch die computergestützte Fidu-Technologie bildet den konzeptionellen Entwurfsansatz des Nawa-Pavillons. Die einzelnen Elemente des Nawa-Pavillons wurden in einem monatelangen Prozess handwerklich vorgefertigt. Nachdem die Bögen in einer Werfthalle geschnitten, geschweißt und im Anschluss mit Druckluft aufgeblasen wurden, konnten die Einzelteile auf drei Lastkähnen zur Insel Daliowa gebracht werden. Dort wurden sie vor Ort mit minimalem Aufwand zusammengesetzt. 
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