Abstrahierte Tradition: Villa B von Bergmeisterwolf
Foto: Gustav Willeit
Die österreichische Gemeinde Aldrans nahe Innsbruck hat keine 3000 Einwohner. In der Nachbarschaft der Villa B stehen hauptsächlich traditionell gebaute Häuser mit Satteldächern, verputzten Fassaden und Details aus Holz. Die Architekten von Bergmeisterwolf aus Brixen machten es sich zur Aufgabe, in diesem Kontext aus dem Gewohnten etwas Neues zu entwickeln. Sie bedienen sich des Bildes der klassischen Giebelansicht, lassen das Dach des Wohnhauses aber seitlich noch ein weiteres Mal ansteigen. So trägt das Projekt auch den Namen „Faltung“ – ein Konzept, das außen wie innen zum Raumerlebnis wird.
Vor der beeindruckenden Bergkulisse türmt sich das hell verputzte Haus auf. Zur Straße hin präsentieren sich alle drei Geschosse; durch die freie Platzierung der vier sehr unterschiedlich dimensionierten Öffnungen lassen sich die Geschosse jedoch nicht ablesen. Keine Regenrinne, kein Dachrand stören dieses auf seinen Kern reduzierte Bild der Giebelansicht. Schiebeläden aus schwarz eingefärbten, sägerauen Holzlatten bilden einen dunklen Kontrast zum hellen Baukörper. Dem Material wurde bei diesem Projekt eine besonders große Bedeutung beigemessen. Es wurde mit solcher Präzision und visuellen Einfachheit verarbeitet, dass selbst die Details noch abstrakt wirken. Stahl trifft scheinbar fugenlos auf Putz und Putz wiederum unmittelbar auf Sichtbeton.
Das Spiel mit Materialien wird im Innenraum fortgeführt. Die vertikale Holzverschalung der Treppenbrüstung steht dort in Analogie zum vertikal brettergeschalten Sichtbeton der Wand. Schwarze und naturbelassene Holzverkleidungen liegen wie eine Collage auf den weiß verputzten Flächen. Nur wenige der raumbildenden Wände im Inneren stehen parallel zu den Außenwänden. So entsteht ein dynamisches Raumgefüge, das immer wieder auf besondere Ausblicke zuläuft. Die gefaltete Dachform ist dank eines Luftraumes über dem Wohnbereich auch im Erdgeschoss erfahrbar.
Weitere Informationen:
Mitarbeiter: Alexander Karnutsch, Peter Reichhalter, Lorenzo Musio
Fertigstellung: 2018
Nutzfläche: 340 m²