17.03.2014 Peter Popp

Gezielte Nachverdichtung: Stair Case Study Houses (01/02)

Unter dem Motto "Einbreiten statt Ausbreiten" entwickelt der Hamburger Architekt Gerd Streng individuelle Lösungsansätze für die "Nachverdichtung" bestehender Wohnsituationen. Ausgehend von der Tatsache steigender Mietpreise in deutschen Metropolregionen, sucht er nach räumlichen Ressourcen in den eigenen vier Wänden und schafft Platz "durch geringfügige aber gezielte Reorganisation der vorhandenen Grundstruktur". In enger Absprache mit den Nutzern entstehen überraschende und funktional ausgeklügelte Konzepte rund um das Thema Treppe, die aufgrund gezielter Licht- und Farbgestaltung auch dramturgisch überzeugen. Bislang wurden sechs dieser sogenannten "Stair Case Study Houses" realisiert. Wir zeigen die Projekte SCSH 05 und SCSH 06. Weitere Lösungen finden Sie unter nachfolgenden Links: SCSH 01, SCSH 02, SCSH 03, SCSH 04

Fotos: Uwe Scholz


Stair Case Study House 05
Situation:
Die obersten beiden Etagen eines großbürgerlichen Jugendstilhauses wurden zu einer großzügigen Maisonettewohnung zusammengefasst.
Maßnahme:
Auf den ersten Blick erscheint die neue Treppe wie eine herkömmliche zweiläufige, halbgewendelte Eichentreppe. Bei näherer Betrachtung erkennt man, dass sich der untere Treppenlauf konisch verbreitert. Es bildet sich eine Überlagerung beider Treppenläufe, die sich zum Wohnungseingang hin öffnet.

Siar Case Study House 05, Fotos: Uwe Scholz

Stair Case Study House 05, Foto: Uwe Scholz

Stair Case Study House 05, Grafik: Gerd Streng

Stair Case Study House 05, Gäste-WC

Fotos: Uwe Scholz

Maßnahme:
Mittels eines gezielten Eingriffs wurde der bisher ungenutzte Spitzboden durch eine neue Treppe zugänglich gemacht, die in den Flur des Obergeschosses integriert werden konnte. Ursprünglich lediglich über eine Leiter erschlossen, beherbergt der Speicher nun ein vollwertiges und lichtdurchflutetes Zimmer. Die Wohnfläche konnte dadurch von ca. 100 m² auf ca. 116 m² erhöht werden.

Die neue, einläufige Spitzbodentreppe ist passgenau in die vorhandene Deckenaussparung für die ehemalige Dachbodenleiter eingearbeitet. Da der Durchgang im 1,30 m breiten Flur zu Bad und Schlafzimmern gewährleistet bleiben muss, sind die Grenzen der räumlichen Ausdehnung der neuen Treppe klar definiert.

Die um 5° geneigte Wange ist der Schlüssel zum Funktionieren aller Anforderungen. Zum einen gewährleistet die Neigung die maximale Durchgangsbreite im Flurbereich und zum anderen vermittelt sie zwischen Deckenaussparung und Treppenantritt. Ein Knick in Höhe der neunten Stufe markiert den Übergang zur Wendelung des Austrittes im Spitzboden. Als Handlauf dienen sechs übereinander angeordnete Aussparungen, die vom Kleinkind bis zum Erwachsenen stets die optimale Höhe bieten.

Stair Case Study House 06, Fotos: Uwe Scholz

Stair Case Study House 06, Foto: Uwe Scholz

Stair Case Study House 06, Schnitt, Grafik: Gerd Streng

Wandseitig ruhen die Stufen auf einer mit der Mauer verschraubten Wange. Sämtliche Teile sind in klar-lackiertem Birken-Multiplex (30mm) ausgeführt. Den oberen Raumabschluss bilden zwei Sandwichplatten aus opakem, glasfaserverstärkten blauen Polyester (GFK). Eine Platte ist als gasdruckfederunterstützte Klappe vorgesehen, der kleinere Teil ist ‚festverglast’. Beide Teile sind begehbar, sowie von unten beleuchtet.

Die GFK-Platten sind in einen orange-lackierten Stahlrahmen aus L-Profilen eingepasst. Vier Dachflächenfenster sorgen für die Grundbeleuchtung des Spitzbodens. Ein zusätzliches großes Dachflächenfenster über dem Treppenaustritt gewährt Tageslicht und Durchblicke über fast drei Geschosse hinweg. Mit Ausnahme der spitzen Giebelwände sind alle Oberflächen des Spitzbodens mit dampfdichten OSB-Platten verkleidet – inklusive der Laibungen der fünf Dachflächenfenster, der Fußleisten sowie der First-Abdeckleisten. Die hochwertige Verarbeitung des vermeintlich ‚billigen’ Materials in Kombination mit der GFK-Fläche verleihen dem Raum seine einzigartige Atmosphäre.

Stair Case Study House 06, Aufsicht Treppenelement, Foto: Uwe Scholz

Stair Case Study House 06, Blick in den Spitzboden, Foto: Uwe Scholz

Unter der Treppe befindet sich auf dreieckigem Grundriss das Gäste-WC. Mit Ausnahme der Armaturen sind alle Oberflächen in Weiß gehalten, eine dreieckige Lichtvoute mit orange-farbener Lackierung über der Eingangstür akzentuiert den Raum. Das mattierte Fenster zum Treppenraum ist mit einer Spiegelfolie versehen. Das Volumen bildet unverfälscht die Treppengeometrie ab. Zusammen mit der monochromen Farbgebung und der Beleuchtung entsteht eine poetische Atmosphäre, die gut mit der Raumfunktion korrespondiert.
Stair Case Study House 06 Situation:
Ein klassisches Einfamilienhaus von 1937 sollte energetisch saniert und an die Raumbedürfnisse einer vierköpfigen Familie angepasst werden.
Nutzer: privat (5 köpfige Familie)    
Bauleitung: Eigenleistung Bauherr
Architekt Treppenobjekt: Gerd Streng

Projektdaten:
Standort:
20148 Hamburg-Rotherbaum   
Baukosten: Gesamt netto Treppenobjekt ca. 40.000 €

Nutzer: privat (4 köpfige Familie)    
Bauleitung: Eigenleistung Bauherr
Architekt: Gerd Streng

Projektdaten:
Standort: 22525 Hamburg-Langenfelde
Baukosten:
Gesamt brutto ca. 65.000 €
Gesamt brutto Treppenobjekt ca. 5.500 € Weitere Projekte zum Thema »Treppen, Rampen, Aufzüge« lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe DETAIL 2014/4.
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