22.06.2009 Claudia Fuchs

Hermitage Museum Amsterdam eröffnet


Hinter den historischen Ziegelfassaden überraschen lichte, großzügige Räume: das Innere wurde weitestgehend entkernt, da die kleinteilige Grundrissstruktur für die Museumsnutzung nicht geeignet war. Die einstmals introvertierte, geschlossene Wohnanlage verwandelte sich zu einem öffentlichen Gebäude, das mit seinem neu gestalteten, frei zugänglichen Innenhof, mit Restaurant und Terrassencafé auch den städtischen Raum belebt.

Hermitage Amsterdam, Foto: Luuk Kramer

Der „Amstelhof“ wurde im Jahr 1683 als Altenheim errichtet und als solches bis April 2007 genutzt. Zur Bauzeit eine wegweisende soziale Einrichtung, erfüllte es in den letzten Jahrzehnten nicht mehr die heutigen Anforderungen und Standards. Die Trägerschaft, eine Wohlfahrtsorganisation, übergab die Anlage der Stadt Amsterdam mit der Auflage, das Haus künftig kulturell zu nutzen.
Der innerstädtische Gebäudekomplex aus dem 17. Jahrhundert, der sich um einen großen Innenhof gruppiert, ist dreiseitig von Wasserarmen umgeben und liegt in exponierter Lage direkt am Fluss Amstel. Während das Äußere des Gebäudes mit Sichtziegelfassaden und fein profilierten Fenstern kaum verändert und sorgfältig saniert wurde, war das Innere durch zahlreiche Umbauten zu einem Labyrinth aus Zimmern und Fluren gewachsen.

Westflügel, Tor zum Innenhof; Foto: Luuk Kramer

Luftbild; Foto: Aerophoto Schiphol

Die Architekten entkernten die Gebäude und strukturieren konsequent und klar die vier Gebäudeflügel neu: der Osttrakt nimmt Eingang, Restaurant und Auditorium auf, im Nord- und Südflügel befinden sich die Ausstellungsräume, und im Westflügel dient die ehemalige Kapelle als Veranstaltungs- und Konzertraum.
Der Eingangsbereich überrascht den Besucher mit einem lichterfüllten Raumvolumen, das sich über die gesamte Höhe des Hauses erstreckt. Eine leichte, transparente Treppe führt zu Restaurant und Vortragssaal in den oberen Etagen; der Saal ist über eine Glasfront visuell mit der Halle verbunden.

Ostflügel Foyer, Restaurant; Foto: Luuk Kramer

An das Foyer schließen seitlich die Ausstellungsräume im Nord- und Südflügel an. Die beiden Trakte sind spiegelbildlich gegliedert: der zweigeschossige, zentrale Oberlichtsaal, neu geschaffen durch die Überbauung des ehemaligen schmalen Hofs, wird beidseitig flankiert von Kabinetten. Die Sichtachsen durch die Kabinette und entlang der hofseitigen Flure lassen die Dimension des Gebäudes erlebbar werden. Durch mehrere balkonartige Öffnungen sind die Kabinette mit dem Oberlichtsaal verbunden.

Blick auf die Restaurant-Ebene; Foto: Luuk Kramer

Im Westflügel blieb der ursprüngliche Raumeindruck erhalten. Die ehemalige Kapelle, ein hoher langgestreckter Saal mit Fenstern zu beiden Seiten und dem Blick auf Wasserfläche und Innenhof, soll künftig für Konzerte und Vorträge genutzt werden.

Zugang zu den Ausstellungsräumen; Foto: Luuk Kramer

Ausstellungssaal; Foto: Luuk Kramer

Bis Ende 2010 wird in den zurückhaltend weiß gestalteten Räumen die Ausstellung „At the Russian Court“ gezeigt. Die 1800 Exponate – Ballkleider, Porträtbilder, Mobiliar, Schmuck – illustrieren das Leben am Zarenhof des 19. Jahrhunderts. Ab dem nächsten Jahr sind im halbjährlichen Turnus Wechselausstellungen mit den Kunstschätzen der Eremitage geplant. Der fast 10000 Quadratmeter große Museumskomplex bietet hierfür einen ansprechenden Rahmen, der nicht zuletzt auch dank seiner Lage am Wasser an die Sammlungen in St. Petersburg erinnert.

Westflügel, ehemaliger Kirchensaal; Foto: Luuk Kramer

Architekten: Hans van Heeswijk architecten, Amsterdam
Interior Design: Merkx+Girod architecten, Amsterdam
Freiraumgestaltung: Michael van Gessel, Amsterdam
Fotos: Luuk Kramer, Amsterdam

Grundriss 1 OG; Hans van Heeswijk architecten

Schnitt Ausstellungsflügel; Hans van Heeswijk architecten

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