Optisches Vexierspiel: Eingangspavillon von A&F Architectes in Yverdon
Foto: A&F architectes
Die Management- und Ingenieurhochschule des Schweizer Kantons Waadt, kurz HEIG-VD, hat ihren Sitz in einem 1972 errichteten Gebäudekomplex etwas außerhalb von Yverdon. Seine terrassierte Struktur folgt dem Hanggrundstück oberhalb des Sees von Neuchatel. Bei der unlängst fertiggestellten Sanierung blieb die kraftvolle brutalistische Architektur mit ihrem dominanten Betonskelett gottlob erhalten. Allerdings fehlte dem Komplex bisher ein markanter Eingang, der auch die Freiterrassen vor dem Gebäude besser nutzbar machte. Diesen haben nun A&F Architectes aus Genf geschaffen. Wie ein riesiger, gebogener Schutzschild erhebt sich eine kassettierte Sichtbetonwand an der Straße. Ihre Geste mag abweisend wirken, führt jedoch die Formensprache des dahinter gelegenen, aus dem übrigen Gebäudekomplex ausgeklinkten Audimax fort.
Beim Eintreten in den Eingangspatio ergibt sich ein gänzlich neues, verwirrendes Bild: Hier sind die Sichtbetonwände glatt und eine blaue Scheibe legt sich wie eine Projektion über die Gebäudekonturen. In Wirklichkeit handelt es sich um einen Farbanstrich, mit dem die Architekten die jahrhundertealte Kunsttradition der Anamorphose zu neuem Leben erwecken. Nur vom Eingangstor aus gesehen ergänzen sich die blauen Flächen zum Kreis, aus allen anderen Blickwinkeln ergeben sie ein Ensemble scheinbar willkürlich platzierter Farbflächen.